Der König der Lügen
mich fest. »Bitte. Warte nur einen Moment.« Ich gab nach und lehnte mich an die Wand. »Es gibt immer noch Hoffnung für diese Ehe, Work.«
»Warum sagst du das, Barbara?«
»Weil es sie geben muss.«
»Das ist keine Antwort.«
»Ehen haben schon aus weniger bestanden.« Sie legte mir die Hand an die Wange. »Wir können es hinkriegen.«
»Liebst du mich noch, Barbara?«
»Ja«, sagte sie sofort. »Ich liebe dich noch.« Aber ich sah die Lüge in ihren Augen, und das wusste sie.
»Wir reden später darüber«, sagte ich.
»Ich mache uns heute Abend etwas zu essen.« Plötzlich lächelte sie. »Du wirst sehen. Alles wird gut.« Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und schickte mich zur Arbeit, wie sie es in der ersten Zeit unserer Ehe getan hatte. Das Lächeln war das gleiche, und das Gefühl ihrer Lippen an meinem Gesicht auch genau wie tausendmal zuvor. Ich wusste nicht, was es bedeutete, aber es konnte nicht gut sein.
Ich fuhr in ein Lokal, um zu frühstücken und Kaffee zu trinken. Ich bestellte ein Sandwich mit Speck, Ei und Käse, und es hätte großartig geschmeckt, wenn ich die Sonntagszeitung nicht gefunden hätte. Die Story über Ezras Tod und die laufenden Ermittlungen waren immer noch auf Seite eins, aber es gab nicht mehr viel zu berichten. Aus irgendeinem Grund brachten sie ein Bild von seinem Haus. Das jetzt mein Haus war. Ich überflog den Artikel und sah erleichtert, dass mein Name nicht vorkam. Auch ein erstes Mal.
Ich bezahlte mein Frühstück und ging hinaus. Es war ein kalter Tag mit einem zinngrauen Himmel und böigem Wind. Ich schob die Hände in die Taschen und sah dem vorüberziehenden Verkehr zu. Irgendwie war ich nicht überrascht, als Detective Mills' Wagen auf den Parkplatz bog. Es war eins dieser Ereignisse, die sich einfach richtig anfühlen, wie vorherbestimmt. Ich beugte mich in ihr Fenster, als sie es herunterdrehte.
»Verfolgen Sie mich?«, fragte ich sie. Sie lächelte nicht. »Zufall«, sagte sie.
»Wirklich?«
Sie deutete auf das Restaurant hinter mir. »Ich frühstücke hier zweimal die Woche«, sagte sie. »Mittwochs und freitags.«
Ich betrachtete sie: Sie trug einen engen braunen Pullover und Jeans. Ihre Waffe lag auf dem Beifahrersitz. Ihr Parfüm konnte ich nicht riechen. »Heute ist Montag«, sagte ich.
»Ich sag's ja. Zufall.«
»Tatsächlich?«
»Nein«, sagte sie. »Ich war bei Ihnen zu Hause. Ihre Frau sagte, Sie seien vielleicht hier.«
Ich verspürte ein plötzliches Frösteln und wusste nicht, woher es kam: weil Detective Mills mich gesucht hatte oder weil sie und meine Frau dieselbe Luft geatmet hatten.
»Was wollen Sie?«
»Douglas und ich möchten uns immer noch mit Ihnen über die Akten Ihres Vaters unterhalten. Hatten Sie Gelegenheit, sie durchzusehen?«
»Ich arbeite dran.« Lüge.
»Sind Sie heute in der Kanzlei?«
»Heute Morgen muss ich ins Gericht. Dann gehe ich für ungefähr eine Stunde ins Gefängnis, um mit ein paar Mandanten zu sprechen. In der Kanzlei bin ich gegen Mittag.«
Mills nickte. »Wir sehen uns.« Dann fuhr sie weg, und ich stand da und sah ihr nach. Irgendwann stieg ich in den Truck und fuhr ins Büro. Es war noch früh, und meine Sekretärin war noch nicht da. Dafür war ich dankbar. Ich ertrug ihre betrübten Augen nicht, die Enttäuschung, die mir daraus entgegenschien, wenn sie mich ansah. Ich ignorierte die Treppe zum großen Büro und ließ mich in meinem eigenen kleinen Zimmer in der hinteren Ecke des Gebäudes im Sessel nieder. Das Licht am Anrufbeantworter blinkte mich an, bis ich mit leisem Seufzen auf die Taste drückte. Es dauerte zehn Minuten, sämtliche Nachrichten abzuhören. Die meisten stammten von diversen Reportern. Alle versicherten mir äußerste Diskretion ... wenn ich nur einen Augenblick Zeit hätte, ein paar Kommentare über meinen verstorbenen Vater abzugeben. Aber eine fiel aus der Reihe. Der Anruf war am Morgen eingegangen, etwa eine Stunde zuvor.
Die Reporterin hieß Tara Reynolds; ich kannte sie gut. Sie arbeitete beim Charlotte Observer als Polizeireporterin für North Mecklenburg und die Countys, die im Norden an Charlotte grenzten — Cabarrus, Iredell und Rowan. Unsere Wege kreuzten sich von Zeit zu Zeit. Sie zitierte mich niemals falsch und missbrauchte auch nicht das Vertrauen, das ich ihr anfangs geschenkt hatte. Mordfälle wurden oft in der Presse verhandelt, und es war nicht unter meiner Würde, mir das zunutze zu machen, wenn die Umstände es erforderten. Sie arbeitete
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