Der Koch
Ironie. Und vor allem: Er konnte sich nicht sattsehen an ihr.
So leistete er sich für viel Geld eine fast spießige Beziehung, verbrachte viel Zeit mit Makeda in seinem Haus, sah mit ihr fern und spielte stundenlang und chancenlos Backgammon gegen sie.
Nie verlangte sie von ihm, dass er sich mit ihr in der Öffentlichkeit zeige, wie andere Freundinnen aus der Vergangenheit. Nie ließ sie den geringsten Zweifel entstehen, dass ihre Beziehung rein geschäftlicher Natur war.
Das hatte ihm am Anfang gefallen, aber mit der Zeit begann es ihn zu stören. Er begann sie zu fragen, ob sie ihn denn auch ein bisschen möge, und sie gab ihm jedes Mal die gleiche Antwort: »Ein bisschen mögen? I absolutely worship you.«
Diese Unverbindlichkeit hatte dazu geführt, dass er sie beschenkte. Mit einem Perlencollier, einem dazupassenden Perlenarmband und einer nachtschwarzen Nerzstola.
Es ging so weit, dass er sich eines Tages mit ihr im Huwyler zeigte.
Makeda aß sich durch das große Surprise, als esse sie jeden Tag so. Und sie blieb die ganze Zeit beim Champagner, was dem Koch in Fritz Huwyler weh tat, aber den Geschäftsmann in ihm freute. Denn Dalmann trank trotzdem Weine nach dem Aperitif und überließ deren Wahl dem Sommelier.
In der Küche hatte es sich blitzartig herumgesprochen, dass Dalmann heute in spektakulärer Begleitung hier sei. Die ganze Brigade, einer nach dem anderen, spähte von der Essensausgabe zu seinem Tisch hinüber und gab dann seine Einschätzung bekannt. Tänzerin, Model oder Nutte.
Makeda war eine Extravaganz, die sich Dalmann genau genommen nicht leisten konnte. Die Aktien der größten Bank, in die sein vermeintlich sicher angelegtes Geld investiert war, hatten sich noch keineswegs erholt. Im Gegenteil. Gerade hatte das vom Staat gestützte Geldhaus für das vergangene Jahr einen Verlust von zwanzig Milliarden Franken bekanntgegeben. Ein Verlust, der einmalig war in der Wirtschaftsgeschichte des Landes. Die Kunden hatten zweihundertsechsundzwanzig Milliarden abgezogen, die Aktie hatte in dieser Zeit fast zwei Drittel ihres Wertes verloren. Und die amerikanischen Steuerbehörden drohten damit, der Bank die Lizenz zu entziehen, wenn sie ihnen nicht die Daten von ein paar hundert der Steuerhinterziehung verdächtigten US-Bürgern auslieferten. Ohne Lizenz in den USA konnte die größte Schweizer Bank den Laden schließen.
Dafür hatte sich die Sache mit Staffel und van Genderen erfreulich entwickelt. Das neue Management versuchte zwar auf Druck der Anteilseigner verzweifelt, den Deal zwischen der Kugag und der hoogteco rückgängig zu machen. Ihm konnte es egal sein, die Provision war überwiesen, und zwar auf die richtige Bank.
Er staunte, wie schnell van Genderen den armen Staffel herumgekriegt hatte, keine Ahnung, wie ihm das gelungen war. Aber ein paar Vermutungen, die hatte er schon. Das Gerücht, Staffels Frau habe die Scheidung eingereicht, welches die aus dem Salzburgischen stammende Klatschkolumnistin der großen Tageszeitung in ihrer immer etwas hilflos anmutenden wöchentlichen Kolumne streute, deutete in diese Richtung. Auch das nicht Dalmanns Problem.
Auch auf einem anderen Gebiet ließ sich die Vermittlungsund Beratungstätigkeit erfreulich gut an. Nämlich die für seine thailändischen und pakistanischen Kontakte, Waen und Fajahat. Beide hatten sich mit Carlisle geeinigt, die Produkte waren an die USA verkauft und nach Thailand und Pakistan geliefert worden. Dass sie immer noch dort waren, bezweifelte Dalmann. Die thailändische Lieferung war wohl auf inoffiziellem Weg im Golf von Bengalen auf Schiffe der LTTE umgeladen, die pakistanische wahrscheinlich hochoffiziell nach Colombo verschifft worden.
Das alles lag natürlich außerhalb von Dalmanns Zuständigkeit. Er hatte nur, und dies ganz legal, seine guten Dienste zur Verfügung gestellt und dafür eine angemessene Kommission entgegengenommen. Wenn er es nicht getan hätte, hätte es ein anderer getan. Auch dieser Betrag war übrigens auf dem Konto einer kleineren, aber solideren Bank als der anfangs erwähnten deponiert.
Nebeneinkünfte, die ihn nicht reich machten, aber die immerhin seine Extravaganzen nicht ganz so unvernünftig erscheinen ließen.
40
Gegen neun Uhr abends flogen zwei Kleinflugzeuge aus dem Norden Richtung Colombo. In ihren Cockpits saßen die beiden Black Air Tigers Col. Rooban und Lt. Col. Siriththiran. Sie waren von einer Straße im eingekesselten Kampfgebiet gestartet. Rooban hatte einen
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