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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ihren blauen Federn waren sie Res alle unbekannt. Sie standen um ein riesiges, knochiges E t was m it p e rl m uttfarbenen S chuppen heru m , das auf Holzrollen stand.
    Yen Tao-tzu stieß einen erstickten Laut der T r auer hervor.
    Bei Bastets Klauen, sagte Schnurrspitz und klang für ihre Verhältnisse fassu n gslos. Sie haben einen Glücksdrachen getötet.
    Res erinnerte sich an die Zähne im Wall um S t o-Vo-Kor. Glücksdrachen gehörten zu den seltensten Tieren Phantá s i ens; sie hatte selbst nie einen erblickt, weder in Siridom noch auf ihrer Reise, und wusste nur durch die Teppiche, wie sie aussahen oder aussehen sollten. W as vor ihr stand, hatte keine Zähne m eh r , keine Tatzen und auch kein Fl eisch; es war erlegt und ausgeweidet worden, bis sich die Haut um ein Holzgerüst spannen ließ.
    »So haben wir unsere Hei m at ver l assen«, erklärte Guin. »Das ist unser Fluggerät. W i r werden Euch also folgen können, Prophetin.«
    Du darfst nicht in ihrer Gesellschaft bleiben, sa gte d i e Katze m it spürbarem Entsetzen. Sie haben sich mit dieser Tat selbst verflucht. Das ist, als fliege man mit einem Leichnam.
    Ich glaube nicht, dass sie zurückbleiben würden, wenn ich darum bäte, e n tge g nete Res u n d entdec k te, dass ihre Nägel schon wieder blutige Halb m onde in ihre Handballen gebohrt hatten. Wir haben keine andere Wahl.
    »Dann lasst uns losziehen.«
     

 
KAPITEL 14
     
    Die Heidelandschaft, über die s ie flogen, ähnelte Sassafranien nicht sehr. Statt der üppigen blauen Felder gab es hier braunes Gestrüpp und hin und wieder einen W acholderstrauch. Dazwischen ragten zahllose Felsbrocken auf, die teilweise so groß ausfielen, dass Res m ehr als ein m al annah m , es handle sich um Häuser, und dem Teppich be f ahl hinabzutauchen. Dann wieder hatten sie d i e Form spitzh ü tiger Riesen. Ein m al glaubte sie, es müsse sich u m einen Steinbeißer handeln, und wollte fragen, wie weit es n o ch bis zur Alten Kaiser S t adt war, a b er wieder zeigte s i ch aus der Nähe, d ass der Stein sich n i cht bewe gt e. Sie w ünschte sich M eile n st e ine oder Türpfosten wie in der Ebene von Kenfra, aber hier blieben die Felsen stumm, selbst wenn m an sie m it Öl einrieb.
    Yen Tao-tzu schaute ab und zu h i nüber zu dem Drachenluftschiff, das sie begleitete, und bewegte lautlos die Lippen. Dann wieder beugte er sich über den Teppichr a nd und wurde sehr unruhig. Angesichts früherer Erfahrungen zog ihn Res jedes Mal wieder zurück. Schließlich legte er sich auf den Rü c ken, um weder die Erde noch die Leute aus Sto-Vo-Kor länger zu sehen, und betrachtete den H i m m el, was Res erleichterte. Im Grunde hätte sie es ihm gerne gleichgetan, aber sie m usste darauf achten, wann unter ihnen eine Stadt auftauchte.
    Als Yen Tao-tzu plötzlich aufsc h rie, kam das für sie völlig unerwartet. Es w ar ein m ächtiger Schre i , aus der Tiefe seines Brustkorbs heraus, als habe er lange dafür Atem gesam m elt und zurückgehalten.
    » W ind!«, rief er. » W ind! Geschwind! Fort von diesem Ort!«
    Res fuhr zusam m en. G l eichzeitig be m erkte die Katze m it zusa mm engekniff e nen Augen:
    O nein. Nicht sie.
    So lange hatte Res auf den Boden unter ihnen ges t arrt, d a s s i h r entgangen war, wie der Him m el sich im m er mehr v e rdunkelt hatte, obwohl es zum Glück schon bald nach ihrem Aufbruch aufgehört hatte zu regnen. Die Wolken im Westen glühten in einem unheilverkündenden Rot. Im Osten tür m ten s i e sich wie schwere Metallbarren aufeinander, m it der du m pfgr a uen Farbe von Blei, die im m er schwärzer wurde, je n ördlicher m an blickte. Lediglich im Süden schien es hell zu sein, bis Res entdeckte, dass die dort auf und a b zuckenden g r ellen Lic h ter Blitze waren.
    Die vier Windriesen, sagte die Katze und kauerte sich zusammen.
    Lass uns lieber landen und warten, bis sie wieder fort sind.
    Da Res der Anblick des Himmels ganz und gar nicht gefiel, hörte sie auf Schnurrspitz. W e nn sie bei ei nem Gewitter in d e r L uf t blieb, würde sie d och nur v o m W eg abg e t r ieben w e rden, st a tt d er Alten Kaiser Stadt näher zu kom m en. Einer von Pallas’ alten Teppichen zeigte den Untergang der Stadt T ehura, die von einem Spiel der vier W i ndriesen dem Nichts gleichge m a cht wurde. Res hoffte nur, dass ein paar der größeren Felsen unten auf der Heide genügend Deckung bieten konnten oder dass die Riesen ihren K a m pf anderswo austragen würden.
    Kurze Zeit kä m p fte sie m

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