Der Koenig der Schmuggler
verständlichen Gründen ohnehin bereits äußerst nervös waren – vor ihm flohen, als wäre er ein böser Geist aus der Dunklen Zone.
In Gedanken ging der junge Besadii-Lord die letzten Monate im Leben seines Vaters durch und hakte im Geist jeden Augenblick jedes einzelnen Tages ab. Alles, was Aruk gegessen hatte, war aus ihren eigenen Küchen gekommen und von ihren Köchen zubereitet worden – darunter auch von jenen, die jüngst verschieden waren. Er machte sich eine gedankliche Notiz, zwei neue Köche einzustellen…
Durga hatte die ganze Küche und die Quartiere der Diener nach irgendwelchen Spuren von X-1 überprüfen lassen. Nichts. Die einzige Stelle, an der überhaupt ein Hinweis auf die Substanz entdeckt worden war, hatte sich nicht weit von dem üblichen Abstellplatz seiner Repulsorsänfte auf dem Boden von Aruks Büroraum gefunden. Und dabei handelte es sich nur um eine winzige Spur.
Durga runzelte die Stirn und verzog die von dem Geburtsmal verunstalteten Gesichtszüge zu etwas, das an eine Dämonenmaske erinnerte. Irgend etwas quälte ihn. Eine Erinnerung. Wand sich durch sein Hirn…
…sich winden… zappeln! Die Nalabaum-Frösche! Plötzlich war die Erinnerung da, deutlich und scharf: Aruk, der rülpsend nach dem nächsten lebenden Nalabaum-Frosch langte. Bis jetzt hatte Durga noch gar nicht an die Möglichkeit gedacht, daß das Gift auch mit einer lebenden Kreatur verabreicht worden sein könnte – schließlich lag es doch nahe, daß jede Kreatur bereits lange, bevor sie verzehrt wurde, selbst an dem Gift sterben mußte. Aber was, wenn Nalabaum-Frösche gegen die Wirkung von X-1 immun waren? Was, wenn ihr Gewebe mit zunehmenden Mengen von X-1 gleichsam überschwemmt worden war, ohne daß die Substanz ihnen etwas anhaben konnte?
Aruk hatte seine Nalafrösche geliebt. Er hatte sie täglich verspeist, manchmal jeden Tag ein Dutzend.
»Osman!« brüllte Durga. »Hol mir den Scanner! Bringe ihn ohne Verzug in Aruks Büro!«
Der Chevin erschien kurz, bestätigte den Befehl und verschwand wieder. Das trappelnde Geräusch seiner flinken Füße verklang in der Ferne, und Durga schlängelte in höchster Eile auf das Allerheiligste seines Vaters zu.
Er kam dort nur Sekunden vor seinem keuchenden Diener an, der den Scanner schleppte. Durga riß ihm den Apparat aus der Hand und glitt schnell in das Büro. Wo ist es? dachte er und blickte wild um sich.
Ja, dort! stellte er fest und kroch in die entsprechende Ecke. In dieser Ecke stand vergessen Aruks altes Snackquarium, das er benutzt hatte, um seine lebende Nahrung frisch zu halten. Und während der letzten Monate seines Lebens hatte diese lebende Nahrung vor allem aus Nalabaum-Fröschen bestanden!
Durga stieß die Sonde des Scanners in das Snackquarium und aktivierte das Instrument. Sekunden später hatte er die Antwort. Die mineralischen Ablagerungen an den gläsernen Wänden des kugelförmigen Gefäßes enthielten beträchtliche Mengen X-1!
Durga stieß einen Wutschrei aus, der das Inventar erzittern ließ, dann verlor er völlig die Beherrschung: Mit einem einzigen kraftvollen Hieb seines Schwanzes zerschlug er das Snackquarium, warf den mächtigen Leib gegen das Mobiliar und zerschmetterte und zerstörte alles, was ihm in die Quere kam. Schließlich lag er heiser und keuchend in den Überresten von Aruks Büro.
Teroenza. Teroenza hat die Frösche geliefert. Durga wollte in einem ersten Impuls sofort nach Ylesia fliegen und den T’landa Til höchstpersönlich in blutigen Brei verwandeln. Doch nachdem er einen Moment darüber nachgedacht hatte, wurde ihm klar, daß es unter seiner Würde war, sich Hände und Schweif an einem niederen Lebewesen schmutzig zu machen.
Außerdem konnte er den Hohepriester nicht einfach so umbringen. Teroenza war ein guter Hohenpriester, der nur schwer zu ersetzen sein würde. Der Besadii-Lord war sich der unerfreulichen Tatsache bewußt, daß sich die T’landa Til auf Ylesia wohl weigern würden, die Farce, während der Erhöhungen als Priester zu agieren, noch länger fortzusetzen, wenn er Teroenza töten ließ. Teroenza war bei jenen, die unter ihm dienten, durchaus wohlgelitten. Abgesehen davon war er ein fähiger Verwalter, der den Besadii ständig steigende Gewinne aus den Gewürzfabriken eingebracht hatte.
Ich werde schon einen gut vorbereiteten Ersatz vorweisen müssen, ehe ich etwas gegen ihn unternehmen kann, dachte Durga. Außerdem ruhte die Beweislast gegen den Hohepriester ausschließlich auf
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