Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
wuss t en die Leonesinnen, dass ihnen Res zu Fuß hoffnungslos unterlegen und jederzeit ausgeliefert war; sie konnten es sich leisten, sich zunächst um ihre Schwester zu kümmern und sie dann erst zu jagen.
    Sowie sie hinter einem Hügel verschwunden und außer Sichtweite waren, ließ sich Res keuchend auf den Boden fallen und zerrte den Weidenkorb von ihren S chultern. M i t bebenden Fingern zog sie den Deckel herunter und aus dem Inneren das, was sie dort versteckt hatte: den fliegenden Teppich. Es war abzusehen gewesen, dass die Leonesen versuchen würden, ihr die s e Flucht m öglichkeit zu neh m e n, deswegen hatte s i e Gerjos alt e n Wandteppich benutzt. W e der die Leonesen noch Gerjo waren W eberinnen von Sirido m , die einen nassen Teppich, noch dazu von seiner Rückseite her, von einem anderen hätten unterscheiden können.
    »Flieg!«
     

 
KAPITEL 10
     
    Kading lag zwischen Sassafranien und der Stadt Brousch, der Hei m at der Feuergeister. Die H itze der Flam m e n war schon von weitem zu spüren, und daher hielt es Res für sicher, dort auszuruhen, um sich zugleich den Kopf wegen ihr e s nächsten Schrittes zu zerbrechen. Irgendwo hier, w o das Hochland von Sassafranien zu löchrigem schwa r zem Gestein wurde, m usste sich Kading befinden, nur in einer anderen Zeit. Sie f and einen e i niger m aßen glatten großen Stein, sehr war m , aber noch nicht glühend, lehnte sich gegen ihn, um besser nachdenken zu können, und schlief auf d e r Stelle ein. Als sie wieder aufwachte, war ihre Haut feucht vor Schweiß und ihr Mund wie ausgedörrt. Sie wollte n a c h dem nächsten W asserkrug gr e i f en, wie in den letzten zwei Tagen, bis sie s i ch erin n erte, was aus dem Wasser geworden war.
    Die Sandweiber treiben sich in der Nähe herum, sagte d ie Katze zu ihr. Aber es sieht nicht so aus, als könnten sie näher kommen, sonst hätte ich dich sch o n früher ge w eckt.
    Res schaute in Richtung der sassa f r anischen Ebene und sah, was Schnurrspitz m einte. Die Leonesin n en standen nahe genug, dass sie erkennen konnte, wie sich eine von ihnen mit sch m erzverzerrt e m Gesicht auf die beiden anderen stützte.
    Sie ähnelte Res nur noch bedingt; d i e Gesic h tszüge waren zerla u fen wie ein Bild, über das je m and Wasser gegossen hatte, und was ein m al nachgebildete Kleider gewesen waren, war nun eindeutig m i t der restlichen Gestalt verwoben, bis hin zu den tiefen Löchern überall.
    »Sand, Tand. Rinnt, verrinnt«, sagte der Sühneträger. Er hockte zwischen Res und der Katze und wippte auf den Fersen hin und her.
    Die drei Leonesinnen mussten ge m erkt haben, dass Res aufgewacht war, doch sie rührten sich nicht. Sie standen nur da, unnachgiebig, und Res unterdrückte den Wunsch, sie anzuschreien.
    Falls du dich fragst, was die mit uns planen sie wollen uns ersticken l a ssen. Ob durch i h ren Sand o d er an der Hitze der Fla m men, ist ihnen gleich. Verbrennen tut es a u ch für sie.
    »Danke«, sagte Res heiser. »Du verstehst es wirklich, einen aufzuheitern.«
    Die Katze hob eine Pfote und leckte sie ab. Beinahe verlegen m einte sie: Wenn du mich ausgeliefert hättest, dann wärest du jetzt nicht in dieser Lage. Vielleicht.
    »Ich weiß«, sagte Res nur und begann die Katze hinter den Ohren zu kraulen, während sie überlegte. Mit den Leonesinnen zu reden hatte wohl keinen Sinn. Nachdem eine von ihnen schwer verwundet worden war, war es s i c h er noch unmöglicher als un m öglich geworden, sie davon zu überzeugen, auf i h re Rache zu verzichte n . Über Brousch hinwegzufliegen würde sie abhängen für eine Weile. Andererseits löste es d a s grundsätzliche Problem nicht. Kading war ihre einzige Spur des Verlorenen Kai s ers. Res wandte sich von dem Anblick der drei wartenden Gestalt e n ab und starrte zu den F l am m en von Brousch hinüber, bis ihre Augen sch m erzten. Irgendwo hier befand sich Kading. Vielleicht waren sie schon längst dort. Nur nicht zur richtigen Zeit.
    Sie rieb sich die Augenlider und entdeckte, dass der Sühneträger inzwischen begonnen hatte, zwei s e hr kleine schwarze Gesteinsbrocken gegeneinander zu reiben. Sie waren nicht sehr fest und zerfielen rasch zu schwarzer Asche, die er auflas und von einer Hand in die andere gleiten ließ, m it einer Stirn, die noch zerfurchter war als üblich.
    Du würdest keinen von uns beiden opfern, s t ellte die Katze in resignierendem Ton fest. Selbst d en Unsinnsschw ä t zer nicht.
    »Nein«, gab Res zurück und wünschte sich

Weitere Kostenlose Bücher