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Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie

Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie

Titel: Der Koenig aller Krankheiten - Krebs, eine Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mukherjee Siddhartha
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tolerierbar. Doch der intensiv behandelten Gruppe erging es eindeutig besser, bei ihr waren die Remissionen dauerhafter. Dennoch war auch bei diesem Behandlungsplan eine Heilung noch weit entfernt: Auch bei den intensiv behandelten Kindern trat bald ein Rückfall ein, und sie starben innerhalb eines Jahres.
    Prüfplan eins war richtungsweisend. Zubrods und Farbers hoch geschätztes Kooperationsmodell war endlich in Aktion getreten. Dutzende Ärzte, Schwestern und Patienten in drei voneinander unabhängigen Krankenhäusern hatten sich verpflichtet, nach einer gemeinsamen Vorgehensweise eine Gruppe von Patienten zu behandeln, und dabei hatte jeder Beteiligte eigene Bedenken und Abneigungen hintangestellt und sich hundertprozentig an die Anweisungen gehalten. »Diese Arbeit ist eine der ersten Vergleichsstudien 13 in der Chemotherapie maligner Neoplasien«, hielt Frei fest. Nach vielen Jahren improvisierter, oft verzweifelter Strategien folgte der Kampf gegen den Krebs endlich einem übereinstimmenden Plan.
    Im Winter 1957 nahm das Konsortium an dem ersten Experiment abermals eine Änderung vor. Nun erhielt eine Gruppe von Patienten eine Kombination von Medikamenten, während zwei Vergleichsgruppen mit nur jeweils einem Wirkstoff behandelt wurden. Und weil die Fragestellung damit noch schärfer abgegrenzt war, zeigten auch die Reaktionen ein deutlicheres Muster: Beide Wirkstoffe waren, wenn sie allein verabreicht wurden, relativ ineffektiv und schlugen nur in 15 bis 20 Prozent der Fälle an; wurden Methotrexat und 6-MP hingegen gemeinsam verabreicht, stieg die Remissionsrate auf 45 Prozent.
    Der nächste chemotherapeutische Prüfplan, er begann 1959, wagte sich auf noch riskanteres Gelände vor. Alle Patienten wurden mit zwei Wirkstoffen behandelt, bis eine vollständige Remission erreicht war. Dann wurde die eine Hälfte der Gruppe mehrere Monate lang mit Chemotherapie weiterbehandelt, die andere Gruppe hingegen erhielt ein Placebo. Wieder war das Muster konsistent: Bei der aggressiver behandelten Gruppe war die Remission beständiger.
    Von einer Studie zur nächsten tastete sich die Forschergruppe vorwärts, wie eine sich abwickelnde Spule. In nur sechs entscheidenden Jahren hatte sich die Gruppe der Leukämieforscher zu Behandlungsplänen vorgearbeitet, bei denen dem Patienten nicht mehr nur ein oder zwei, sondern vier Wirkstoffe, häufig nacheinander, verabreicht wurden. Im Winter 1962 wies der Kompass der Leukämieforschung unübersehbar in eine Richtung. Wenn zwei Substanzen besser als eine waren und drei besser als zwei, sollten dann womöglich vier Medikamente gemeinsam verabreicht werden, als Kombination, wie bei Tb?
    Frei und Freireich spürten beide, dass die Studienreihen am NCI unausweichlich genau darauf zuliefen. Doch auch wenn sie es unbewusst geahnt haben mochten, wichen sie dem Eingeständnis noch monatelang aus. »Wir wussten, dass der Widerstand erbittert wäre«, 14 sagte Freireich. Schon jetzt bezeichneten Kollegen am NCI die Leukämieabteilung als »Metzgerei«. 15 »Die Idee, Kinder mit drei oder vier hoch zytotoxischen Arzneien zu behandeln, galt als grausam und wahnsinnig«, sagte Freireich. »Nicht einmal Zubrod konnte das Konsortium zu einem Versuch überreden. Niemand wollte aus dem NCI ein Nationales Institut des Gemetzels machen.«

Teil 3
    »SCHICKEN SIE MICH WIEDER WEG, WENN’S MIT MIR NICHT BESSER WIRD?«
    Oft schlägt Erwartung fehl, 1 und dann zumeist,
Wo sie gewissen Beistand uns verheißt;
Und wird erfüllt, wo Hoffnung längst erkaltet,
Wo Glaube schwand und die Verzweiflung waltet
    William Shakespeare,
Ende gut, alles gut
 
 
Ich sah den Moment meiner Größe aufflackern, 2
Und ich habe den ewigen Lakaien kichernd meinen Mantel halten sehen,
Und kurz gesagt, ich hatte Angst.
    T. S. Eliot
     
 
Sie haben natürlich vollkommen Recht, wenn Sie sagen, 3
dass wir nicht ständig mehr Geld vom Präsidenten verlangen können,
wenn wir keine Erfolge vorweisen.
    Frank Rauscher, Leiter des
Nationalen Krebsprogramms,
an Mary Lasker, 1974

HALSTEDS ASCHE
    Ich wäre lieber Asche als Staub. 1
    Jack London
     
 
Schicken Sie mich wieder weg, 2 wenn’s mit mir nicht besser wird?
    Eine Krebspatientin in den sechziger Jahren
zu ihrem Arzt
     
    Moya Coles Tamoxifenstudie war ursprünglich auf Patientinnen mit fortgeschrittenem, metastasiertem Brustkrebs zugeschnitten, doch begann sich Cole im Verlauf der Studie über eine Alternativstrategie Gedanken zu machen. Klinische Studien, mit denen

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