Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
ließ den Dolch von einer Hand in die andere gleiten. Das Silber glänzte in dem schwachen, st a ubigen Licht, das die abendliche Sonne in Kunlas Zimmer warf. Es fühlte sich kühl und f e st an. Die Klinge war so blank poliert, dass m an sie als Spiegel benutzen konnte.
    »Ich werde ihn nicht verlieren«, sagte sie laut. »Und… ich werde auch nicht darauf warten, dass K u nla zur ü ck k o m m t. Oder dass die Kindliche Kaise r in uns h il f t. W enn sie es tut, d a n n ist es g u t, aber wir müssen auch versuchen, uns selbst zu helfen. S elbst einen Weg zu finden.«
    Die Katze s pitzte die O hren. Das war die ganze Zeit meine Rede. Führt dieser Weg weit vom Elfenbeinturm fort?
    Res nickte. »Ich«, fuhr sie fort und begann erst es zu glauben, als sie es laut aussprach, »ich werde versuchen, den Verlorenen Kaiser zu finden.«
    Dies m al wollte sie überlegter vorge h en. Nicht wie im Gildehaus. Aber sie wusste genau, dass es viel Zeit brauc h en würde, ihre Mutter zu überzeugen, und die Zeit lief ihnen davon. Also beschloss Res, zum Arachnion zurückzukehren. A u f Pallas hörten die W eberinnen gewiss viel eher als auf je m anden w i e sie, die noch nicht ein m al ihr Gesellen s tü c k abgelie f e r t h a tte, und Pallas h atte sich sch o n ein m al für sie ein g esetzt.
    Das Arachnion in der Dämmerstunde zu betreten war nicht leicht. Der gedrechselte Türpfosten behar r te darauf, um diese Zeit bedürfe Pallas der R uhe und sonst befinde sich nie m and m ehr hier. Schließlich verlor Res die Geduld und zog Kunlas Dolch.
    » W enn du m ich nicht m it Pallas sprechen lässt«, zischte sie,
    »dann richte ich dich so zu, dass du ersetzt werden m usst!«
    Der Türpfo s ten wei n te h arzi g e T r änen, doch er schniefte: »Ich bin bereit, m ich im Dienst m einer Pflicht zu opfern, du grässliches Ding!«
    Lass mich nur machen, mu r m elte die Katze. Ich brauche ohnehin einen Kratzbaum.
    Res at m ete ein m al tief durch. »Hör zu«, sagte sie beschwörend.
    » W enn du m ich nicht hereinlässt, dann schreie ich hier draußen so lange, bis Pallas herauskom m t. Und Pallas m ag es nic h t, ins Freie zu gehen. Sie hat Angst davor. Du würdest ihr wehtun. Das alles kannst du ver m eiden, wenn du m i ch einfa c h m it ihr reden lässt. Es ist wirklich sehr wichtig.«
    »Das ist es im m er«, g a b der Tür p fosten zurück. »Aber gut denn. Doch die Katze«, bei dem letzten Wort kletterte seine Stimme ein paar Stufen in die Höhe, »bleibt draußen!«
    Pallas war n i cht in dem Rau m , in dem sie während der letzten Tage m iteinander gearbeitet hatten. A l s Res ihren N a m en rief, hörte sie die Stim m e der Frau aus einem Neb e nzim m er antworten. Sie ertastete sich ihren W eg dorthin und hatte das Gefühl, von einem Kokon u m schlossen zu sein. Die W ände fü h lten sich wie feste Sei d e an, es war wa r m , und sie sah überhaupt nichts, noch nicht ein m al ihre eigenen Hände.
    » W as gibt e s?«, f r agte Pallas aus u n m ittel b ar e r Nähe, doch Res war zu aufgeregt, um zusam m enzuschrec k en. Der Verrat des Gildeherrn und ihr Plan sprudelten aus i h r hervor, und m it jedem Wort war sie sich gewisser, dass ihr Vor h aben nötig war und die beste Möglichkeit für Sirido m .
    »Den anderen Gilden m itgliedern können wir nicht m ehr trauen«, schloss s i e, »und von den W eberinnen will b estim m t keine in die Ferne ziehen.«
    » W enn sie es m üssten, würden si e gehen«, s t ellte Pallas fest.
    »Doch sag m i r, wie willst du oh n e Hil f e der Gilde r e ise n ? Zu Fuß? Das dauert dann bestim m t zu lang.«
    Das war ein so vernünftiger Ein w and, dass Res stockte. Dafür müsste sich eine Lösung finden l a ssen. Vergeblich versuchte sie Pallas in der Dunkelheit auszu m ac h en, als die W eberin fortfuhr:
    » W enn du m i ch fragst… dann würde ich die Laufvögel und einen Wagen des verlassenen Tross e s neh m en, von dem du m i r erzählt hast. Nie m a nd kann Anspruch auf sie erheben, und so fügst du auch nie m and e m einen Schaden zu.«
    »Nie m and will Anspruch auf sie erheben«, verbesserte Res und fröstelte bei dem Gedanken an die farb- und geruchlosen Vögel. »Sie sind unheimlich.« Dann schluckte sie. »Aber das ist eine gute Idee. Heißt das… heißt das, du hilfst m ir ? «
    » W enn das Nichts ko mm t, werde i c h es noch nicht ein m al sehen und davonlaufen können«, erwiderte Pallas. »Ich werde einfach verschluckt werden. Nur darauf zu warten… nein, ich helfe

Weitere Kostenlose Bücher