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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Ich war nie in Frankreich.«
    Ein in ein Leinentuch gewickelter Greis kam aus derBadestube in den Vorraum. »Da ist der Kerl«, sagte der Bader zu ihm. »Ihr hattet ganz recht mit Eurer Vermutung. Verbrecher kommen immer an den Ort ihrer Schandtat zurück.«
    Ein weiterer Badegast tauchte aus den Dampfschwaden auf. »Er wagt es tatsächlich!«
    Sogar nach lediglich flüchtigem Hinschauen war ich sicher, mit beiden im Zuber gesessen zu haben, daher machte ich mich bereit, schnellstmöglich das Feld zu räumen.
    »Der alte Arturo ist letzte Nacht gestorben!«, erklärte mir der Bader.
    »Und Filippo hat einen Leistenbruch erlitten.«
    Die beiden Greise musterten mich so vorwurfsvoll, als hätte ich Arturo persönlich ins Jenseits befördert und Filippo eigenhändig die Gedärme gequetscht.
    »Ihr seid ein Betrüger!«, sagte der eine. »Das Baden mit Euch nützt höchstens dem Teufel, mit dem Ihr im Bunde seid! Uns wird er bestimmt als Nächste holen! Mein Gliederreißen ist heute schlimmer denn je!«
    »Ihr gehört an den Schandpfahl!«, pflichtete der andere bei. »Die Hand sollte man Euch abschlagen!«
    »Wenn Ihr ihn festhaltet, hole ich rasch die Büttel«, erbot sich der verräterische Bader.
    »Ich trage einen Dolch«, teilte ich ihm mit, was die beiden Alten dazu brachte, sich in die Badestube zurückzuziehen. Der Bader folgte ihnen kurzerhand, offenbar in der zutreffenden Annahme, dass ich es vorzog, dieses ungastliche Haus zu verlassen, bevor sie bei den übrigen Badegästen Verstärkung holten.
    Draußen rannte ich um ein paar Ecken, dann vergewisserte ich mich, dass niemand mich beobachtete, und riss den nutzlosen falschen Bart ab. Der Hut musste als Verkleidung reichen, zumal mich in dem zweiten Badehaus sicherlich niemand kannte. Ich wandte mich in die von Elena beschriebene Richtung und fand nach einigem Herumfragen die gesuchteÖrtlichkeit. Als ich vom dortigen Bader wissen wollte, ob ein Messèr Baldassarre anwesend sei, forderte er mich auf, selbst nachzusehen.
    Zögernd trat ich in die von Dampf erfüllte Badestube.
    »Baldassarre? Seid Ihr hier drin?«
    »Marco?«, kam es ungläubig zurück. »Bist du das etwa?«
    Das war ganz eindeutig nicht Baldassarres Stimme, sondern die von Bruder Iseppo. Unmittelbar darauf erblickte ich durch die treibenden Schwaden wie einen schwebenden Mond sein rundes Gesicht über dem Rand eines Badezubers. Und im Nachbarzuber saß Bruder Hieronimo!
    »Marco!«, brüllte der Prior, während er seine Körpermassen unter gewaltigem Platschen aus dem Zuber stemmte. »Haben wir dich endlich! Lauf ja nicht weg!«
    Höchstens einen halben Atemzug später wehte mir der Wind den Hut vom Kopf, als ich in vollem Lauf durch die Gasse preschte. Ich ließ ihn fliegen, denn als Verkleidung taugte er kaum mehr als der Bart. Diesmal rannte ich so lange, bis ich nicht mehr entscheiden konnte, was schlimmer war – das Seitenstechen oder der Schmerz in meinem Bein. Erst, als ich bemerkte, dass mir argwöhnische Blicke von Passanten folgten, blieb ich keuchend im Schatten einer Säule stehen, wischte mir mit dem Tuch den Schweiß und die Reste der falschen Barthaare vom Gesicht und schaute mich nach allen Seiten um.
    Ich konnte nicht fassen, dass der Zufall mir gleich zwei Mal hintereinander so übel mitgespielt hatte, zuerst in dem einen Badehaus, und dann auch noch im zweiten! Welche bösen Mächte hatten sich gegen mich verschworen?! Nun fehlte nur noch, dass ich dem Notar in die Arme lief, oder dem Fremden, von dem ich nicht einmal wusste, wie er aussah, oder seinen anderen Mitverschwörern, die theoretisch überall lauern konnten.
    Mittlerweile war ich der festen Überzeugung, dass ich in dieser Stadt nicht länger sicher war. Egal, wohin ich mich wandte – an jeder Ecke drohte mir Gefahr.
    Vor Anstrengung schwitzend und bis in die tiefste Seele aufgewühlt, beschloss ich, Padua noch an diesem Tag zu verlassen.

    »Marco, mein lieber Junge, was machst du denn hier?«
    Einen Schrei unterdrückend, fuhr ich herum. »Verzeiht«, stammelte ich. »Ihr habt mich erschreckt!«
    Caterina stand unter den Arkaden, lieblich anzusehen wie eh und je. Sie war so schön, dass es fast wehtat, und tatsächlich spürte ich, wie ein schmerzliches Sehnen mein Herz zusammenzog. Leicht benommen sah ich zu, wie mir das Tuch aus der Hand glitt und zu Boden flatterte.
    Rasch hob ich es auf – und erschrak erneut. Ein Mann tauchte hinter Caterina auf und legte in vertraulicher Geste die Hand auf ihre Schulter.

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