Der König auf Camelot
County Mayo liegt, ist inzwischen neben Jagdausflügen und Nachforschungen
über den legendären Godstone auf der Insel Inniskea das zweite Buch des
Arthur-Zyklus, »The Witch in the Wood«, fertig geworden. Der Verleger schickt
es nach der Lektüre noch einmal mit Änderungsvorschlägen an den Autor zurück.
Der hat unterdessen schon den dritten Band »The ill-made Knight« unter der
Feder.
In den Notizen dazu findet sich ein Satz,
mit dem White eigentlich Lanzelots Charakter skizzieren wollte, der aber auch
viel über ihn selbst aussagt:
Wahrscheinlich sadistisch oder er würde nicht
so ängstlich darauf achten, sanft zu sein… ist gern allein. Später siedelt White in Irland von Mayo
nach Meath über. Seine äußeren Lebensumstände sind, obwohl er nicht hat in den
Krieg ziehen müssen, alles andere als idyllisch. Als Engländer im urgälischen
Westen ist White der Landbevölkerung verdächtig. Aus Furcht vor Mordanschlägen
der I.R.A. schließt er sich nach wilden Sauftouren in sein Schlafzimmer ein. In
Belmullet gerät er in den Verdacht, ein Spion zu sein; er darf das Festland
nicht verlassen, keine Ausflüge zu kleineren Inseln vor der Küste unternehmen.
Er meldet sich freiwillig zur örtlichen
Heimwehr. Man legt ihm nahe, bei Paraden nicht mitzumarschieren. Er be- klagt sich nicht. Er hat
ein Dach über dem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten und vor der Tür eine von Hecken
durchzogene grüne Landschaft, durch die er seinen Hund spazierenführt.
Im Dezember 1940 schreibt er an Potts,
seinen ehemaligen Tutor in Cambridge, einen Brief, der über die
Akzentverschiebung Aufschluß gibt, die während der Arbeiten am Arthur-Zyklus in
Hinblick auf Fabel und »Botschaft« des Gesamtwerkes vorsichgegangen ist. Am
Anfang stand – daran gilt es hier noch einmal zu erinnern – die Vorstellung,
über Menschen zu schreiben, deren Leben durch die Schuld ihrer Vorfahren und
auch durch persönliche Schuld von einem Verhängnis überschattet ist.
Jetzt aber, im Krieg, angesichts der
Überzeugung, daß Hitler die Verkörperung des Bösen schlechthin sei, gegen das
es sich mit allen Mitteln zu wehren gelte, dessen Sieg für White auch persönlich
eine ähnliche Katastrophe bedeuten muß, wie der Sieg von Mordreds Horden über
Arthur und sein Heer, wird das Problem der menschlichen Aggression und der Möglichkeit
ihrer Überwindung von zentraler Bedeutung.
Der nächste Band wird »Die Kerze im Wind « heißen…er wird in der Nacht vor der
letzten Schlacht enden. Arthur ist elend dran. Danach werde ich damit beginnen,
ein fünftes Buch zu schreiben, in dem Arthur unter der Erde mit Merlin
zusammentrifft (es stellt sich heraus, daß das Treffen im Dachsbau des ersten
Buches stattfindet, und die Tiere kommen auch wieder zurück, – vor allem die
Ameisen und die Wildgänse). Winken Sie nicht ab! Der Einfall ist gottgesandt.
Verstehen Sie, ich habe plötzlich entdeckt, daß 1) es das zentrale Thema vom
»Morte d’Artkur« ist, ein Gegengewicht gegen den König zu schaffen, 2) daß man
am besten in politischer Hinsicht den Menschen mit Aristoteles als ein
politisches Tier auffaßt. Ich will das nicht weiter ausführen. Es würde dem
zukünftigen Buch seine Frische nehmen, aber ich habe eine ganze Menge in der
Art von Samuel Butler über den Menschen als ein Tier unter Tieren nachgedacht,
über sein Zerebrum etc. und ich glaube, ich habe wirklich etwas herausgefunden
über all diese sinnlosen Ismen (Kommunismus, Faschismus, Konservativismus),
indem ich einfach mal einen Schritt zurück tue, in die wirkliche Welt, in der
der Mensch nur eines unter unzähligen Tieren darstellt. Indem ich diese meine
»Moral« an den Mann bringe (dies wird nicht vordergründig geschehen), ergibt
sich auch eine wunderbare Möglichkeit, den Kreis zu schließen und bei den
Tieren, bei denen ich einmal begonnen habe, nun auch zu enden.“ Am gleichen Tag schrieb er an seinen Freund Garnett: Soweit
sich das bisher absehen läßt, wird mein fünftes Buch sich mit der Anatomie des
Gehirns auseinandersetzen. Das klingt im Zusammenhang mit Arthur vielleicht
merkwürdig, hat aber doch seine Berechtigung. Wüßten Sie mir vielleicht ein
recht elementares, aber informatives Buch über Gehirnanatomie bei Tieren,
Fischen, Insekten etc.? Ich möchte in Erfahrung bringen, was für eine Art von
cerebellum eine Ameise hat und eine Wildgans. Sie sind doch jemand, der
solcherlei zu wissen pflegt. So gewiß das fünfte Buch elegant den offenen
Kreis schließt –
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