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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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durch die Hintertür.
    Als sich die Tür hinter mir schloss, hörte ich neues Gelächter. Ich blieb in der Nachtluft stehen und versuchte die Anspannung von mir ablaufen zu lassen. Wieder hörte ich sie lachen; es kam und ging wie vorüberfahrende Autos, und ich wusste, es würde nicht so einfach sein. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie merkten, dass ich nicht zurückkam? Welche Ausrede würde Barbara für die Unvollkommenheit ihrer Ehe zu bieten haben?
    Ich ging um das Haus herum. Bone robbte sich unter dem Zaun hindurch. Ich ließ ihn in den Pick-up springen, und dann fuhr ich uns weg von diesem Ort, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Jean konnte ich nicht retten — nicht heute Abend. Aber Vanessa litt, und ich entschied, dass es Zeit war, diesen Mist ein für alle Mal in Ordnung zu bringen. Mein Blick war auf die Straße gerichtet, die hell im Scheinwerferlicht lag, und ich dachte an das, was ich Vanessa sagen würde. Ich dachte an den Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten. An den Tag, an dem wir für Jimmy gesprungen waren. Ich war zwölf Jahre alt, und die Leute nannten mich einen Helden. Sie sagten, ich sei tapfer, aber darüber weiß ich nichts. Ich erinnere mich, dass ich erst Angst hatte und mich dann schämte.
    Sein Name war Jimmy Waycaster. Alle nannten ihn Jimmy Ein-Ei. Das hatte seinen Grund.

FÜNFZEHN
    J immy hatte nur einen Hoden, eine Tatsache, die ihm folgte, als er von irgendwoher ins County zog. Seine Eltern hatten sonst keine Kinder, was den Coach nicht daran hinderte, Jimmy im nächsten Frühling als Shortstop einzusetzen. Das erste Spiel der Saison, und den zweiten Wurf bekam Jimmy ab. Als er zu Boden ging, trat entsetzte und totale Stille ein. Bis er anfing zu schreien.
    Wie sich herausstellte, war Jimmys Familie arm. Und die Operation zur Rettung seines letzten Hodens war teuer. Einer der anderen Väter organisierte es, und zwei Wochen später sprangen wir für Jimmy. Es geschah in der Towne Mall, als sie noch neu und geöffnet war und bevor in verbarrikadierten Läden Leichen gefunden wurden. Der Plan war einfach: Die Kids würden Spenden sammeln und in Viererteams Seil springen — so und so viel für jede Stunde, die das Team sprang. Die Sache sollte den ganzen Tag dauern. Es waren zwanzig Teams. Achtzig Kids.
    Vanessa war dabei. Ich auch.
    Sie war schön.
    Ich schätzte sie auf ungefähr fünfzehn, im ersten oder zweiten Jahr auf der Highschool, was ziemlich cool war. Nicht viele von den älteren Kids kamen, um für Jimmys Ei zu springen. Ich entdeckte ihr violettes Kleid sofort, als ich hereinkam. Sie stand weiter unten in dem langen Korridor, gegenüber von Sky City. Ein-oder zweimal merkte sie, dass ich sie anstarrte, aber sie schien nichts dagegen zu haben. Sie lächelte sogar, doch es war ein nettes Lächeln, nicht nuttig oder so was.
    Danach dachte ich dann fast nur noch an ihr Lächeln und daran, wie es wäre, es zu küssen. Ich dachte ständig daran.
    So ein Lächeln war das.
    Es waren viele Eltern da, aber sie schauten kaum zu. War ja nur ein Haufen Kids beim Seilspringen. Wir wechselten uns alle zehn Minuten ab, und dann hatte man dreißig Minuten, bis man wieder an die Reihe kam. Zeit, um in die Mall zu gehen, mit Freunden rumzuhängen und das Mädchen im violetten Kleid zu beobachten. Dann kehrte man zurück und sprang wieder. So lief es den ganzen Tag. Eltern erschienen und verschwanden, gingen einkaufen und Kaffee trinken.
    Nach zwei Stunden konnte ich nicht mehr aufhören, an sie zu denken. Sie hatte blonde Haare und große blaue Augen. Ihre Beine waren lang, und die Hüften gingen nur ein wenig in die Breite. Sie lachte viel und war nett zu den jüngeren Kindern. Ich fand, sie war das Beste, was ich je gesehen hatte, und wir schienen einander mit Blicken zu finden.
    »Verschwende deine Zeit nicht«, sagte eine Stimme. Ich erkannte sie, ohne mich umzudrehen. Delia Walton, ein hochnäsiges Biest, die Tochter von irgendwem. Sie und noch zwei andere Mädchen führten so ziemlich das Kommando in der Schule. Sie waren populär, hatten makellose Haut, und an ihren Hälsen schimmerten Goldperlen.
    »Wie heißt sie?«, fragte ich.
    »Vanessa Stolen«, informierte Delia mich. »Sie ist alt. Schon auf der Highschool.«
    Ich nickte nur, ohne den Blick von Vanessa Stolen zu wenden. Delia gefiel das nicht. Sie wusste, was ich sah.
    »Sie ist ein Bauerntrampel«, beharrte sie.
    »Bist du nicht mit Springen dran?«, fragte ich.
    »Doch.« Sie winkte geringschätzig ab.
    »Dann

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