Der König der Narren
wollten ihr nic h ts Gutes. Sie waren auch keine Hilfe, im Geg e nteil. W enn sie und ihr toter Drache nicht gewesen wären, dann wären Res und ihre Gefährten nicht von den W i ndriesen beinahe u m gebracht worden. Hier im T a l konnte m an die Vogelleute guten Gewissens s i ch selbst überlassen; hier war es sicherer als an den m eisten Orten Phantásiens, und wenn sie ihn trotzdem w i eder verlie ß en, so war d as ihre Sac h e.
Allerdings bestand die Möglichkeit, dass der T eppich m it all den Ausbesserungen nicht mehr fliegen würde; selbst dann nicht, wenn noch ein m al Blut floss, das vielleicht in diesem Tal überhaupt nicht vergossen w erden konnte. Dann m ussten sie zu F uß gehen, und wenn die Vogelleute entdeckten, dass m a n sie zurücklassen wollte, konnte das ein übles Nachspiel haben, sobald sie sich alle jen s eits d es Erdwalls befanden.
Dergleichen Gedanken ka m en o ffen s ichtlich nicht nur Res.
Als sich die Ausbesserungsarbei t en am Teppich ihrer Vollendung näherte, beendeten die Vogelleute ihre Ausflüge. Guin wich nicht m ehr von Res’ Seite. Res wurde a b sichtlich langsa m er und zog die Arbeiten bis zum Abend hin, aber in der Nacht s chlie f en nie alle d rei Flüchtlinge aus Sto-V o -Kor gleichzeitig.
Schnurrspitz, dachte Res, was machen wir nun? Hier bleiben?
Sie zer b rach sich den Kopf nach einem Ausweg. W enn innerhalb des Talkessels keine G ewalt ang e wendet werden konnte, dann hatte es auch keinen Sinn zu versuchen, sich Guin und die anderen m it einem Messer vom Leib zu halten. S i e brauc h te etwas Gewaltloses, das die Vogelleute trotzdem lange genug ablenken würde.
Mit ganzem Herzen wünschte Res, sie könnte zaubern. Die Katze musste die s en Gedanken aufgesch na ppt und an Yen Tao-tzu weitergeleitet haben, denn in der Dunkelh e it sinnierte er ohne off e nsichtlichen Anlas s : » W iewohl ich in Phantásien die Macht der Ma gie achten und sogar fürchten gelernt hab e , m uss ich doch darauf bestehen, dass W issenschaft und Gelehrsa m keit, wie sie Meister K’ung uns so sehr ans Herz legt, den Vorrang haben.«
Dann stand er auf und verließ das F ensterhaus. Irgendwann in der Nacht ke h rte er zur ü ck, m it einem weiteren Sack. Guin be m erkte ihn und m usterte ihn m i sstrauisch. Off e nbar konnte sie in der Dunkelheit besser se h en als Res, je d enfalls schien sie zu er k ennen, was er in der Hand hielt, und es als nicht bedro h lich einzuordnen, denn sie weckte keinen der anderen Vogelleute.
Da Yen Tao-tzu wieder hier und ohnehin wach war und nachdem all ihre Grübeleien zu keinem Erg e bnis geführt hatten, gab Res ihrer Müdigkeit nach und schlief ein. Als sie erwachte, hörte sie das Geräusch von brodelndem W asser über dem Feue r . Ein vertrauter Geruch strö m t e in ihre Nase.
»Tee!«, verkündete Yen Tao-tzu. Z u m ersten Mal, seit sie durch die Flam m e n der Zeit gegangen war e n, strahlte er über das ganze Gesicht. »Ich wusste, d ass ein e r meiner Schicksalsgenossen über diese Gabe der Götter verfügt, aber es dauerte eine W eile, bis ich den ehrenwerten Cha’les Dog-son wiederfinden konnte.«
Ich dachte, hier weiß keiner außer dir mehr seinen Namen, m einte die Katze u n d rü m p fte die Nase. Tee war für sie o hne jedes Interesse.
»Argax kennt alle Namen«, erwiderte Yen Tao-tzu, und ein wenig von seiner F röhlichkeit schwand w i eder, »er kennt sie nur zu gut.«
Er hatte, so stellte sich heraus, nicht nur Tee, s ondern auch eine Kanne und Teetassen mitgebracht, s t ellte sie vor jeder m ann auf und goss den T ee m it großer Sorgfalt ein. Die Augen der Vogelleute leuchteten bei diesem Anblick auf, und sie hielten das zarte, weißblaue Teegeschirr m it sichtlicher Fr eude in Hä n den, aber si e tran k en nicht. Yen Tao-tzu blies eifrig in seine Tasse. Res, die Tee lieber heiß trank, m achte sich nicht die Mühe und nippte gleich davon. Das verhalf ihr immer noch nicht zu einer Idee, wie sie die Vogelleute loswerden sollte; trotzdem war d e r leicht bittere Gesch m ack von Tee auf der Zunge beruhigend. Guin, die s i e beobachtete, wartete, bis Res ihre Tasse zur Hälfte gelehrt und Yen Tao-tzu das erste Mal an der seinen genippt hatte, dann trank sie ebenfalls, und m it ihr die beiden Männer.
Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis sie alle drei bewusstlos zu Boden fielen.
Ich habe dich unterschätzt, sagte d i e Katze zu Yen Tao-tzu. Wie hast du das hinbekommen? Du und Res habt doch ebenfalls davon getrunken, und du
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