Der König der Narren
dabei vor, aber das alles war etwas zu vi el auf einen Schlag. Sie waren in Kading, die Katze hatte sie verraten, aber nie m and war gestorben, und der Sühneträger h a tte offenbar seinen Verstand wieder.
» W ie«, begann sie, stellte fest, d as s sie kräc h zte, räusperte sich und begann noch ein m al: » W ie lautet Euer Na m e? «
»Yen Tao-tzu«, erwiderte er, verbe u gte sich erneut und blickte sie erwartungsvoll an.
Sie biss sich auf die Lippen. »Ich heiße Res«, sagte sie, »und wir sind zusa mm en gereist. Kannst du… könnt Ihr Euch nicht erinnern ? «
»Zu m einem größten Kum m er muss ich das verneinen und erneut ver m uten, dass ich träu m e. Das Let z te, woran ich m ich erinnere, ist der Anblick eines ausgesucht schönen Felsens bei Sonnenuntergang in m ein e m Garten. Ich dachte ger a de an…« Er runzelte die Stirn und schaute wieder an sich herab.
Dies m al fielen ihm seine Hände auf und der schwarze Staub, den er in ihnen hielt. Er stutzte. Die tiefen Furchen kehrten in seine Stirn zurück. »An…«
Immerhin wissen wir jetzt, dass er überhaupt denken kann, be m erkte die Katze patzig.
Enttäuschung und E m pörung flutete in Res zurück, und eisig antwortete sie in Gedanken: Geh fort. I c h will dich n i cht mehr s e hen.
Die Katze legte i h ren K opf schräg zu Seite. Aber ich…
Du wolltest ihn umbringen. Wage nicht zu beh a upten, du hätte s t gewusst, dass er dabei nicht sterben würde. Geh weg.
Ich handle meiner Natur gemäß, entgegnete die Katze würdevoll, doch Res ignorierte sie und wandte sich wieder an den grauhaarigen Mann. Sie versuchte den Kloß, der ihr in der Kehle saß, herunterzuschlucken. Bis jetzt war ihr nicht klar gewesen, wie sehr sie an der Katze hing und wie stark sie ihr trotz allem vertraut hatte. Aber das war ein Verrat zu viel. L aut sagte sie:
»Yen Tao-tzu, wir befinden uns in der Stadt Kading, wo ich eine wichtige Frage an die Fürstin zu stellen habe. Ich bin auf der Suche nach dem Verlore n en Kaiser, der Phantásien ein m al aus höchster Gefahr gerettet hat, und sie hat ihn gekannt.«
Ratlosigkeit und Verwunderung in seiner Miene vergrößerten sich nur noch bei ihren W orten. »Von welchem E r habenen sprecht Ihr? Zwar hat kein Sohn des H i m m els Lo-yang m e hr besucht, seit die Aufstände losbrachen, doch ist der Herr über zehntausend Jahre derzeit wohlauf in Szechwan, soweit i c h weiß, und fand auch m ancher seiner Vorgänger ein unglückliches Ende, so kann m an do c h keinen von ihnen verloren nennen. W as K a ding und Phantásien betrifft, s o muss ich in m einer beklagenswerten Unwissenheit bekennen, von keinem von beiden gehört zu haben.«
Da Res die N a m en »Lo-yang« und »Szechwan« völlig unbekannt waren, konnte sie darauf nur erwidern, sie sei auf ihre Art genauso unwissend. Inzwischen hatte sich das Klingen um sie heru m , das von den Bewohnern von Kading ausging, verstärkt, und Res wurde sich bewusst, dass sich etliche der hoh e n Gestalten um sie versam m elt hatten. Einige von ihnen wiesen mit langen, sch m alen Fingern auf sie. Ihre Körper bebten, und Res begriff, dass sie lachten. Hitze stieg in ihre W angen. Rußig, verschwit z t und in fleckigen Kleidern, wie sie waren, gaben sie und Yen Tao-tzu gewiss keinen schönen Anblick ab, von ihrem verstüm m elten Finger ganz zu schweigen, aber keiner dieser Stadtbewohner hatte durchge m acht, was sie erlebt hatten. Nie m and von denen besaß das R echt, über sie zu lachen.
An deiner Stelle würde ich schleunigst…. begann die Katze, und dies m al brach die aufgestaute Erbitterung laut aus Res e m por.
»Ich habe dir gesagt, du sollst weggehen! Geh fort und komm m i r nie wieder unter die Augen!«
Die Katze schaute sie stumm an. Dann erhob sie sich und trottete m it herabhängendem S c hwanz davon. Res schloss die Lider und öffnete s i e erst wieder, als s i e sicher war, nicht m ehr weinen zu müssen.
»D a m e Res, fühlt Ihr Euch nicht wohl ? «, fragte Yen Tao-tzu behutsa m . Er musterte sie m it einer Mischung aus Mitleid und Vorsicht, und R es begriff, dass er befür c htete, sie sei v e rrückt. Das hilflose Gelächter, das in ihr aufst i eg, konnte sie nicht m ehr unterdrücken. Sie l a chte und l ac hte, b is ihr tatsäc h lich T ränen in den Augen standen, und sie erinnerte sich, wie d i eser Mann gelac h t hatt e , als s i e sich beim Absturz in den Feldern von Sassafranien beinahe alle den Hals gebrochen hätten. Vielleicht fing es
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