Der König Der Komödianten: Historischer Roman
stehen. »Schlägt er dich etwa?«
»Was? Oh, nicht doch. Wenn überhaupt, würde er Rizzo schlagen.« Sie runzelte die Stirn. »Das aber würde er mit absoluter Sicherheit tun. Wenn nicht Schlimmeres.«
»Zu Recht«, meinte ich grimmig. »Dieser Rizzo nutzt es schamlos aus, dass du aus Rücksicht auf die Truppe freundlich zu ihm bist! Obwohl er doch genau weiß, dass du eine anständige, verheiratete Frau bist! Wäre ich an Bernardos Stelle, würde ich ihm ganz gewiss eine Tracht Prügel verabfolgen!«
Sie sah mich mit großen Augen an. »Aber dann bekäme Bernardo schrecklichen Ärger!«
Das war nun auch wieder wahr. Was für ein Dilemma!
Kräftig ausschreitend ging ich weiter, und Caterina trippelte neben mir her. »Du läufst so schnell, Marco! Was hattest du eigentlich vorhin dort zu tun?«
Ich verlangsamte meine Schritte und wandte mich ihr bedrückt zu. »Ich war auf der Suche nach Baldassarre. Er ist seit heute früh verschwunden.«
»Dann ist er bestimmt im Badehaus. Dort geht er meistens hin, wenn er sich aus dem Staub macht.«
»Da war ich schon.«
»Sicherlich ist er mittlerweile wieder zurück«, meinte Caterina.
Vor der Herberge tollten einige Kinder herum, und als wir näher kamen, war nicht zu überhören, dass es sich um Sprösslinge der Wirtsleute handeln musste: Sie übten unter närrischem Herumgehopse die von mir verfassten Jubiläumsreime ein, so laut, dass es weithin schallte. Vor den Einmündungen der umliegenden Gassen sammelten sich bereits Leute, die das Spektakel verfolgten.
Der älteste Sohn des Herbergswirts stand an einen der Planwagen gelehnt und las deklamierend die Strophen vom Blatt ab, worauf seine Geschwister alles unter kreischendem Gelächter wiederholten.
»Und war auch die Jugend dahin, gab das Pimpern dem Leben noch Sinn. Sie pimperten ständig, immerzu und unbändig, war er andauernd nur in ihr drin.«
Ich stand starr.
Caterina kicherte. »Marco! Da hast du aber gewagte Texte verfasst!«
»Nein«, stieß ich hervor. »Es ging ganz anders!«
Ich erinnerte mich an jedes Wort. Und war auch die Jugend dahin, gab die Liebe dem Leben doch Sinn. Treuevoll und beständig, liebten sie sich unbändig, war das Eheglück höchster Gewinn.
Der Übeltäter grinste mich frech an, was meinen Zorn erst richtig entfachte. Er deutete meinen Gesichtsausdruck richtig und war wie der Blitz hinterm Haus verschwunden, und mit ihm seine johlenden Brüder.
»Sieh nur, da ist Baldassarre!« Caterina wies zur Pforte der Herberge, wo der Alte palavernd mit einigen Männern zusammenstand.
Erleichterung schwemmte meinen Ärger hinweg, was sich jedoch gleich darauf als voreilig herausstellte, denn wie es aussah, steckte Baldassarre mitten in einem handfesten Streit. Mit erhobenen Fäusten brüllte er einen der Männer an: »Nimm sie mir weg, und du bekommst mein Schwert zu schmecken!«
»Du meinst dein Holzspielzeug? Versuch es doch, dann zeige ich dir, wie man mit einem echten Schwert kämpft.« Der Mann, ein Fettsack mit zu engem Wams und angeberisch polierten Stiefeln, legte die Hand an den Knauf seiner Waffe und betrachtete Baldassarre verächtlich. »Doch ich will dir dein Alter zugutehalten, welches ja bekanntlich nicht vor Torheit schützt. Gleichwohl entbindet dich das nicht davon, einmal geschlossene Verträge zu erfüllen, auch wenn du dir einbildest, alle Welt übers Ohr hauen zu können. Da du gemeinhin als alter Betrüger verschrien bist, habe ich vorgesorgt und meine Zeugen mitgebracht. Sogar bei deinem zerlöchertenGedächtnis wirst du nicht vergessen haben, dass sie bei dem Verkauf und der Übergabe des Geldes zugegen waren.« Er deutete auf Baldassarres Gürtel, an dem eine pralle Geldkatze hing. »Du trägst es ja sogar noch bei dir, also kannst du dich nicht damit herausreden, es nicht erhalten zu haben.«
Der Fettsack wartete keine Antwort ab, sondern wandte sich an seine drei Begleiter, grobschlächtige Individuen mit vernarbten Gesichten und riesigen Fäusten. »Geht in den Stall und schafft die Pferde her.«
»Marco!«, sagte Caterina besorgt. »Hier geschieht etwas, das mir sehr, sehr falsch vorkommt!«
»Mir auch«, sagte ich leise. »Geh und hol die anderen. Ich werde einstweilen herausfinden, was los ist.«
Die Begleiter des Fettsacks stiefelten in den Stall, und ich marschierte geradewegs zu Baldassarre. »Gibt es Schwierigkeiten?«
Der Alte rang die Hände. »Dieser Mensch will uns die Gespanne wegnehmen!« Tränen standen in seinen Augen. »Er
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