Der König der Narren
Ausgang des Saals zu erreichen, der zu den Höhlen führte, war sinnlos; nicht nur war er verschlossen, sondern es standen, zerflossen, tür m ten sich dort a u ßerdem die Gole m s. Also zogen die Schatten die Fürstin an ihren Ar m en zu der kreisrunden Scheibe, durch die R es m it dem Teppich in das Ei geflogen war; einer von ihnen vers u chte die Scheibe wieder zurückzu s chieben. Aber als d i e Schatten sie berü h r ten, m i ssvers t and die Fürstin, überwältigt von de m , was vor sich ging, ihre Absicht, glaubte, sie seien ebenfalls m it Res im Bunde, und schrie und wehrte sich.
»Lasst m i ch los, ihr grässlichen Ungeheuer!«
Schließlich überließen die Schatt e n die Fürstin sich selbst und glitten durch den sch m alen Spalt, d e r sich inzwischen geöffnet hatte, nach draußen.
Als sie Le h m statt Sand um sich herum spürte, der im m er rascher an ihr hochkroch, begann Res, wie sie es geplant hatte, Ar m e und Beine wie beim Schwimmen zu b e wegen. Die träge To n m asse ließ sich unendlich viel sc hw erer bei s eite schie b en als W asser, aber sie blieb an der Oberfläche. Dann wur d e der Lehm unter ihr i mm er härter und begann sich zu verfestigen. Der Schwe i ß, der ihr bisher auf der Stirn gestanden hatte, brach ihr nun aus allen Poren aus, und sie kä m p fte und stra m pelte verzweifelt, um den Lehm a m Erstarren zu hindern.
Eine feste Hand packte die ihre und zog sie nach oben. Es riss sie beinahe entzwei; endlich gab der Lehm nach, und Res spürte nichts als Luft um sich. Sandfreie, leh m f r eie Luft und erstarrenden Ton, auf dem sie lag.
Als sie wie d er zu Atem ka m , schaute sie s ich um . Das Ei war etwa zur Häl f te m it ehe m aligen Gole m s au f ge f üllt. Auf der ne u en Oberfläche knieten, lagen und standen zwei W ortsch m iede, die Katze, Yen Tao-tzu, Halbert der Zwerg, die zum ersten Mal elend u nd abgerissen wirkende Fürstin und die z w ei Leonesinnen. Eine von ihnen kniete direkt neben Res. Es m usste ihre Hand gewesen sein, die Res aus dem Lehm gezogen hatte.
Der Fürstin standen Tränen in den Augen. » W i e… was… sie können dir un m öglich verziehen haben!«, schluchzte sie.
»Nein«, entgegnete Res und stellte fest, dass ihre Stim m e e benfalls heiser klang, »doch sie hab e n m i r geglaubt, dass du gelogen hast, als du ihnen versprachst, sie könnten m i ch am Ende töten. Sie haben m i r geglaubt, da s s du sie nur als E i nsch ü chterungs m ittel gebrauchen und anschließend wegwerfen würdest.«
Sie hob ihre rechte Hand; in der Handfläche hing noch immer, festgebissen, der graue Käfer, doch der Lehm schien ihm d e n Garaus ge m acht zu haben; er w i rkte leb l os. Rasch ließ sie die Hand wieder sinken.
»Aber warum haben sie dir gehol f en ? «, stieß die Fürstin hervor. Res kroch zu ihr hin, strich eine le hm versch m ierte Locke z u r Seite und flüsterte ihr ins Ohr: » W eil i c h m eine Versprechen halte. Und m ein Angebot war besser.«
Dann richtete sie sich a u f, m ühs a m , denn es kam ihr imm e r noch vor, als habe sie die Hälfte ihr e s Körpers im Lehm gelassen. Alle Glieder sch m erzten ihr, doch sie zwang sich, aufrecht zu bleiben und zu den W ortsch m ieden hinüberzugehen.
Sie wichen vor ihr zurück. »Mör-der-in«, sagte einer von ihnen, und bei jeder Silbe zitterte sein ganzer Körper.
Eigentlich hatte sie sagen wollen, dass es ihr Leid tat und dass die Wortsch m iede zu m i nde s t die Golems neu erschaffen konnt e n, wenn auch nicht ihre verlorenen K a m eraden, doch was stattdessen über ihre Lippen ka m , war etwas ganz anderes. »Ihr habt einen Handel m i t einer Mörderin abgeschlossen«, erw i derte sie scharf. » W agt nicht zu behaupten, dass ihr nicht wusstet, was die Fürstin von Kading ist. Ihr habt euch zu ihren Handlangern gemacht, ihr alle, ob aus d e m Schattenland oder aus Seflrot, und ich weiß genau, weswegen. Sie hat versprochen, euch vor dem Nichts zu bewahren, wenn es kommt, nicht wahr ? «
Die beiden Wortsch m iede nickten langsa m .
»Sie hätte auch dieses Versprec h en gebrochen«, stellte Res fest. Ohne sich u m zudrehen, setzte sie hinzu: »Yen T ao-tzu, hat die Fürstin von Kading je m als je m anden ge r ettet, der ihr nicht m ehr nützlich sein konnte?«
»Nein«, antwortete er, u nd es klang erschöpft.
Von hinten hörte sie einen ersti c kten Schrei und einen Aufprall. Langsam wandte sie sich u m . Die Fürstin lag auf dem Boden, ihr Gesicht gegen den nassen Lehm gepresst, und
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