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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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genauso, und trotzdem gab es eine unsichtbare Grenze, die wir beide nie überschritten. Nennen Sie es gegenseitigen Respekt. Vielleicht sogar Sympathie.
    Tara war Mitte fünfzig und untersetzt, hatte leuchtend grüne Augen und eine Raucherstimme. Sie war mehr als angeödet von allem, erwartete von jedem das Schlimmste und hielt ihren Job für den wichtigsten der Welt. Vielleicht hatte sie recht. Sie meldete sich beim zweiten Klingeln.
    »Sie sollen wissen, dass ich so was niemals mache.«
    Es war das Erste, was sie sagte.
    »Was?«, fragte ich.
    »Hören Sie einfach zu. Ich werde Ihnen ein paar Sachen erzählen, und dann werden wir es nie wieder erwähnen.«
    Jetzt hatte sie meine Aufmerksamkeit, aber plötzlich schien sie zu zögern. »Was gibt's denn, Tara?«
    »Moment.« Ich hörte, dass sie die Hand auf die Sprechmuschel legte. Gedämpfte Stimmen drangen zu mir durch, und dann war es still. »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich werde es kurz machen. Sie wissen, dass ich meine Quellen habe?«
    »Das weiß ich.« Tara wusste meistens mehr über die Mordfälle in diesem County als irgendjemand außer der Polizei und dem Büro der Staatsanwaltschaft. Ich hatte nie herausbekommen, wie sie das anstellte, aber es war so.
    »Aus dem Salisbury Police Department ist zu hören, dass Ihr Name im Gespräch ist... und zwar oft.«
    »Was?«
    »Es wird viel geredet, Work. Die haben Sie wegen des Mordes auf dem Kieker.« Sie sprach leise und eindringlich, als dächte sie, ich würde ihr nicht glauben.
    »Irgendwie überrascht mich das nicht.«
    »Hören Sie einfach zu. Es gibt ein paar Dinge, die Sie vielleicht nicht wissen. Erstens: Man hat die Munition identifiziert, die Ihren Vater getötet hat. Die Kugeln waren vom Typ Black Talon — ziemlich selten und seit einer Weile illegal. An und für sich keine große Sache, aber sie haben sich die Unterlagen der örtlichen Waffenhandlungen angesehen. Ihr Vater hat drei Schachteln Black Talons gekauft, kurz bevor sie vom Markt genommen wurden.«
    »Und ...?«
    »Und das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass seine eigene Waffe benutzt wurde. Und die glauben, dass Sie Zugang zu der Waffe hatten.« Sie schwieg kurz. »Ist sie schon aufgetaucht?«
    Sie sondierte, suchte nach Informationen. »Ich weiß es nicht.«
    »Ist sie nicht, und so lange sieht es verdächtig aus.«
    »Und was noch?« Ich wusste, da musste noch mehr sein. Ich hörte sie am anderen Ende atmen, hörte das Klicken eines Feuerzeugs und das scharfe Inhalieren, als sie sich eine Zigarette anzündete.
    »Die sagen, Ihr Alibi wird nicht standhalten.« Sie zog an ihrer Zigarette. »Sie sagen, Sie hätten gelogen.«
    Da war es.
    »Warum glauben die das?« Ich wunderte mich, dass meine Stimme so ruhig klang.
    »Ich weiß es nicht, aber es steht fest. Nehmen Sie den Geldfaktor dazu, und es ist wasserdicht.«
    »Sie reden von ...«
    »Ja, ja. Von den fünfzehn Millionen.«
    »Das spricht sich schnell herum«, stellte ich fest.
    »Sie ahnen nicht, wie schnell.«
    »Gibt es noch andere Verdächtige?«, fragte ich.
    »Wissen Sie, es hätte mich beunruhigt, wenn Sie diese Frage nicht gestellt hätten.«
    »Gibt es welche?«, drängte ich.
    »Ja. Gibt es. Es gab ein paar geschäftliche Vereinbarungen, bei denen die andere Seite das Nachsehen hatte. Verzeihen Sie, dass ich es sage, aber Ihr Vater war ein echtes Arschloch. Er war auf Draht, wenn auch nicht gerade zimperlich. Er hat eine Menge Leute über den Tisch gezogen.«
    »Irgendjemand Spezielles?«
    »Mehrere. Aber niemand mit einem so offenkundigen Anreiz. Ein paar verurteilte Kriminelle, die etwa um die Zeit aus der Haft entlassen wurden, als er umgebracht wurde, und die werden überprüft. Der Staatsanwalt hat getan, was er konnte, bis Fragen zu Ihrem Alibi aufkamen. Jetzt hat Mills ihn gezwungen, Farbe zu bekennen. Er steht nicht mehr hinter Ihnen.«
    Ich war nicht überrascht. Mills musste Douglas die Hölle heißgemacht haben, weil ich am Tatort gewesen war. Sie hatte mir Zutritt gewährt, weil er sie darum gebeten hatte. Das würde niemanden interessieren, wenn die Ermittlungen deshalb in die Binsen gingen. Letzten Endes lag es bei ihr. Sie würde umschwenken, sobald der Wind aus der falschen Richtung wehte. Normalerweise hätte Douglas mir leid getan, weil dieses Problem durch unsere Freundschaft entstanden war, aber jetzt nicht mehr. Jetzt war es mir schnuppe.
    Douglas würde die Anklage vertreten, ganz gleich, wen sie verhafteten. Jean oder mich. Das bedeutete, dass

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