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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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wir müssen?«, fragte ich sie, während wir den Durchgang zur Merceria passierten. »Warst du schon einmal in Matildas Schenke?«
    Sie kicherte. »Marco, du kennst sie doch auch! Die Frau mit den Bürsten!«
    Mir schoss das Blut ins Gesicht. »Oh … Ach so, die. Ichwusste nicht, dass sie eine Schenke betreibt, geschweige denn, wo.«
    »Die ist in derselben Gasse wie das Badehaus. Ich weiß es auch nur, weil ich neulich nach dem Kirchgang ein paar Männer darüber reden hörte.«
    Auch Rodolfo schien zu wissen, wohin es ging, denn er setzte sich an die Spitze und stapfte einige Schritte voraus. Ich blieb an Elenas Seite und riskierte aus den Augenwinkeln einen schnellen Blick in ihren Ausschnitt, etwas, das ich schon länger nicht mehr gewagt hatte. Wie es der Teufel wollte, schaute sie just in diesem Augenblick auf und bemerkte es, wodurch ich mir ein weiteres Mal hohlköpfig vorkam.
    Höchste Zeit, endlich das zu tun, was ich mir schon länger vorgenommen, es mangels passender Gelegenheit jedoch aufgeschoben hatte.
    »Für das, was neulich geschah, möchte ich dich um Verzeihung bitten«, sagte ich förmlich.
    Fragend blickte sie zu mir auf. »Wofür genau?«
    »Für den Kuss. Ich habe mich rüde benommen und mich dir … ähm, aufgedrängt.«
    Sie wirkte erstaunt. »Aber es war doch nur eine Übung!«
    Konsterniert starrte ich sie an. »Eine Ü … Äh?«
    »Ja, ich fand, wir haben es sehr gut gemacht. Das wollte ich dir die ganze Zeit schon sagen.«
    »Du bist mir nicht böse?«, krächzte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Warum denn auch? Es war eine nützliche Erfahrung. Ich würde es jederzeit wieder tun. Wir könnten es jederzeit wieder tun. Meine Rolle in dem neuen Stück nehme ich sehr ernst.«
    Ich geriet ins Stolpern und fiel beinahe über einen Bettler, der an einer Brunneneinfassung lehnte und wüste Flüche ausstieß, als ich mich an ihm festhielt.
    »Tollpatsch!«, schimpfte er. »Und wie immer mit leichtfertigen Weibern unterwegs!«
    Ich zuckte zusammen. Es war derselbe Alte, über den ich neulich schon gefallen war. Die zweite Verwechslung an einem Tag!
    Matildas Schenke war zum Bersten voll, und die versammelten Gäste wirkten alles andere als seriös. Die braven und frommen Leute hatten sich alle auf der Piazza versammelt, um der Sensa beizuwohnen, während sich hier in der Schenke diejenigen trafen, denen der Sinn nach profanerem Vergnügen stand. Der niedrige Raum war erfüllt von Grölen und Lachen, und Schnapsdünste schlugen uns entgegen, als wir eintraten.
    Mit gerecktem Hals hielt ich Ausschau nach den beiden Burschen, die mich vorhin zum Mitkommen aufgefordert hatten, und dabei fiel mein Blick auf die Schankwirtin. Matilda stand bei einem Fass und zapfte schäumendes Bier in Krüge, die sie umgehend an eine Bedienung weiterreichte.
    Mit wogendem Busen winkte sie in meine Richtung. »Wie schön, dich wieder mal hier zu sehen!«, schrie sie quer durch den Schankraum. »Hast du Sehnsucht nach den Bürsten der alten Matilda?« Sie machte eine ebenso aufmunternde wie eindeutige Bewegung mit ihrem Oberkörper.
    Verlegen zog ich den Kopf ein, doch dann merkte ich, dass sie Rodolfo meinte.
    »Ich will neuerdings ein bisschen seriöser werden!«, gab dieser zurück. »Vielleicht verheirate ich mich sogar!«
    Seine Worte animierten einige Gäste zu einem geräuschvollen Heiterkeitsausbruch. »Sieh sich einer diesen Zwerg an, der wandelt auf Freiersfüßen!«, rief jemand.
    »Aber bestimmt kriegt er nicht das rothaarige Liebchen da! Die ist viel zu hübsch für ihn!« Ein Mann stemmte sich von seinem Schemel hoch und kam näher, umweht von einer Bierfahne. Zutraulich legte er den Arm um Elenas Schultern und grinste sie an, wobei er etliche Zahnlücken entblößte. »Was hältst du von einem richtigen Mann, mein Schatz? Ich zahle gut!«
    Ohne zu zögern, schubste ich ihn weg. »Lass deine schmutzigen Finger von der Dame!«
    Das missfiel dem Mann sichtlich. »He, du grüner Frechdachs!« Die Hand am Messergurt, rückte er näher. »Willst wohl eins aufs Maul, was?«
    »Wenn, dann wohl eher du!« Ich richtete mich auf, die Arme locker herabhängend, aber so, dass man mein Rapier sehen konnte.
    Aber der Mann, der mich mit seiner platt geschlagenen Nase stark an Aldo aus Padua erinnerte, ließ sich davon nicht einschüchtern, denn er zog sein Messer und warf es mit fließenden Bewegungen von einer Hand in die andere. Plötzlich sah er nicht mehr betrunken aus, sondern nur noch gefährlich. Noch

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