Der Knochenmönch
höher der Papst seine Privaträume hatte. Hatte überhaupt jemand von diesem uralten Verbindungstunnel gewußt?
Das konnte ich mir nicht vorstellen. Wenn ja, hätte man ihn längst zugeschüttet, denn er bildete immerhin so etwas wie eine Gefahrenquelle.
Ich zog den Kopf ein, als ich den Kellenaum betrat. Mit der Schulter streifte ich an der Kante eines vorstehenden Steins entlang. Driscoll blieb mir dicht auf den Fersen.
Er sprach nicht, aber sein Atem ging schnell und hart.
Er war aufgeregter als ich, wahrscheinlich dachte er stärker über gewisse Dinge nach als ich. Er gehörte einem Orden an. Sein Leben stand auf einer ganz anderen Basis.
Wir hatten den Keller betreten.
Es war still hier wie in einem Grab, abgesehen von unserem Atemholen.
Wir konnten uns nur auf meine Lampe verlassen, deren Strahl als bleicher langer Finger den uralten Staub zerteilte.
Da ich niemals nur auf eine Stelle leuchtete, gelang uns ein Rundblick, und wir sahen, daß dieser Keller leer war. Es gab keine Weinfässer, die sich dort stapelten, auch keine anderen Gegenstände. Er schien seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden zu sein, und er war sehr groß.
Ich ging einige Schritte nach vorn und hielt mich dabei weiter rechts.
Zufall oder Fügung, vielleicht beides, jedenfalls hatten wir Glück, denn wir sahen ein weiteres Ziel, mit dem wir schon lange gerechnet hatten.
Es war die berühmte Kellertreppe. Nicht sehr lang, vier klobige Stufen nur.
Die Treppe endete vor einer Tür. Sie allerdings war geschlossen und nicht aufgebrochen worden.
»Das ist der Weg, John!«
Es war der Weg, und das wußte auch der Knochenmönch. Bisher hatten wir ihn nicht gesehen, nicht einmal gespürt, aber die Geräusche aus der Dunkelheit neben der Treppe sagten uns genug.
Er kam.
Er blieb auch nicht stehen, ging weiter und schlurfte schließlich in den Lichtschein meiner Leuchte hinein.
Zum erstenmal standen wir ihm gegenüber. Zumindest Father Driscoll war stumm vor Grauen…
»Das Böse, Suko! Das ist das Böse!« flüsterte Father Ignatius mit einer schon beinahe ehrfürchtigen Stimme. »So ist es schon immer gezeigt worden. Die Hyäne ist das Sinnbild, der Teufel selbst hat sich dieses Tier ausgesucht.« Er brach ab, denn die Hyäne hatte ihr Maul geöffnet und entließ einen stinkenden Dampf. In kleinen Wolken wehte er über die Stufen hinweg.
»Es ist nicht der Teufel, Ignatius.«
»Was dann?«
»Ein Dämon, der Asmodis oder auch Luzifer sehr nahesteht. Er ist der Beschützer des Knochenmönchs. Er hat schon getötet. Er muß Ambrizzi sein. Und er wird versuchen, auch uns zu vernichten, das kann ich dir versprechen.«
Für Suko war er gefährlich. Immerhin hatte er es geschafft, sich in zwei verschiedenen Gestalten zu zeigen. Einmal als Totenkopf, dann hatte er sich aufgelöst und war zu diesem schrecklichen Wesen geworden, das Blut wollte.
Die kalten Augen glotzten auf die beiden Männer nieder. Dieses Wesen strahlte etwas ab, das bei Suko eine Gänsehaut hinterließ. War es Blut-oder Mordgier? Er dachte an die Menschen, die hier ja leben sollten.
Bisher war ihnen kein Bewohner begegnet, und dem Inspektor schössen die schlimmsten Gedanken durch den Kopf.
Er blieb trotzdem ruhig, und er zog mit einer ebenfalls ruhigen Bewegung die Dämonenpeitsche. Einmal den Kreis schlagen. Drei Riemen rutschten hervor.
Das Hyänenwesen schaute zu. Der Kopf blieb starr, nur ihre Arme bewegte die Mutation, und sie wußte genau, was sie da tat, denn sie griff unter ihre Kleidung und holte das Messer mit der langen Klinge hervor.
Suko dachte daran, daß bereits der Vater seines Freundes John Sinclair damit bedroht worden war. Er wußte auch, daß dieses Zerrbild der Hölle verdammt schnell sein konnte, schneller als er womöglich, deshalb zog er mit der anderen Hand die Beretta.
Suko fackelte nicht lange, er schoß.
Die Kugel jagte nicht in den Schädel. Dicht unterhalb des Kinns durchschlug das geweihte Silbergeschoß den Hals, riß dort das Heisch auf, hinterließ eine zackige Wunde, aus der jedoch kein einziger Tropfen Blut hervorquoll.
Die Gestalt taumelte zurück. Das Maul war weit aufgerissen. Immer mehr von diesem grüngrauen Rauch drang hervor, aber die Hyäne mit dem Menschenkörper war noch nicht erledigt.
»Schieß, Suko!«
Der Inspektor hörte nicht auf den Father. Er hatte sich zu einer anderen Taktik entschlossen. Suko griff an.
Er jagte die restlichen Stufen hoch. Es waren nur Sekunden, bis er das Monster erreicht
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