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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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zu Res, Yen Tao-tzu und fassten sie genauer ins Auge. Ein drohendes Raunen begann.
    »Deine Gäste m ögen meine Gäste nicht«, stellte der Lohani beküm m ert fest.
    Numfar stemmte zwei seiner Ar m e auf seine Hüften und rieb sich zwei weitere Hände. »Vielleicht gibt es einen Streit ? «, fragte er in hoffnungsvollem Ton. »Mit Schlägere i en? Vielleicht stürzt sogar m eine Halle ei n ? «
    Zuerst wollte Res davonlaufen. Dann spürte sie, wie Ärger in ihr aufstieg. Sie hatte es satt zu fliehen. Sie hatte es satt, sich zu entschuldigen. Soweit es Sto-Vo-Kor betraf, war sie für nie m a ndes Tod verantwortlich. Im Gegenteil, dort hatte sie ein Leben gerettet. Dessen brauchte sie sich nicht zu schä m en.
    »Das kommt auf die Leute aus Haruspex an«, sagte sie laut und legte ihre Hand auf den Knauf von Kunlas Messer, das an ihrem Gürtel be f e s tigt war.
    Guin ging m it ihren steifen, raschen Schritten auf sie zu. Ihre Hände waren leer. »Es gibt kein Haruspex m e hr!«, stieß sie hervor.
    »Versteht Ihr? Das Nichts hat n i cht nur Sto-Vo-Kor verschlungen, sondern unser gesa m t es Land. W i r si nd alles, w as von ihm noch übrig ist, und uns gelang es nur des w egen zu entkom m en, weil wir den Sühneträger zurückholen wollten u nd Euch gefolgt sind.« Sie spie auf den Boden. » W enn er die Sühne auf sich genommen hätte, dann hätte das alles verhindert werden können«, fügte sie hinzu, und ihre Stim m e zitterte. »All unsere Freunde und Ve r w andten wären noch am Leben. Unsere Hei m at…«
    »Das ist nicht wahr«, unterbrach Res sie entschieden. Früher hätte sie Mitleid m it der Frau gehabt, aber nun war sie zu ausgelaugt von alle m , was geschehen war, und zu wütend. »Das Nichts wäre so oder so gekom m e n. Ihr hättet nur einen U nschuldigen m ehr u m gebracht.«
    »Aber er war nicht unschuldig! W i r hatten ihm die Schuld übertragen.«
    »Meine Da m en, meine D a m en«, w a rf Numfar ein und grinste über das ganze Gesicht. »So sehr ich die Unterh a lt u ng m it W orten liebe, darf ich vorschlagen, dass Sie zu Erde und Lehm als W affen greifen? Vielleicht aus den W änden dieser bescheidenen Halle geklaubt ? «
    »Nein«, entgegnete Res knapp, »Ich will m i ch nicht streiten. Ich will n i chts z erst ö ren. Ich will nur etwas essen, u nd dann will ich w e iter, um endlich m eine Mission zu erfüllen. Ihr werdet m i r und m einen Begleit e rn j e tzt etw a s zu essen bringen. Danach werden wir gehen, und w e nn die Bewohner von Sto-Vo-Kor tatsächlich etwas anderes fertig bringen können, als sich in nutzlosen Rachesc h würen zu ergehen oder Unschuldige u m zubringen, dann sind sie gerne eingeladen, m itzukom m en und sich nützlich zu m achen, um den Rest von Phantásien zu retten. Denn ich werde m ein Ziel erreichen.«
    Tiefes Schweigen kehrte in die Halle ein. Die beiden Grottengänger öffneten und schlossen ihre Münder, ohne einen Laut von sich zu geben, und blickten sich ob dieses U m stands zutiefst verstört an. Die gefiederten Bewohner von Sto-Vo- K or erhoben sich, einer nach dem anderen.
    Das war’s dann, sagte d i e Katze verstört. Sie werden uns in der Luft zerreißen. Nein, unter der Erde.
    Ein kurzes, satt knallendes Geräusch ertönte hinter Res und wiederholte sich. Es dauerte einen Mo m ent, bis sie es einordnen konnte. Yen Tao-tzu klatschte in d i e Hände. Ein m al. Zwei m al.
    Jetzt werden sie uns mit Sicherheit umbringen.
    Als Yen Tao-tzu zum dritten Mal klatschte, hob ein gewaltiges Flattern an. Erst als Res sah, wie G uin ihre fedrigen Hände hob und gegeneinander warf, begriff sie, dass die Überlebenden von Sto-Vo-Kor ihr Bei f all k l at s cht e n.
    Zweibeiner, sagte d ie Katze. Langsam glaube ich, ihr seid alle verrückt.
     
    Später, als sie alle beim Essen saßen, blieben die Leute aus Sto-Vo-Kor in einiger Entfernung, wenngleich sie immer wieder zu Res hinüberblickten. Das Getuschel klang nicht m ehr feindselig, sondern erstau n t. Sie verstand trotzdem noch nicht, was eigentlich passiert war, bis Guin erneut zu ihr trat.
    » W ann brechen wir auf, Prophetin?«, fragte sie ernst.
    »Zuerst m üsst Ihr m i r erklären, w a s Euch alle zu einer Meinungsänderung bewogen hat«, entgegnete Res.
    »Es gibt bei uns eine Pr o phezeiung. Jedes Kind kennt sie. W i r haben Rei m e und Lieder darüber, ob w ohl der ursprüngliche Wortlaut sehr schlicht ist. ›Sie bringt Leben aus dem Tod und kom m t aus der Tiefe; ein N arr wird sie erkennen . ‹ Im Epos

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