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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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fast so, als könne er sich damit anfreunden.
    »Das ist ja wahrhaft exzellent!«, sagte eine begeisterte Stimme dicht hinter mir. Ein Mann am Nebentisch hatte sich zu mir umgedreht. »Was für eine herrliche Idee für ein Theaterstück! Ich musste eben bereits kichern, als ich das mit dem verkleideten Notar hörte! Und erst die Sache mit dem Zeh! Ein Körperpfand, was für ein genialer Kniff ! Ich hoffe, Ihr nehmt mir nicht übel, dass ich Euch belauschte, doch ich konnte nicht anders, denn das Theater ist meine ganze Leidenschaft!«
    Er sprach ein grammatikalisch fehlerfreies Gemisch aus Venezianisch und Italienisch, jedoch mit hörbar fremdländischem Akzent. Seine Kleidung war schlicht, aber solide und sauber, und das Haar trug er in sorgsam gestutzten rötlichen Löckchen. Seine Wimpern waren ungewöhnlich hell, genau wie sein Teint. Er mochte um die dreißig sein; seine himmelwärts strebende Nase und die wasserblauen Augen verliehen seinem Gesicht einen heiteren und arglosen Ausdruck. Er sah aus wie jemand, der gern und häufig lachte.
    »Gestattet, dass ich mich vorstelle.« Er stand auf und deutete eine Verbeugung an. »Henry Littleton aus England, zu Euren Diensten.«
    »Ein Engländer!«, sagte Baldassarre. Neugierig musterte er den Fremden. »Was verschlägt Euch in die Gegend, Master Littleton?«
    »Ach, langweilige Geschäfte. Ich bin Händler.«
    »Womit handelt Ihr, wenn ich fragen darf ?«
    »Mit allem Möglichen. Hier etwas kaufen, dort etwas verkaufen – so wie es Händler allgemein machen. Momentan bin ich auf dem Weg nach Venedig, wo ich neue Käufe tätigen will. Seide, Glas, Gewürze – oder vielleicht auch anderes, wenn es mir als lohnendes Geschäft erscheint.«
    »Das klingt aber kurzweilig!« Baldassarre betrachtete ihn mit leuchtenden Augen. »Setzt Euch doch zu uns, Master Littleton!«
    »Gern! Nur lasst doch bitte den Master weg und nennt mich Henry.« Der Engländer lächelte. »Ihr ahnt nicht, wie sehr es mich freut, eine Theatertruppe zu treffen! Für mich ist das Theater weit kurzweiliger als der Handel!«
    »Das ist Ansichtssache«, erklärte Baldassarre freundlich.
    »Großvater!«, sagte Elena.
    Baldassarre machte ein zerknirschtes Gesicht, womit er mich jedoch nicht täuschen konnte. Mittlerweile traute ich ihm jede Schlitzohrigkeit zu. Immerhin übernahm er es mit tadelloser Höflichkeit, uns dem Engländer vorzustellen. Henry verneigte sich seinerseits formvollendet vor den Frauen und nickte den Männern ehrerbietig zu, bevor er an unserem Tisch Platz nahm.
    »Euer neues Stück ist wirklich famos!«, sagte er zu mir.
    Verlegen betrachtete ich meine tintenbeklecksten Finger. »Bislang ist es nur eine Idee.«
    »Eigentlich ist er nur mein Schreibgehilfe«, warf Bernardo nuschelnd ein. Er hatte einen zweiten Becher bestellt und auch diesen bereits geleert.
    »Auch Schreibgehilfen haben oft brauchbare Inspirationen«, sagte Henry fröhlich. »Da spreche ich aus Erfahrung, müsst Ihr wissen. Ich bin nämlich einer. Oder sagen wir, ich versuche mich darin, wenn es sich gerade so ergibt. Selbstverständlich nicht hier in Italien, sondern in London. Einer meiner besten Freunde übt sich dort in der Kunst des Stückeschreibens. Er ist ungemein talentiert und hat schon einiges auf die Bühne gebracht, wenngleich ich glaube, dass Wills glanzvollste Zeiten noch vor ihm liegen, denn er ist ja noch jung. Hin und wieder sitzen wir zusammen beim Wein und denken uns Wendungen für seine Stücke aus. Oder ich erzähle ihm von Venedig. Er war nie dort, aber er liebt die Stadt über alles und willsie unbedingt als Schauplatz in einem seiner nächsten Stücke verwenden.«
    Bernardo, obschon mittlerweile ziemlich betrunken, bestand beim Stichwort Venedig darauf, dem Engländer sofort und in allen Einzelheiten von seinem neuen Stück über Don Juan de Austria zu erzählen, da dieses auch in der Lagunenstadt spielte.
    »Der Maure bringt am Ende alle um«, schloss er mit schwerer Zunge. »Vor allem seine Frau. Aus rasender Eifersucht.« Er griff an Caterinas Hüfte und zerrte ihr mein Tuch aus dem Gürtel. »Denn er entdeckte einen unwiderlegbaren Beweis für ihre Untreue.«
    »Die er sich nur einbildete«, setzte Caterina mit lieblichem Lächeln hinzu. »Das Tuch fand ich übrigens ganz zufällig unterwegs, falls es dich zu irgendwelchen dummen Mutmaßungen inspirieren sollte.«
    Elena musterte das Corpus Delicti mit scharfen Blicken und bedachte mich dann mit einem überaus frostigen Seitenblick,

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