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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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tatsächlich so an, wenn m an den Verstand verlor.
    Die Bewohner von Kading, die sie beobachteten, hatten ihrerseits aufgehört zu lachen. St att dessen schwirrten sie in kleinen Gruppen um Res und den Sühneträger herum und steckten die Köpfe zusa mm en.
    Res wischte sich m it einer rußversch m ierten Hand über die Augen, dann sagte sie so ruhig wie m ög li ch zu Y en T a o -t z u : »M i r g e ht es gut. Die Reise war nur sehr anstrengend.« S ie straffte sich und m arschierte auf die nächste Gruppe von Kadingern zu. W i e sie es bei Yen Tao-tzu gesehen hatte, verbe u gte sie sich und erklärte knapp:
    »Ich bin Res aus Siridom, m eine Hei m at und auch Eure ist in großer Gefahr, und ich m uss s o schnell wie m öglich m it der Fürstin sprechen. W o hält sie sich a u f?«
    Das feine Klingen von Gelächter hob aufs Neue an. Res rührte sich nicht vom Fleck und wandte auch nicht den Blick von den geflügelten Wesen ab. Endlich erwid e rte eines von ihnen mit einer Stim m e, die so leicht wie das Spiel von Silberglocken dahinperlte:
    »Die Fürstin spricht nicht m it jedem dahergelaufenen Vagabunden. Eigentlich solltest du allein schon für deine Unverschä m theit bestraft werden, doch ich will n a ch s i chtig sein, weil dir offenkundig der Verstand fehlt. Geh die Str a ße entlang und biege bei der zweiten Kreuzung links ab, dann findest du einen Ort, der deinesgleichen aufnimmt.«
    Res biss die Zähne zusammen, um nicht loszu b rüllen. Sie ballte die Fäuste.
    Leise sagte Yen Tao-tzu: »Vielleicht sollten w ir unser Äußeres zie m licher m achen, Da m e Res, ehe Ihr versucht, eine Erhabene zu besuchen. A uch lehrt der Meist e r K’ung, dass Höflichkeit und Achtung gegenüber den Autoritäten eher zum Erfolg führen, als sich von Leidenscha f t en überwältigen zu lassen.«
    »Glaubte Meister K’ung, dass seine Angehörigen in Lebensgefahr waren, als er das sagte?«, gab Res zurück, doch in ihrem Innersten wusste sie, dass er wohl Recht hatt e . Sie würde letztendlich schneller an ihr Ziel gelangen, wenn sie sich hier nicht auch noch Feinde schuf. Mit dem W eidenkorb auf den Schultern m achte sie sich auf den W eg, den m an ihr gewiesen hatte.
    Yen Tao-tzu nahm ihre Frage e r nst. »Meister K’ung«, erwiderte er, »ging für zwölf Jahre ins Exil, als er sah, dass der König von Lu seine Le h r e n nicht in s einem Herzen trug und keine Ge re chtigk e it walten ließ, doch die Da m e, seine Ge m ahlin, blieb zurück, soweit ich weiß.«
    Er schaute nach links und rec h ts, auf die P yra m i den und die schwebenden Bewohner von Kading, und schüttelte erneut den Kopf.
    » W enn dies kein T raum ist, d a nn m uss ich m eine Auseinandersetzung m it dem Mönch von Lung- m e n neu überdenken, denn es ist m i r unerklärlich, wie ich hierhergekommen bin.«
    »Einen Teil zu m i ndest kann ich erklären«, sagte Res.
    Während sie die Straße aus geh ä m m ert e m Li c ht entlanggingen, erzählte sie ihm das W i chtigste ihr e r Geschichte und wie sie ihn in Sto-Vo-Kor gefunden hatte. E r lauschte auf m erksa m , und da sich an seiner M ie n e nicht ablesen ließ, ob er ihr glau bt e, fragte sie sich, ob er sie nun endgültig für verrückt hielt. W enn ein W ildfremder ihr verkündet hätte, sie habe die letzte Zeit als W a hnsinnige verbracht, hätte sie auch ihre Zweifel geh a bt. Als sie m i t ihrer Erzählung in Sassafranien angelangt war und von der Zeit in Gerjos Haus sprach, fuhr er unwillkürlich m i t der Hand an sein rasiertes Kinn.
    » W ahrlich, m ein Kinn ist das eines jungen Mannes«, rief er beküm m ert.
    Res blieb es erspart, darauf zu antworten, da sie vor einem Gebäude angelangt waren, das sich von den übrigen deutlich unterschied. Es bestand zwar ebenfalls a u s Kristall, aber seiner Form nach glich es dem Heim von Gerjo und L a van. Außerdem fehlte dem Kristall hier der m akellose Schliff, den er sonst überall aufwies; das Haus schien vielmehr aus lauter Splittern zusam m eng e setzt zu sein, die bei den übrigen Bauten als Abfall übrig geblieben waren. Immerhin drang aus dem Inneren ein D u ft nach Braten und Wein.
    »Ein W i rtshaus«, stellte Yen Tao-tzu in einem Tonfall fest, in dem sich Missbilligung und Schicksalsergebenheit m ischten.
    Es war doch ein nützlicher Hin w eis von dem Kadinger gewesen, dachte Res, nicht nur eine Bel e idigung. In einem Wirtshaus würde sie m it Sicherheit nic h t nur erfahre n , wo sich alles W ichtige in der Stadt befand, einschließlich

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