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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Drei Jahre: Für die meisten Kinder ist das eine Zeit mit Schlafliedern, Plüschtieren, Versteckspielen und Buntstiften. Für dieses Kind war es die Zeit des Todes gewesen, möglicherweise durch einen Mord.
    War es ein Junge oder ein Mädchen? Von der Pubertät an lässt sich das Geschlecht eines Skeletts vor allem anhand der Beckenknochen recht einfach feststellen: Wie es den Erfordernissen einer Entbindung entspricht, haben Frauen ein deutlich breiteres Becken mit längerem Schambein. In der frühen Kindheit jedoch gibt es in der Form des Beckens von Jungen und Mädchen so gut wie keine Unterschiede. In einem bestimmten Alter sind Mädchen in der Regel ein wenig kleiner, aber wenn man das Alter nicht genau kennt - und alles andere würde bedeuten, dass man wahrscheinlich auch über die Identität bereits Bescheid weiß -, gibt es keine Anhaltspunkte für das Geschlecht.
    Was die Identität dieses Kindes anging, war die Polizei sich nach Aussage von Detective Foote relativ sicher: Die zweieinhalbjährige Lisa Elaine Silvers war acht Monate zuvor als vermisst gemeldet worden. Gerald Silvers, ihr 21-jähriger Onkel, war am 22. April 1970 als Babysitter bei Lisa und ihrer Schwester - einem Säugling - gewesen, während die Eltern ins Kino gingen. Gerald hatte bei der Polizei angegeben, er sei eingeschlafen, und als er wieder aufwachte, sei Lisa weg gewesen. Polizei und Nachbarn gingen sofort auf die Suche, fanden aber keine Spur von dem Kind.
    Nach dem Verhör reiste Gerald von Kansas nach Kalifornien - ganz kurzfristig und in einem Polizeiauto. Nach Lisas Verschwinden hatte Detective Foote bei einer Routineüberprüfung festgestellt, dass Gerald im Golden-Gate-Staat wegen Raub und Fahrerflucht gesucht wurde - er war also nicht der Typ von Onkel, den ich als Babysitter bei meinen Kindern lassen würde. Das bedeutete aber nicht zwangsläufig, dass er der Mörder war. Aus dem Inhalt der Schachtel auf meinem Schreibtisch ging nicht einmal eindeutig hervor, dass es sich um die Knochen von Lisa handelte. Nicht nur das Geschlecht ließ sich unmöglich feststellen, es gab auch keine verheilten Verletzungen, die man mit Röntgenaufnahmen aus ärztlichen Unterlagen über Lisa hätte abgleichen können. Auch zahnärztliche Aufzeichnungen existierten nicht; ihr Leben war vor dem ersten Zahnarztbesuch zu Ende gewesen. Vor mir lagen 50 Knochen, und doch hatte ich nichts Definitives in der Hand. Ich schrieb sofort meinen kurzen Befund nieder, gab Detective Foote das Papier und wünschte ihm viel Glück für die weitere Aufklärungsarbeit.
    Dieses Glück hatte er einige Monate später anscheinend tatsächlich: Zwei Mithäftlinge von Gerald Silvers aus Kalifornien verpfiffen ihn und sagten aus, er habe damit geprahlt, dass er seine Nichte vergewaltigt und umgebracht hätte. Gerald wurde vor einem Geschworenengericht in Kansas angeklagt und zum Prozess wieder nach Olathe gebracht. Als aber die Beweisaufnahme bevorstand, rief Detective Foote mich in heller Aufregung an. Da wir das Skelett nicht eindeutig als Lisa identifiziert hatten, würde es für Geralds Anwalt ein Leichtes sein, die Anklage zu entkräften. Es gab zwar eine Leiche, aber keine Jury hatte auch nur den geringsten Grund zu der Annahme, dies sei Lisa oder sie sei von ihrem Onkel vergewaltigt und umgebracht worden.
    Foote bettelte geradezu: ob wir nicht doch irgendetwas tun könnten, um zu einer eindeutigen Identifizierung zu gelangen? »Haben Sie ein Foto von Lisa?«, fragte ich in der Hoffnung, es könne in ihrem Gesicht irgendein charakteristisches Merkmal geben, das sich mit der Form des Schädels in Verbindung bringen ließ. Ja, er hatte eines und versprach, es mir zu schicken.
    Als der Umschlag ankam, riss ich ihn sofort auf. Das Bild zeigte ein hübsches, blondes, fröhliches kleines Mädchen, das stolz in die Kamera lächelte. Mein Blick blieb an den Zähnen hängen: Ohne dass ich genau wusste warum, sah ich in dem Lächeln des Kindes einen Hoffnungsschimmer. Ich rief Detective Foote an.
    »Erzählen sie mir noch mehr über den Fundort der Leiche«, sagte ich. Wie Foote mir daraufhin berichtete, waren die Wachteljäger rund 15 Kilometer von Olathe entfernt in einem schmalen, seichten Bachlauf gewatet, der sich über eine Wiese zog. »Wir brauchen die übrigen Zähne, nicht nur die Molaren«, erwiderte ich.
    Detective Foote meldete Zweifel an. Er erklärte, sie hätten schon stundenlang gesucht, nur um diese wenigen Knochen zu finden. Dass sie etwas übersehen

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