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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Tische hockte und mit seinem Messer ein Stück Aal zerlegte.
    An einem Ecktisch sah ich Elena und Cipriano beim Morgenmahl. Ich begrüßte sie und setzte mich zu ihnen.
    Ich wusste nicht, wohin mit dem Kuchen und der Wurst, deshalb biss ich abwechselnd von beidem ab, obwohl ich nach dem zuvor reichlich genossenen Haferbrei noch keinen richtigen Hunger hatte.
    »Wie lief es mit dem neuen Stück?«, erkundigte sich Elena.
    Ich teilte ihr dasselbe mit wie zuvor Franceschina, doch im Gegensatz zu dieser wirkte Elena nicht überrascht, sondern nickte nur, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Ich dachte mir schon, dass ihr beiden gut zusammenarbeiten würdet, du und Bernardo. Ihm fehlte nur der passende Anstoß.«
    »Wovon handelt es?«, fragte Cipriano.
    »Es wird eine Tragödie über Don Juan de Austria. Messèr Baldassarre wird sich bestimmt freuen, wenn er davon hört.« Kuchen und Wurst waren verzehrt, und ich blickte mich nach einem Tuch zum Abwischen der fettigen Finger um. In Ermangelung eines solchen rieb ich sie mir schließlich unterm Tisch an den Beinkleidern ab, sodass ich Elenas Aufregung erstbemerkte, als sie aufsprang und dabei fast ihren Schemel umwarf. »Was soll das heißen?«, rief sie. »War Großvater nicht bei euch im Zimmer?«
    Beklommen schüttelte ich den Kopf, während ich mir in Erinnerung rief, was Bernardo über die Abwesenheit des Alten gesagt hatte, und dabei ging mir mit sträflicher Verspätung auf, dass kein Mensch so lange auf dem Abtritt sitzen konnte, wie wir an dem Stück gearbeitet hatten.
    »Ich gehe ihn suchen.«
    Cipriano und ich sprachen diesen Satz gleichzeitig aus.
    »Wenn ihr zu zweit sucht, könnt ihr euch aufteilen«, sagte Elena. »Geh du schon los, Cipriano.« An mich gewandt, setzte sie hinzu: »Komm mit nach oben, ich will dir vorher noch etwas geben.«
    »Ich suche das Gelände rund um die Universität ab«, sagte Cipriano im Hinausgehen.
    »Und wo soll ich nachsehen?«, fragte ich Elena auf dem Weg ins Obergeschoss.
    »In den Badehäusern«, sagte sie. In der Nähe gab es deren zwei, und sie beschrieb mir kurz, wo dasjenige lag, das ich noch nicht kannte. Oben auf dem Gang befahl sie mir zu warten und verschwand in der Frauenschlafkammer. Kurz darauf kehrte sie mit Requisiten zurück: einer weiten dunklen Jacke, einem Hut mit einem daran hängenden ausgefransten Bart und einem sauberen weißen Tuch.
    »Es ist besser, wenn du dich unkenntlich machst«, sagte sie.
    Ich war angenehm überrascht. Sie machte sich Sorgen um mich und wollte mich vor den Meuchelmördern beschützen!
    »Wegen der Jungbrunnen-Schwindelei«, fügte sie hinzu. »Im Badehaus könnte dich jemand erkennen und anschwärzen. Dein Gesicht ist sehr … hm, prägnant.«
    Missmutig überlegte ich, ob sie den wahren Hergang der Geschichte kannte, doch ich verkniff es mir, das Themaanzuschneiden. »Und was soll ich mit dem Tuch machen? Es mir umbinden? Oder es als Friedensfahne schwenken?«
    »Nein. Du kannst daran die Finger abwischen, wenn du das nächste Mal etwas Fettiges gegessen hast.«
    Binnen kürzester Zeit hatte sie es wieder geschafft, meine Laune auf den Tiefpunkt zu befördern. Wortlos zog ich die Jacke an, stülpte den muffig riechenden Hut über, zupfte die Bartfransen zurecht und machte mich auf den Weg.

    Bald darauf erwies sich, wie nützlich die Verkleidung war, denn unweit des Badehauses wäre ich fast in Aldo hineingerannt, der in einer der Gassen unvermutet meinen Weg kreuzte.
    »Willst du Ärger?«, fuhr er mich an, als ich nicht schnell genug auswich.
    Zu gern hätte ich ihn Mores gelehrt, doch in der Tat hätte ich mir damit Ärger eingehandelt, auf den ich nicht aus war – schließlich wollte ich unentdeckt bleiben. Also hob ich nur in einer Geste gespielten Bedauerns die Hand und eilte weiter, befriedigt über den Anblick, der mir im Vorbeigehen zuteilwurde: Aldos Nase schillerte in allen nur erdenklichen Farbschattierungen zwischen Lila und Blau und war mindestens doppelt so groß wie normal.
    »He!«, sagte er. »Warte mal! Du kommst mir bekannt vor …«
    Doch ich war schon um die Ecke gegangen und bog zügig in die nächste Gasse ein, um außer Sicht zu sein, falls er auf den Gedanken käme, mir zu folgen.
    Der Bader blickte mich scharf an, als ich ihn fragte, ob Messèr Baldassarre anwesend sei. »Ich kenne Euch«, sagte er. »Ihr seid dieser Pariser.« Er grinste. »Euer Bart ist verrutscht.«
    Ich verdeckte mit der Hand die vermaledeiten Bartflusen. »Ihr redet Unsinn.

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