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Der Knochenmann

Der Knochenmann

Titel: Der Knochenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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dann denkst du oft alles mögliche, was dir am Tag gar nicht einfallen würde: Welche Knochenberge liegen wohl jetzt schon im Keller herum, weil der Milovanovic schon seit fast zwei Wochen nicht mehr die Knochenmehlmaschine bedient hat.
    Und dann hat er sich die Papierkugeln gar nicht in die Ohren gestopft. Er ist auf einmal so neugierig geworden, wie es jetzt ausschaut im Knochenkeller, daß er sich angezogen hat und in den Knochenkeller hinuntergegangen ist.
    Er hat sich gedacht, lieber schalte ich am Gang kein Licht ein, man weiß nie, wofür es gut ist. Und ihm ist aufgefallen, daß im Dunkeln die Geräusche viel lauter sind. Und das Geräusch von der Knochenmehlmaschine ist mit jedem Schritt lauter geworden, den der Brenner in Richtung Knochenraum gemacht hat. Und dann natürlich große Überraschung.
    Weil die Tür zum Knochenraum ist auf einmal zugesperrt gewesen. Aber das war noch gar nicht die Überraschung. Sondern, daß hinter der Tür kein Geräusch gewesen ist. Kein Surren und kein gar nichts.
    Jetzt wo ist das Surren hin verschwunden? Wenn ich oben in meinem Zimmer die Knochenmehlmaschine höre, aber herunten höre ich sie nicht, wie viele Möglichkeiten gibt es da? Entweder es hat jemand die Maschine abgeschaltet, während ich heruntergegangen bin. Und dieser jemand wartet vielleicht hinter dem Vorhang mit dem Schlachtermesser auf mich. Aber ist ja weit und breit kein Vorhang gewesen in dem Keller.
    Oder es ist gar nicht die Knochenmehlmaschine gewesen, was ich die ganze Zeit in meinem Zimmer surren gehört habe.
    Dann hat der Brenner wieder das Surren gehört. Aber aus der anderen Richtung. Und dann hat er gesucht, wo das Surren herkommt.
    Er ist wieder den Gang zurückgegangen, aber das Surren ist überall und nirgends gewesen. Er hat sich überlegt, ob er die Klofrau aufwecken und fragen soll, wo das Surren herkommt. Aber die Klofrau ist ja gestern aus Kummer um ihren Sohn weggefahren zu ihrer Schwester nach Bad Reichenhall.
    Die Klofrau ist weg, und ihr Sohn ist weg, und die Kellnerin ist weg, hat sich der Brenner gedacht, während er im Halbdunkeln an den verschiedenen Türen im Keller gelauscht hat. Sogar an jeder einzelnen Klotür hat er gelauscht, und natürlich besonders an der Klotür, hinter der sich die Wohnung von der Klofrau verborgen hat. Und dann hat er die Klotür aufgemacht und an der Wohnungstür gelauscht. Und hat probiert, ob sich die Tür öffnen läßt.
    Aber die Wohnung ist natürlich abgesperrt gewesen. Und dann hat der Brenner sie aufgebrochen. Und dann hat er entdeckt, daß das Surren von da auch nicht gekommen ist.
    Dann wieder hinaus aus der Wohnung zu der Besenkammer, die zwischen dem Knochenraum und den Damentoiletten gelegen ist. Jetzt, wenn ich die Wohnung aufgebrochen habe, kann ich die Besenkammer auch aufbrechen. Und dann hat er bemerkt, daß die Besenkammer eine Stahltür hat. Und er hat sich überlebt, seit wann Besenkammern Stahltüren haben.
    Er ist noch einmal zurück in die Wohnung von der Klofrau und hat an der Wand gelauscht, die an die Besenkammer angrenzt. Wie er sein Ohr an die Wand gelegt hat, ist es für seinen Migräneschädel eine richtig angenehme Massage gewesen, so hat die Mauer vibriert. Und dann der Brenner kurzen Prozeß.
    Er hat sich nicht einmal mehr die Zeit für die Stiege genommen. Sondern ist direkt durch das Fenster aus der Kellerwohnung ins Freie hinaufgeklettert. Und dort hat er gesehen, daß er richtig gerechnet hat. Die Besenkammer hat genau so ein Kellerfenster wie die Wohnung von der Klofrau gehabt.
    Ihm ist aufgefallen, wie früh es um diese Jahreszeit schon dämmert. Obwohl es immer noch vollkommen finster gewesen ist. Aber man hat schon gespürt: jetzt und jetzt kommt die Dämmerung. Durch das Fenster hätte er aber auch am hellichten Tag nichts gesehen, weil es von innen zugeklebt war. Und es ist  ein modernes, einbruchsicheres Glas gewesen. Da kann ein 150-Kilo-Mann hineintreten und springt höchstens der 150-Kilo-Mann in tausend Teile, aber das Glas macht keinen Naggler.
    Und dann ist der Brenner zum Porsche hinübergerannt und hat die Lenkradsperre geholt. Dabei ist die Dämmerung schon so in der Luft gelegen, daß du hingreifen hättest können.
    Und dann haben wie auf Kommando die Vögel zu zwitschern angefangen. Der Brenner hat sich überhaupt nicht erinnern können, daß er jemals einen derartigen Lärm gehört hat. Außer der Explosion von der Scheibe, wie er die Lenkradsperre in das Fenster gedroschen hat.
    Wie er durch

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