Der König der Lügen
Mills?« Ich blickte mich um. Ihr Wagen war nirgends zu entdecken.
Douglas zögerte, und an seinem Zögern erkannte ich die Wahrheit.
»Sie ist bei mir zu Hause. Stimmt's? Verdammt, sie durchsucht mein Haus!«
»Jetzt regen Sie sich ab, Work. Beruhigen Sie sich. Lassen Sie uns nach Vorschrift vorgehen. Wir wissen beide, wie so was läuft.«
Ich trat einen Schritt näher und merkte zum ersten Mal, dass ich größer war als Douglas. »Ja. Ich weiß, wie so was läuft. Sie sind frustriert, und ich bin am Arsch. Glauben Sie, die Leute hier werden das vergessen?« Ich deutete in die Runde. »Sehen Sie sich doch um. Hier gibt's kein Zurück.«
Douglas blieb unbeweglich und unbewegt. Er starrte auf mein Kinn; er stand so nah vor mir, dass er sich hätte vorbeugen und es küssen können. »Machen Sie es nicht schwerer, als es sein muss. Okay? Keiner von uns ist freiwillig hier.«
Ich konnte meinen Sarkasmus nicht unterdrücken. »Sie vergessen Mills.«
Douglas seufzte — das erste Mal, dass er eine Regung zeigte.
»Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sie nicht sauer machen. Ich habe Sie gewarnt.« Er zögerte, als müsste er mit sich zurate gehen. »Sie hätten sie nicht belügen dürfen.«
»Wieso belügen?« Meine Stimme klang lauter, als ich es beabsichtigt hatte. »Wer sagt, dass ich gelogen habe?«
Erschrocken bemerkte ich, wie sein Gesicht sich veränderte. Es schien sanfter zu werden. Er nahm mich beim Arm und drehte mich von der Zuschauermenge weg. Zusammen gingen wir den Gehweg entlang, bis uns niemand mehr hören konnte. Von ferne hätte es ausgesehen wie ein gewöhnlicher Tag in der Anwaltsstraße: zwei Juristen, die sich über einen Fall berieten oder geschmacklose Witze erzählten. Aber dies war kein gewöhnlicher Tag.
»Ich sage Ihnen das, weil es in der eidesstattlichen Erklärung steht, auf die sich dieser Durchsuchungsbefehl stützt, und weil Sie es sowieso irgendwann erfahren hätten. Wir konnten den Beschluss nicht ohne hinreichenden Tatverdacht bekommen ...«
»Halten Sie mir keine juristischen Vorträge, Douglas.
Kommen Sie einfach zur Sache.«
»Es ist Alex Shiften, Work. Sie widerspricht Ihrem Alibi. Sie haben Mills erzählt, in der Nacht, als Ihre Mutter starb, seien Sie, Jean und Ezra vom Krankenhaus zu Ezra nach Hause gefahren. Sie haben ihr außerdem erzählt, Sie seien von Ezra aus geradewegs nach Hause gefahren und hätten die ganze Nacht mit Barbara verbracht. Alex sagt, das sei nicht wahr. Sie beschwört es sogar.«
»Wahr oder nicht, woher will Alex das wissen?«
Douglas seufzte wieder, und ich begriff, dass genau dieser Punkt ihn quälte. »Jean hat es ihr gesagt. Jean ist in der Nacht noch zu Ihnen gefahren. Sie wollte mit Ihnen reden, sagt sie. Sie kam gerade noch rechtzeitig, um Sie wegfahren zu sehen. Es dürfte spät gewesen sein, irgendwann nach Mitternacht. Sie hat Sie wegfahren sehen, sie ist wieder nach Hause gefahren und hat es Alex erzählt. Alex hat es Mills erzählt, und jetzt sind wir hier.«
Er schwieg und beugte sich zu mir herüber. »Sie haben uns belogen, Work. Sie haben uns keine Wahl gelassen.«
Ich senkte den Blick und schloss die Augen. Die Ereignisse jener Nacht waren mir jetzt klar. Jean war Ezra zur Mali gefolgt und hatte ihn erschossen. Dann war sie zu mir gekommen und hatte gesehen, wie ich zur Stolen Farm gefahren war. Sie wusste, dass ich weggefahren war. Das hatte sie Alex erzählt. Aber sie wussten beide nicht, wo ich gewesen war und was ich getan hatte. Ich fragte mich, warum. Warum war Jean zu mir nach Hause gekommen? Und hatte sie da Ezras Revolver noch bei sich gehabt?
Als ich wieder aufblickte, sah ich, dass Douglas in die Haltung geduldiger Zufriedenheit verfallen war. Ich lächelte eisig. »Ihr Durchsuchungsbefehl basiert auf Hörensagen, Douglas.«
»Ich brauche ebenfalls keine Belehrungen, Work. Alex hat sich zuerst geäußert, und dann haben wir mit Jean gesprochen. Sie hat gezögert — das sollten Sie wissen —, aber dann hat sie Mrs. Shiftens Aussage bestätigt.«
Mir wurde wieder übel. Kalter Schweiß tastete sich über meinen Nacken und rann an meiner Wirbelsäule herunter. Ich sah Jeans Gesicht, sah die wilde Haltlosigkeit in ihrem Blick, als sie schluchzte. »Daddy ist tot... und geschehen ist geschehen ... Stimmt's, Alex? ... Stimmt doch, oder?« Aber was mich niederschmetterte, war die Erkenntnis, dass sie der Polizei davon erzählt hatte. Das wusste Douglas; ich erkannte es in seinen Augen.
Seine Finger umfassten
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