Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
dann durchquert habt, könnt Ihr ihn Euch von einem m e i ner Kollegen auf der anderen Seite wieder anheften lassen. Die Gebühren für die Durchquerungs- und Überflugrechte des Schattenlandes sind im Preis inbegriffen.«
    »Hör nicht auf den Zwerg, Schätzc h en«, warf eine W aldhexe ein, der die nächste Bude gehörte. »Zw e rge vergessen, dass sie n i cht alles m it H a mm e r und Axt erledigen können. W enn m an einen Zwerg an seinen Schatten lässt, dann ist das ar m e Ding für den Rest seines Daseins in einem Zustand ständiger Angst. Statt s ich orde n tlich zu vergrößern und verkleinern, so wie die Sonne es eben verlangt, kauert und kuscht so ein zwerggeschädigter Schatten, bis m an selbst m eint, m an müsste zum Zwerg werden und ständig geduckt durch die Gegend gehen, nur da m it der Schatten wieder etwas Ähnlichkeit m it dem eigenen Körper hat!« Sie läc h elte Res einsch m eichelnd an und schenkte Yen Tao-tzu einen Aug e naufschlag. »Und das w ä re doch ein Jam m er.«
    Der Zwerg plusterte sich auf. »Ungeheuerlich! Aber die junge D a m e hier ist m it Sicherheit zu klug, um auf solche Verleumdungen herei n zufallen. Vor all e m, wenn ich ihr erzä h le, was Ihr für Euren Hokuspokus haben wollt.«
    »Nur eine Kleinigkeit, nichts als eine Kleinigkeit«, gurrte die Waldhexe. »Außerdem ist es ein Zeichen von V oreingeno mm enhei t , Herzen aus Glas als m i nderwertig zu betrachten, nur wegen einiger unglückseliger Vorfälle. Glas ist e i n vollwertiger Ersatz für Fleisch und Blut. Nur Leute, die alt m odisch sind, nicht m it den Zeiten gehen und sich lieber in ihren Bergwerken verstecken, sind zu dum m , um das einzusehen. Aufgeklärte W esen wie du und ich dagegen, Kleines…«, setzte sie hinzu, an Res gewandt, »würden nie…«
    »Neh m t es m ir nicht übel«, sagte Res hastig, »aber ich, äh, möchte m i r erst noch ein paar von den anderen Buden anschauen, bevor ich m eine Entscheidung treffe.«
    »Aber natürlich«, sagte die W aldhexe.
    »Verständnis ist m ein zweiter N a m e«, fügte der Zwerg hinzu.
    »Ich übe keinen Druck auf Reisende aus.«
    » W enn du eben das unterstellt hast, was ich vermute, m ein bärtiger Freund, dann besorge dir lieber g l eich ein Mittel gegen Haarausfallzauber«, zischte die Waldhexe.
    »Das wagst du nicht! Ich würde deine Bude kurz und klein schlagen, du drittklassige Straßen m agierin, du!«
    Res, Yen T a o-tzu und Schnurrspitz ließen die beiden zankend zurück und eilten zur nächsten Bude, nur um die E r fahrung zu m achen, dass jeder Budenbesitzer etwas S c hlechtes über seine Nachbarn zu ver m elden hatte. Nach der Richtung befragt, in welcher der Elfenbeint u rm lag, erkl ä r ten sie aller d ings einstimmig, dazu m ü sse m an das Schattenland durchqueren. Da keiner von ihnen bei einer anderen Richtung ein Geschäft m achen wü r de, wunderte Res das nicht. Endlich verlor sie die Geduld und e n tschied sich kurzerhand für ein Schlossgespenst na m ens Bu.
    Bu bat sie, ihm in den kleinen Hinterraum seiner Bude zu fo l gen. Dort standen ein hoher, leicht brä u nlich angelaufener Spiegel in einem Rah m en aus e b enfalls angela u f enem Silb e r , ei n e a lte, wacklige Kommode und darauf ein Leuchter m it halb herabgebrannten Kerzen.
    »Das Einzige, was m i r von der alten Hei m at geblieben ist«, schniefte Bu. »Ach, es ist schwer, ein Schlossgespenst ohne Schloss zu sein. Und hier versteht einen kaum einer. Neulich hat m i r dieser Lackaffe von einem W i nzling doch glatt neue K erzen angeboten. So eine Still o sigkeit!«
    Eine Schublade sprang von allein aus der Kommode. Die Katze m achte eine Be m erkung darüber, d a ss alle Untoten natürliche Angeber seien, und Res tat ihr Bestes, um das zu überhören und keine zustim m ende Gri m asse zu ziehen. S ie wollte di e Angeleg e nheit so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    In der Schublade saßen ein Haufen kleiner W assersp e ier, jeder nur so groß wie eine Kröte, aus grauem Sandstein, die erwartungsvoll in den Raum g l otzten.
    »Mund auf, m eine Lieblinge«, hauchte das Schlossgespenst, »es gibt Schatten zum Aufbewahren!«
    »Ich, ich, ich, ich, ich«, quäkten die Wasserspeier im Chor.
    »Nur drei«, beschwichtigte Bu. »H u i , Pfui und Iiiih waren b esonders brav.«
    Drei W asserspeier hüpften aus der Schublade auf den Fußboden und weiteten ihre Mäuler zu perfekten Kreisen.
    Die Augen der Katze wurden zu Schlitzen. Das kann doch nicht dein Ernst sein. Lass uns

Weitere Kostenlose Bücher