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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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nicht mehr viel, nicht über Virginia und nicht über die Gründe für ihre Tat. Aber sie erzählte mir, wie Alex, ihre jüngste Tochter, gestorben war. Die Geschichte ließ mir auf der Rückfahrt nach Salisbury keine Ruhe, und ich wusste, dass der Augenblick gekommen war, Jean zur Rede zu stellen. Ich musste die Frage stellen. Ich musste die Antwort wissen.
    Ich stellte Dr. Stokes' Wagen auf dem Parkplatz ab und ging zum Eingang der Notaufnahme. Ich nickte einem Arzt zu, der draußen stand und rauchte, dann betrat ich das hell erleuchtete Krankenhaus. Es war still, und einen Moment lang fühlte ich mich wie in einem Mausoleum, nicht wie in einem Krankenhaus. Der Platz hinter der Aufnahme war leer, niemand saß auf den langen Bänken und Stühlen im Wartebereich. Ich hörte das Summen der Leuchtstoffröhren und das pneumatische Zischen der sich schließenden Tür. Hinter einer Milchglasscheibe sah ich eine Bewegung, das Aufblitzen eines weißen Kittels, aber das war alles. Das Haus lag wie tot da. Ich fühlte mich mehr denn je wie ein Geist, als ich durch den Empfangsbereich in den langen Flur weiterging. Er führte mich vorbei an Getränke- und Snackautomaten, Telefonen und den kleinen Bürokabinen, in denen die unteren Verwaltungsangestellten von neun bis fünf ihre Arbeit verrichteten. Ich kam zu den Aufzügen, betrat einen und drückte auf den Knopf zum dritten Stock.
    Das Schwesternzimmer auf Jeans Station war leer, und ich ging schnell daran vorbei. Als ich das Zimmer meiner Schwester erreicht hatte, bog eine Pflegerin um die Ecke und kam auf mich zu, aber sie ging mit gesenktem Kopf und sah mich nicht. Also trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Nach dem hell erleuchteten Flur wirkte das Zimmer dunkel, war aber nicht ohne Licht. Ein bisschen sickerte von draußen herein, und die Monitore verbreiteten ihren gespenstischen Glanz. Halb hatte ich damit gerechnet, Alex hier zu finden, und ich wusste wirklich nicht, was ich in diesem Fall tun würde. Zum Glück war sie nicht da. Ich brauchte Jeans Aufmerksamkeit und keine weiteren Hahnenkämpfe.
    Jeans Hand fühlte sich ausgetrocknet an, als wäre sie am Ende doch ausgeblutet. Aber sie war warm, und ich hielt sie fest und schaute meine Schwester an. Ihre Augen bewegten sich unter den geschlossenen Lidern, und ich fragte mich, was sie wohl träumte. Etwas Schlimmes. Ihr Leben war ein Alptraum. Hinter geschlossenen Augen würde sie keine Erholung finden. Ich hätte sie gern geweckt, aber ich tat es nicht. Ich setzte mich auf den Stuhl neben dem Bett und hielt ihre fiebrige Hand. Schließlich legte ich meinen Kopf auf den schmalen Bettrand, hockte vorgebeugt auf dem harten Stuhl und schlief endlich ein.
    Irgendwann musste auch ich geträumt haben, denn ich fühlte ihre Hand auf meinem Kopf und hörte ihre Stimme. Wie konntest du, Work? Wie konntest du das tun? Ihre Hand verschwand mit ihren Worten, doch ich wusste mit der Hellsichtigkeit des Träumers, dass sie weinte.
    Als ich aufwachte, schrak ich hoch. Jeans Gesicht hatte die Farbe von verwaschener Holzkohle, und ihre Augen waren zwei dunkle Schlitze, aber dann blinzelte sie, und ich wusste, dass sie wach war und mich beobachtet hatte.
    »Wann bist du gekommen?« Ihre Stimme war so trocken wie ihre Hände. Ich rieb mir die Augen.
    »Möchtest du einen Schluck Wasser?«
    »Ja, bitte.«
    Ich goss etwas in den Plastikbecher auf ihrem Nachttisch. »Hier ist kein Eis.«
    »Macht nichts.« Sie trank das Wasser, und ich goss den Becher noch einmal voll.
    Ich schaute hinauf zu dem Beutel mit Kochsalzlösung, der über ihr schwebte, und verfolgte den Schlauch bis zu der Nadel, die unter einem X aus weißem Pflaster in ihrem Arm steckte. Es war leicht, mich an den roten See ihres Blutes auf dem Boden in unserem Elternhaus zu erinnern. Wahrscheinlich würde sie noch eine ganze Woche dehydriert sein.
    Ich betrachtete ihr Gesicht, sah die Schlaffheit um ihren Mund und fragte mich, was sie hier bekam. Antidepressiva vielleicht? Sedativa? Sie sah meinen Blick und drehte den Kopf zur Seite.
    Ich wollte die Fragen nicht stellen, die ich stellen musste. Sie sah so durchscheinend aus, zerbrechlicher, als ich je einen Menschen gesehen hatte.
    »Wie geht es dir, Jean? Hältst du dich gut?«
    Sie blinzelte mich an, und einen Moment lang dachte ich, sie werde mir nicht antworten. Sie zog die Knie hoch, floss in sich selbst zusammen, und ich dachte, sie werde sich von mir abwenden, wie sie es beim letzten Mal getan hatte.
    »Sie

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