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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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lieber zurück zu dem Zwerg gehen.
    Stell dich nicht so an, dachte Res.
    »Nun bitte vor dem Kerzenleuchter a u f stellen, Herrsc h a f ten, ein e r nach dem anderen«, ordnete das Sch l ossgespenst an. W eil sie wusste, dass die Katze i m stande war, einfach kehrtzu m achen und aus der Bude zu verschwinden, während einer von ihnen da m it beschäftigt war, seinen Schatten zu verlieren, und der andere zuschaute, bückte sich Res kurzerhand, packte Schnurrspitz und setzte sie ohne Federlesens direkt vor den Leuchter. Es w ar ein Überraschungser f olg. Ehe die Katze sich fassen konnte, ers c hien ihr Schatten auf dem Boden. Bu fuhr m it einem zuf r iedenen S e ufzen erst durch das Tier, dann durch den Schatten und schließlich durch einen der W asserspeier. Es geschah so schnell, dass Res die Augen zusam m enkniff, um sich zu vergewissern, dass sie richtig sah. Der Schatten der Katze lag nicht m ehr auf dem Boden, und der M und des Wasserspeiers war geschlossen.
    Die Budenbesitzer hatten Recht. Ein W esen ohne Schatten zu betrachten, stimmte einen höchst unbe h aglich. Die Katze warf Res einen bodenlos beleidigten Blick zu und stolzierte m it hoch erhobenem Schwanz hinaus.
    »Dann ich als Nächste«, sagte R e s m it gespielter Mu n terk e it und stellte sich vor dem Leuchter a u f. Von einem Gespenst durchdrungen zu werden war nicht s ehr viel an d ers, als am sehr frühen Morgen durch Siridom zu laufen, wenn der Nebel sich noch nicht gehoben hatte; kalt und prickelnd fühlte es sich an. Aber sobald ihr Schatten verschwunden war, begann ein and e res Gefühl; es war wie ein ständiges Jucken überall am Körper, nur dass es keine Stelle gab, an der m an sich kratzen konnte.
    Als alle drei W asserspeier ihre Sch a tten geschluckt hatten, ließ Bu sie in ein bl äulic h es Glas spring e n, verschloss es m it einem breiten Korken und ließ es durch die Luft zu Res wandern, statt es ihr zu überreichen.
    Die Bezahl u ng, so hatte das Schlossgespenst versichert, als es seine Dienste anpries, lie g e in d er Prozedur selber, weil es dabei von ihnen ein wenig durchwär m t würde, und schließe die Überfluggebühren m it ein. Bu kam Res hinterh e r auch größer und weiter als vorher vor.
    » W enn Ihr das Schattenland durchquert habt, edles Fräulein«, sagte Bu, »dann zwingt der erste Sonnenstrahl, den Ihr auf die W asserspeier fallen lasst, sie da zu, Eure Schatten wieder auszuspeien.«
    Res bedankte sich, erhielt das Abzeichen, das bezeugte, dass sie ihre Überfluggebühren bezahlt hatte, und sta n d, von Yen Tao-tzu gefolgt, schon am Au s gang, als d a s Schlossgespenst beiläufig ergänzte: »Ihr m üsst m eine Schätzc h en natürlich jede Stunde füttern, sonst sterben sie, und mit ihnen Eure Schatten.«
    » W as ? «, stieß Res hervor.
    »Oh, habe ich Euch das vorher nicht gesagt ? «, f r agte Bu m i t unschuldigem Augenaufschlag. »Lang i nische W asserspeier sind sehr e m pfindliche W esen. Jede volle Stunde brauchen sie einen Tropfen Mondschei n saft, sonst g ehen sie ein. W ie es der Zufall will, verkauft m ein Freund Vladi m ir drei Buden weiter Mondscheinsaft.«
    Leider war es sinnlos, ein Gespenst zu erdrosseln, sonst wäre Res der Versuchung erlegen, zur vors ä tzlichen Mörderin zu werden.
    Vor der Bude erwartete die Ka t ze, der m it ih re m f einen Gehör kein W ort e ntgangen war, sie schadenfroh. Tja, was hast du erwartet? Aber du wollte s t ja nicht a u f mich hören.
    Bus Freund Vladi m ir stellte sich als Va m pir heraus, der gerade dabei war, seinen U m hang auszu b ürsten. »Reisende ins S chattenland«, rief er entzückt. »Wahrlich ein Ziel für Leute m it Gesch m ack. Eine bezau b ernde Gege n d. Ideales Wetter.«
    » W arum leben Sie dann nicht dor t ? «, fragte Res schlecht gelaunt.
    »Nun ja, wie soll ich sagen… Die Mehrzahl der Bewohner sind nun ein m al Schatten, und es m angelt ihnen an dem gewissen Etwas…«
    Sie haben kein Blut, ergänzte die Katze trocken.
    » W ir brauchen Mondscheinsaft, genügend für drei W asserspeier und eine Reise durch das Schattenland«, sagte Res, um die Sache endlich erledigt zu wissen.
    Vladi m ir lä c helte, was s eine Ec k zä h ne au f blitz e n ließ. »Ab e r natürlich.« Mit einer Verbeugung holte er ein weißes Fläschchen aus einem Reg a l hervor und ließ es durch seine Finger tanzen. »Genügend Mondscheinsaft für zehn W asserspeier. Und die Flasche selbst ist reines Elfenbein, wie es sogar d e r Pala s t d e r Kindlichen Kaiserin

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