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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Mal ein seltsa m es Ziehen in der Brust. Sie wusste nicht, waru m , aber sie m uss t e dem Teppich unbedingt den Befehl geben, m ehr nach W esten zu halten. Als sie den Mund öffne t e, um es zu sagen, packte Yen Tao-tzu sie und drückte ihr Gesicht auf den Teppich hinunter.
    »Schau nicht nach Süd w esten«, drängte er, »und sag dem Teppich sofort, er soll nach Südosten halten.«
    »Bist du verrückt gewor… hast du einen Rückfall? Lass m i ch los!«
    »Es ist das Nichts«, sagte er. »Und es ist riesig. Es ru f t dic h . W ir dürfen auf keinen Fall näher heranfliegen!«
    Sie wollte n ach Südwesten. Sie m u sste unbedi n gt dort h in. Alle s , was gut war, befand sich im Südwesten.
    Res, er hat Recht. Kämpf dag e gen an. Osten! Wir müssen nach Osten!
    »Osten«, stieß sie m it aller Kraft, zu der sie i m stande war, hervor und fühlte sich in zwei Teile zer r issen, als der Teppich gehorchte. Es würgte sie, und sie zitterte am gan z en Körper, bis das Ziehen all m ählich schwächer wurde. Yen Tao-tzu ließ sie los, und als sie sich langsam aufrichtete, m erkte sie, dass a u ch er bebte. Bei der Katze waren alle Haare gesträubt und die Zähne entblößt.
    »Es ist so furchtbar groß geworden«, sagte Yen Tao-tzu und blickte auf seine Hände, als böten sie eine Antwort.
    Es hat bereits die Heimat des Vogelviehs und ein paar andere Landstriche verschluckt, erwiderte die Katze patzig. Was dachtest du denn? Doch ihrem Hohn schien tiefes Unbehagen beige m ischt.
    »Habt… habt ihr es auch gespürt ? «, fragte Res, und obwohl sie alles getan hätte, um das zu ver m e i den, eilten ihre Gedanken in die Ebene von Kenfra. W e nn das Nichts so stark werden konnte, wie sollten die Bewohner von Siridom da widerstehen, die keine Möglichk e it f ortzu f liegen h a tte n ?
    Wir stammen nicht aus Phantásien, Res, gab die Katze zurück. Er ist ein Mensch, und ich bin ein Wanderer.
    Yen Tao-tzu widersprach. » I ch habe es gespürt.«
    Auch in östlicher Richtung wurde es dunkler, und zuerst befürchtete Res, das Nichts warte dort ebenfalls auf sie. Doch es war zuneh m ende D ä m m erung, d i e sie einhüllte, kein Gefühl von Blindheit, und nie m and von ihnen spürte eine seltsa m e Anziehungskraft. Die Katze bohrte gedankenverloren ihre Krallen in den Teppich und zog sie wieder heraus.
    »Vorsicht«, sagte Res hastig. »Ich habe ihn doch erst gestopft.«
    Mag sein, dass ich mich irre, m einte die Katze, ohne auf Res’ Worte zu achten, aber mir scheint, wir kommen ins Schattenland. Vielleicht solltest du erst land e n und die Angelegenheit mit den Schatten erledigen, bevor es so weit ist.
    Von einem Schattenland wusste s i e nichts, was Res nicht m ehr wunderte, als sie auf den Ratschlag der Katze hörte und m ehr erfuhr. Ein Land, in d e m es eigentlich nur eine Farbe gab, bot keine guten Motive für Teppiche. S i e landeten an der Gre n ze, wo ei n e endlose Kette von S chaubuden und kleinen H ü tten stand, m it Schildern davor, auf denen zu lesen war: » W ir küm m ern uns hier um Ih r en Schatten sehr günstig!«
    Im Schattenland, so wurde ihr erklärt, herrschte ewige Dämm e rung und gerade so viel Licht, dass m an Schatten erkennen konnte. Nichts ahnende Phantásier, die das S chattenland ohne Vorsichts m aßnah m en betraten, m ussten erleben, dass ihre Schatten sich von ihnen trennten, selbständig m a chten und in der Regel auf Nimm e rwiedersehen verschwanden. Das klang zu n ächst nicht sehr schlimm, aber die Budenbesitzer waren bereit, ganze Balladen über die unglückseligen Schicksale von W esen ohne Schatten zu singen.
    »Man schaut sie an«, raunte ein Zwerg, der Res vom Äuße r en her an Halbert erinnerte, in unheilverkündendem Ton, »und denkt sich: Etwas stim m t m it denen nicht. Et w as i s t f alsch. Nie m and traut ih n en m ehr. Keiner handelt m it ihnen, kei n er will sie heiraten, und wenn sie schon verheiratet sind, dann bleiben sie es nicht sehr lange. Jedes Mal, wenn m an so einem schattenlosen Geschöpf begegnet, erschrickt m an, weil m an sie eben n i cht ric h tig wahrnim m t. Es ist ein elendes Leben.« Mit seinem kleinen Ba m busstock klopfte er gegen die eingerah m ten Schriftrollen, die von der Hinterwand seiner Bude herunterhingen. »Ich dagegen kann jeden vor so einem Schicksal bewahren. Bei m i r wird der Schatten sauber und sch m e r zlos vom Körper getrennt, eingerollt und in einer Sil b errolle aus m einer eigenen Fertigung aufbewahrt. W enn Ihr das Schattenland

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