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Der Koch

Der Koch

Titel: Der Koch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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tun?«
    »Nicht viel.«
    »Und das wenige?«
    Schaeffer tat, als müsste er lange überlegen. »Wir könnten vielleicht dafür sorgen, dass in dieser Sache ein Medium federführend wird, auf das wir ein wenig Einfluss nehmen können.«
    Dalmann nickte. Es gab nur ein solches Medium. »Und wie willst du das anstellen?«
    »Ich gebe denen den Tipp mit Carlisle. Unter der Bedingung, dass die dich raushalten.«
    Der Mann war gut. Nervte, aber war gut. »Und wie willst du verhindern, dass ein anderer Journalist recherchiert?«
    »Journalisten recherchieren nicht in den Enthüllungsstorys ihrer Kollegen herum. Die schreiben sie ab.«
    Schaeffer verabschiedete sich, und Dalmann machte sich einigermaßen beruhigt über sein Frühstück her.
     

41
    Kurz vor elf Uhr vormittags drückte Andrea auf die Klingel mit dem Initial M. in dem Appartementhaus, in dem Makeda wohnte. Sie hatte die ganze Nacht vergeblich auf sie gewartet. Makeda hatte zwar gesagt, dass sie von Dalmann gebucht war, aber normalerweise dauerte das nicht die ganze Nacht.
    Sie hatten auch abgemacht, dass nie eine auf die andere wartete, nie eine fest mit der anderen rechnete. Es sollte immer eine freudige Überraschung bleiben, wenn sie einander besuchten. Aber es gab zwischen ihnen, wie zwischen allen Verliebten, viele Abmachungen. Und wie alle Verliebten hielten sie sich manchmal nicht daran.
    Keine Fragen stellen war so eine. Sie wollten Geheimnisse voreinander haben. Keine großen, keine wichtigen. Einfach solche, die nichts mit der anderen zu tun hatten.
    Doch Andrea schaffte es nicht immer. Sie fragte nicht direkt, aber es kam schon vor, dass sie mehr zu sich als zu Makeda sagte: »Ich möchte ja nicht wissen, was du wieder die halbe Nacht getrieben hast.«
    Nie beantwortete Makeda eine dieser rhetorischen Fragen. Sie richtete auch nie eine an Andrea.
    In der Gegensprechanlage ertönte Makedas schläfrige Stimme. »Jaaa?«
    »Ich bin's, Andrea.«
    Makeda drückte auf den Türöffner, und als der Lift im Vierten ankam, erwartete sie sie in der Tür.
    Andrea begrüßte sie mit einem flüchtigen Kuss und trat ein.
    »Coffee?«, fragte Makeda.
    Andrea war wütend gewesen, aber jetzt, wo sie ihre Freundin sah, so schön, so graziös, so entspannt, verflog der Ärger. »Also gut«, sagte sie und erwiderte ihr Lächeln.
    Makeda machte zwei Espressi, stellte sie auf das kleine Tischchen zwischen den Polstersesseln, setzte sich Andrea gegenüber und schlug die Beine übereinander. »Dalmann«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Ein bisschen viel« - Andrea imitierte die Handbewegung - »Dalmann, finde ich.«
    »Er zahlt gut und strengt nicht an«, antwortete Makeda.
    »Er ist ein widerlicher alter Sack mit undurchsichtigen Geschäften. Er hat den Abend mit dem Holländer und dem Manager organisiert, bei dem fotografiert wurde.«
    »Woher weißt du das?«
    »Der Holländer wurde von Dalmanns Handlanger begleitet.«
    »Schaeffer? Ach, das ist ja interessant.«
    »Ich weiß, es ist gegen die Abmachung: Aber mir stinkt es, dass du so viel Zeit mit Dalmann verbringst. Er widert mich an.«
    »Es ist mein Beruf, Zeit mit Männern zu verbringen, von denen andere Frauen angewidert sind.« »Es gibt genügend andere.«
    »Er ist ein guter Kunde von Kuli. Gut fürs Geschäft, sagt er.«
    Andrea machte ein unglückliches Gesicht. »Ach, Makeda«, seufzte sie. »Es ist so schwer.«
    Makeda hatte ein Erbarmen. »Ich habe noch nie mit ihm gebumst.«
    Andrea wartete, dass sie weitersprach.
    »Er kann nicht. Er ist herzkrank. Er frisst tausend Tabletten am Tag. Und säuft dazu.«
    »Was macht ihr denn?«
    »Verbotene Frage.«
    »Ich weiß. Also, was?«
    »Reden. Essen. Fernsehen. Wie ein altes Ehepaar.« »Und das ist alles?«
    Makeda lachte. »Manchmal will er zuschauen, wie ich mich ausziehe. Und ich muss so tun, als würde ich es nicht bemerken. Er ist ein Voyeur.«
    »Widerlich.«
    »Ach, komm. Leicht verdientes Geld.« Andrea stand auf, ging zu Makeda und küsste sie leidenschaftlich.
     

42
    Die Wochenzeitschrift
Freitag
hatte die Meldung der Waffenexportgegner aufgenommen und unter dem Aufmacher »Die Schrott-Connection« den Handel mit den ausgemusterten Panzerhaubitzen enthüllt.
    Neben Fotos von den Panzern und einer Grafik vom Golf von Bengalen mit vielen Schiffen und Pfeilen befanden sich an prominenter Stelle des Berichts zwei Kästchen mit Fotos von dem amerikanischen Geschäftsmann Carlisle und seinem thailändischen Gegenpart Waen. Die

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