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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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du sie schlecht!«
    »Und du bist nicht nur ein Narr, sondern obendrein blind!«
    Hier war jede Erwiderung sinnlos. Erbost rappelte ich mich von dem Steg hoch, kehrte Elena den Rücken und marschierte zur Herberge zurück.

    Aus der uns zugewiesenen Schlafkammer, die ich mit Baldassarre und Cipriano teilte, drang mir bereits das laute Schnarchen des Alten entgegen.
    Cipriano hingegen war noch wach, er stand vor einem Spiegel und betrachtete sich. Als ich den Raum betrat, fuhr er mit schuldbewusster Miene herum.
    »Ich habe es nur angezogen, um mich darauf vorzubereiten«, sagte er verteidigend. »In nicht allzu ferner Zukunft muss ja jemand anderer Franceschinas Rollen übernehmen, zumindest vorübergehend, und da dachte ich, es könne nicht schaden, schon damit zu üben.«
    Damit bedeutete in diesem Fall Frauenkleidung. Und zwar nicht nur irgendein schlichtes Alltagsgewand, sondern ein reich besticktes Festtagskleid voller Rüschen, Schleifen und Spitzen. Ciprianos Haar war frisch gebürstet und wellte sich in leuchtendem Gold über seine Schultern, und ich meinte sogar, auf seinen Wangen eine Spur von Schminke zu entdecken.
    »Es steht dir sehr gut«, sagte ich höflich. Ich konnte es nicht fassen! Auch Cipriano wusste bereits von der unsäglichen Dreiecksgeschichte!
    »Du findest es abscheulich!«, sagte Cipriano anklagend.
    Selbstverständlich tat ich das! Wie sollte ich es sonst finden!
    Doch er meinte natürlich das Kleid, weshalb ich mich beeilte, ihn meines Lobes zu versichern. »Ich finde, es steht dir ausnehmend gut.«
    »Sehe ich darin sehr weiblich aus?«
    Ich musterte ihn. »Ich würde nicht erkennen, dass du ein Mann bist, wenn du das meinst. Aber das soll vermutlich auch Sinn der Sache sein.«
    »Du findest wirklich, dass ich in dem Kleid wie eine echte Frau aussehe?«, fragte Cipriano unsicher.
    »Na ja«, gab ich unbehaglich zurück. »Irgendwie … ja, ehrlich gesagt. Bei Bernardo hat man gesehen, dass ein Mann in der Verkleidung steckt, jedenfalls, sobald man es wusste. Bei dir eher nicht. Tut mir leid.« Beruhigend setzte ich hinzu: »Und du musst es ja auch immer nur für sehr kurze Zeit anziehen, da macht es dir bestimmt nicht so viel aus.«
    Zu meiner Überraschung strahlte er mich an. »Du ahnst nicht, welche Freude du mir machst! Du bist so ein guter Junge!«
    Allmählich hatte ich es satt, für alle nur ein guter Junge zusein. Verdrossen ließ ich mich auf einem der beiden freien Betten nieder und streifte die Schuhe ab.
    Nach einer Weile rang ich mich zu der Frage durch, die mir auf der Seele brannte. »Das Kind, das Franceschina erwartet – es ist von Bernardo, oder?«
    »Wir nehmen es an. Obwohl Franceschina sich darüber nicht äußert und Bernardo davon erst recht nichts wissen will.«
    »Ich verstehe nicht, dass Caterina unter diesen Umständen überhaupt bei ihm bleibt.«
    »In manche Köpfe kann man nicht hineinsehen«, sagte Cipriano pragmatisch.
    »Liebe kann es unmöglich sein!«
    Cipriano lachte. »Marco, was weißt du denn schon von der Liebe!«
    »Ich habe viel darüber gelesen!«
    »Bücher sind eine schöne Sache. Für die Theorie. Im wirklichen Leben geht es anders zu. Da passieren die echten Geschichten.«
    Darauf schwieg ich, denn ich musste daran denken, was Baldassarre mir zu diesem Thema gesagt hatte. Wie ein gefällter Baum lag der Alte in dem Bett beim Fenster und brachte mit seinem Schnarchen die Wände zum Wackeln. Sein Bart bebte im Rhythmus seines Atems. Im Schlaf war er unschuldig und hilflos wie ein Kind, und doch musste man stets darauf achten, welche faulen Geschäfte er als Nächstes ausheckte.
    »Dieser Henry – er ist ein netter Bursche, oder?«, meinte Cipriano, während er aus dem Kleid schlüpfte.
    Ich nickte und zog mein Wams aus, während ich überlegte, was geschehen würde, sobald Franceschinas Kind erst auf der Welt war. Ob Bernardo es als seines anerkennen würde? Ich wusste, dass viele Männer außereheliche Kinder hatten und sie wie eigene behandelten. Aber wie würde es Caterina ertragen? Ob sie darunter litt, dass sie Bernardo in den zwei Ehejahren selbst noch kein Kind hatte schenken können? Wiebewunderungswürdig ihre Langmut doch war! Mit welcher beinahe heiteren Opferbereitschaft sie die Launen ihres unausstehlichen Gatten aushielt! Ich wusste, dass sie diese Nacht eine Kammer mit ihm teilte, und allein der Gedanke daran war mir unerträglich.
    »Henry reist morgen mit uns zusammen weiter«, sagte Cipriano. »Sein Interesse für das

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