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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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it der Versuchung, den Haruspex-Flüchtlingen nichts zu sagen. W enn si e die Gefahr zu spät be m erkten oder falsch deuteten, war das schli e ßlich nicht ihre Schuld. Seit sich Guin und die anderen darauf verle g t hatten, sie als »Prophetin« zu tit u lieren, waren sie Res unhei m lich, wie sie es als m isstrauische, Steine werfende Dorfbewohner nie gewesen waren.
    Doch dann dachte sie wieder an ihr Spiegelbild im See von Kading und rief, so laut sie konnte, in Richtung des Drachenfluggeräts:
    » W ir landen jetzt besser!« Eine fedrige Hand winkte zurück, und sie wusste, dass sie verstanden worden war.
    »Teppich«, begann sie, »la…«
    » W AS«, donnerte eine Stim m e aus Richtung Norden, und schwere Regentropfen durchtränkten Res’ Gewand und Haare, »hat DAS zu bedeuten ? «
    Ein direkter W i ndstoß voll eiskalter Hagelkörner, die so hart auf die Haut einschlugen wie kleine Messerklingen, traf Res von Osten, als e ine eb e nso gewalti g e Stim m e antwort e te:
    »Ein Kind der Lüfte ist geschändet worden!«
    Res überlegte nicht m ehr lang. »Landen«, schrie sie den Teppich an, »sofort landen!«
    »RA C HE!«
    Von den Leonesinnen in einen k l einen Sandwirbel eingehüllt zu werden war furchterregend gewesen, aber im Vergleich zu den entfesselten W i ndgewalten, die jetzt üb e r das Drachenschiff aus Sto-Vo-Kor herfielen, hatten die Sandfrauen wenig K r aft aufgew a ndt. Aus den Augenwinkeln nahm Res wahr, wie aus allen vier Hi mm elsrichtungen ge w altige Gesichter ihre Münder aufrissen und Verderben gegen den toten weißen Drachen und seine Insassen schleuderten, Verderben, das vor so winzig k l einen Hindernissen wie dem fliegenden Teppich nicht Halt m achte. Der Hagel wurde zu einem Gluthauch, der den Rand des Teppichs in Flam m e n aufgehen ließ, so schnell dieser auch auf den Bod e n hinabstürzte; dann begannen die Blitze eina n der zu ja g e n . Res hörte ein ent s etzliches Krachen in un m ittelbarer Nähe und fragte sich verzweifelt, w ann sie en dl ich auf dem Boden und in Sicherheit sein w ü rden, bis sie b e m erkte, wie eine m ächtige Hand aus bleiernen W olken tief nach unten griff und m it Felsbrocken wieder nach oben ka m , die so g r o ß waren, da ss selbst das Drachenschiff dagegen nur ein Sandkorn schien, von ihrem Teppich ganz zu schweigen.
    Auch auf der Erde wür d e es keine Sicherheit für sie geben.
    Die Katze krallte sich in den Teppich. Kein Laut kam von ihr, kein Maunzen, keine Gedanken, noch nicht ein m al ein Ich habe es dir ja gleich gesagt. Der Regen peitschte auf sie ein, löschte das Feuer, das bereits die Teppichfransen verzehrt und erste Löcher ins Gewebe gefressen hatte, b i s e i n G l u t h a u ch aus dem Süden sie erneut zurückwir b elte. Sosehr s ie sich auch den Kopf zer m arterte, Res fiel kein Ausweg ein, kein Plan, kein Schlupfloch. Sie flehte die W i ndriesen an, d och ei n zuhalten, aber ihre Stim m e kam gegen die grollenden Ungeheuer so w enig an wie das Summ e n einer Mücke gegen einen tosenden W asserfall.
    »Res«, brüllte Yen Tao-tzu ihr ins Ohr, und seine Stimme war trotzdem kaum zu hören, »Res, f lieg nur nördlich, nördlich, so tief wie m öglich, nur noch kurze Zeit, und wir haben es geschafft!«
    Es war der erste zusam m enhängen d e und sinnvolle Satz von ih m , seit sie Kading verlassen hatten, d o ch jetzt war nicht der Z eitpunkt, um sich darüber zu wundern. Res wiederholte, so laut sie konnte, die Befehle für den Teppich, dann warf sie sich über die Katze und presste ihr Gesicht auf das Gew e be, um in dem schneidenden Hagelsturm w e nigstens nicht zu erblinden. Neben sich, den A r m um ihre Schultern, spürte sie Yen Tao-tzu.
    Ein ohrenbetäubendes K nallen, gefolgt von Rauch und Hitze in m itten des Eishag e l s wieder hatte un m ittel b ar n eben ihnen e i n Blitz eingeschlagen und ihren Teppich in Brand gesteckt. Sie hob den Kopf nur ganz leicht und sah zwischen Eiskörnern und Flammen einen rie s igen Erdwall a u ftauchen, a u f den sie zurasten.
    »Über den E rdwall und dann in den T alkessel hinab«, schrie Yen-Tao-tzu.
    Der Teppich brannte nun an all e n vier Enden, während der W i nd Res’ W orte aus ihrem Mund riss.
    »Boden, Boden, Boden!«
    Sie prallten gegen ein hartes H i ndernis, und Res wurde durch die Luft geschleudert. Dann schlug sie auf nasser, aufgewühlter Erde auf und spürte überhaupt nichts m ehr.
     
    Sie träu m t e, sie sei wieder im Arachnion, in der Dunkelheit bei Pallas. Ihre

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