Der König der Narren
A t m en nur noch schwieriger.
»Und welches davon sind die F lammen der Zeit? Oh, ich hätte das Gerjo fragen sollen. Ich hätte sie zwingen sollen, m i ch direkt hinzuführen. Ich kann es nicht fassen, w i e dumm ich m i ch in Sassafranien angestellt habe.«
Kein Widerspruch von mir. › Ich habe es d ir ja gleich ges a gt‹ i s t einer der kätzisch s ten S ä tze.
Res zog ihre linke Hand zurück. »Such dir je m and anderen, der dich streichelt«, sagte sie und schnitt eine Gri m asse.
Oh, ich kann noch etwas Besseres tun. Im Gegensatz zu dem, was du glaubst, wusste ich tatsächlich, wie man na c h Kading kommt. Und ich weiß, wo sich die Flammen der Zeit befinden.
Res rappelte sich auf und klopfte dem Sühneträger auf die Schultern. »Komm, m ein Freund«, sag t e sie, »Zeit weiterzuziehen.«
Als er sich nicht aus seiner Hoc k stellung rührte, zog sie ihn hoch, wie er e s b e i ihr getan h atte. E r wog nicht eben wenig, aber auf halbem Weg begriff er, w as sie wollt e , und stand alleine auf. In den Händen hielt er im m er noch den schwarzen Staub.
Es ist eigentlich ganz einfach, wenn man Bescheid weiß. Über dem ganzen Gebiet hier liegt ein Zauber. Deswegen kann man es auch von jedem Ort her betreten. Um die Flammen der Zeit hervorzurufen, muss man et w as auf den Boden legen, das von den Sassafraniern stammt. Dann tritt man zurück und ruft: »Kading, du Einmalige, lass mich eintreten und nimm ein Leben von… wem auch immer.« Die Stichflamme, die emporschießt, ist nicht sehr angenehm, aber sie tut einem nichts und dauert nicht sehr lange.
Res holte eines von Gerjos Broten, die sie hastig in den W e idenkorb gestopft hatte, hervor. Sie bückte sich, bis ihre Hand beinahe den Boden berührte, und hielt inne.
Jetzt kommt es darauf an, sagte d ie Katze. Vertraust du mir?
Res gab sich einen Ruck und ließ das Brot zu Boden fallen. Sie stand noch nicht wieder ganz ger ad e, als sie die Stim m e der Katze hörte, laut, nicht nur in ihrem Kopf, so schrill wie ein in den Bergen widerhallendes Maunzen:
»Kading, du Ein m alige, lass uns eintreten und nimm das Leben des na m enlosen Narren neben uns!«
»Nein«, schrie Res, doch um sie h e rum schlugen feurige Zungen aus dem Boden und hüllten sie von Kopf bis Fuß ein, so dass sie nichts m ehr sehen konnte. Es gab n u r noch die Hitze, die jedes bisschen Atem aus ihr heraussog, r o te Glut und das blaue Herz der Flam m en. Sie versuchte aus den Flammen auszubrechen, aber sie waren überall. Dann stieß ein W i nd sie plötzlich zu Boden, kalter W ind, gesegnet kalt, der die Flam m en teilte und nichts als Kälte enthielt. Sie spürte Glätte unter sich und noch m ehr Kühle. Als der W i nd sich legte, stand s i e wieder a u f, ohn m ächtige Trauer u nd Zorn im Herzen. Doch was sie sagen wol l te, blieb ihr in der Kehle stecken.
Es lag nicht an der neuen U m gebung, in der sie sich befand, obwohl diese erstaunlich genug war. Die Flammen von Brousch, die Hochebene von Sassafranien, all das war verschwunden. Um Res herum fing e n pyra m idenfö r m ige Gebäude aus weißem Kr i stall das m ilde Licht einer Son n e ein, die wie durch einen grauen Schleier schien, und warfen es auf den Bod e n. Die Straße, auf der sie stand, war nichts als ein ständig fließen d er Licht s trahl. Zwischen einigen der Pyra m i den hingen Netze, an d e nen sich die üppigsten Pflanzen e m porrankten, in grüner, blauer, roter, gelber Saftigkeit. Auf der Straße gingen, nein, schwebten g r oße Gestalten, deren untere Körperhälfte ganz aus durchsichtigen F lügeln bestand, die ständig hin und her flatterten und in einem silbernen, grazilen Oberkörper zusam m enwu c hsen, m it langen A r m en, sch m alen Fingern und Häuptern, die von kunstvoll gelegten L o cken gestützt wurden. Wenn sie die Köpfe bewegten, ging ein feines Klingen von ihnen aus.
Was Res stumm m achte, war jedo c h etwas ganz anderes. Neben ihr saß nicht nur die Katze, der e n Schurrbarthaare zitterten. Neben ihr stand auch der Sühneträger, m it einem sehr verwunderten Gesicht s ausdr u ck. Er schaute an sich herab, dann zu ihr, dann zu den Pyra m i den. Schließlich wandte er sich wieder ihr zu und verbeugte sich.
»Edle Da m e «, sagte er in seiner tiefen Stim m e, »träu m e ich? Verzeiht dem unwürdigen Sohn eines ehrenwerten Vaters, aber wie ka m en wir hierher, und wer seid Ihr? Dies ist gewiss nicht die Stadt Loyang.«
Res öffnete den Mund und schlo s s ihn wieder. Sie kam sich dumm
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