Der Koenig der Schmuggler
schuldigen Respekt, Sir – sagen Sie Ihnen nicht, woher die Credits kommen!« Brias Grinsen war mehr als bloß ein bißchen verwegen. »Sie wissen ebensogut wie ich, daß sie einem geschenkten Traladon nicht ins Maul schauen werden. Sie werden statt dessen die Credits nehmen und ausgeben. Wir brauchen Waffen, medizinische Ausrüstung, Uniformen, Munition… was immer Sie wollen!«
»Richtig«, entgegnete Torbul. »Eine Rebellion durchzuführen, ist ein kostspieliges Unternehmen.«
»Denken Sie darüber nach«, drängte Bria. »Ich weiß, daß die Rote Hand es schaffen könnte. Und denken Sie nur daran, wer heutzutage nach Ylesia geht. Junge Leute, die mit ihrem Leben unzufrieden sind und die horrenden Steuern nicht aufbringen können, die mehr wollen, ein besseres Leben. Das sind genau die Leute, die wir hier brauchen.«
»Richtig«, sagte Torbul wieder. »Aber was ist mit der ylesianischen Atmosphäre? Bei Ihrem Überfall auf Kolonie Drei vor zweieinhalb Jahren haben Sie hundert Sklaven befreit – aber wir haben dabei in dieser verdammten Lufthülle ein Schiff verloren. Die heimtückische ylesianische Atmosphäre ist eine ihrer besten Verteidigungseinrichtungen.«
Brias Gesichtsmuskeln zuckten angesichts der qualvollen Erinnerung. »Ich hatte sie noch gewarnt, aber… die Sturmböe erwischte das Schiff trotzdem…«
»Tharen… das war nicht Ihr Fehler. Aber wir müssen das berücksichtigen. Das Oberkommando wird bestimmt diesen Einwand erheben.«
Sie nickte. »Ich arbeite daran, Sir. Es muß eine Möglichkeit geben, mit der Atmosphäre fertig zu werden. Bessere Piloten zum Beispiel. Unsere Leute sind mit ganzem Herzen dabei, Sir, aber seien wir ehrlich… die meisten von ihnen haben nicht viel Erfahrung. Unsere Trainingsprogramme müssen dringend überarbeitet werden…«
»Ich stimme Ihnen zu. Wir arbeiten an Methoden zur Verbesserung unserer Simulationen, um die Erfahrung der Piloten zu vertiefen, ehe wir sie losschicken.«
Bria erhob sich und beugte sich über den Schreibtisch. »Sir, versprechen Sie mir nur, daß Sie darüber nachdenken werden. Ich kann es schaffen. Ich habe sogar ein paar Ideen, wie ich den Überfall finanzieren kann. Überlegen Sie es sich, okay?«
Er schenkte ihr einen langen, gelassenen Blick. »In Ordnung, Tharen. Ich verspreche Ihnen, darüber nachzudenken.«
»Danke, Sir.«
INTERMEZZO
1
DER KORPORATIONSSEKTOR
Nur mit seiner Hose bekleidet und barfuß verließ Han Solo Jessas winziges Apartment. Die kleine Wohnung befand sich auf dem Gelände der ungesetzlichen Reparaturbasis ihres Vaters Doc, an einem trostlosen, nach den Geboten purer Nützlichkeit eingerichteten Ort. Doch sowohl Jessas als auch Docs private Quartiere waren überraschend großzügig ausgestattet und gemütlich.
Han gähnte und kratzte sich am Kopf, zerzauste sein Haar, warf sich dann mit einem dumpfen Plumpsen auf das elegante Sofa und schaltete die große Vid-Einheit ein. Die offiziellen Verlautbarungen der Sektorverwaltung flimmerten über den Schirm, und Han sah mit einem zynischen Grinsen zu. Die Verwaltung wurde jeden Tag schlimmer. Es fehlte nicht mehr viel, und sie würde ebenso repressiv werden wie das Imperium…
Immerhin war die ›Falcon‹ jetzt so gut in Form wie noch nie. Ehe Doc festgenommen und in die Strafkolonie Stars’ End überstellt worden war, hatte er noch den Hyperantrieb frisiert. Damit sollte ich in der Lage sein, so ziemlich allem davonzufliegen, was die Imperialen auf mich loslassen könnten, dachte Han selbstgefällig. Oder die Sektorverwaltung.
Anschließend hatte Jessa, um Han dazu zu bewegen, ihren Vater aus Stars’ End zu befreien, die ›Falcon‹ mit einem Satz brandneuer Sensoren und einer neuen Schüssel aufgerüstet, um jene zu ersetzen, die im Kampf mit einem Leichter der Sektorverwaltung beschädigt worden waren. Später, nach Docs Rettung, hatte die dankbare Jessa die Reparaturen an Hans Raumschiff vor noch nicht allzulanger Zeit abgeschlossen, ein neues Leitsystem eingebaut und alle Schäden behoben, die an der Hülle des YT-1300 entstanden waren.
Han hatte sogar daran gedacht, dem Schiff einen Anstrich zu gönnen, damit es wie neu aussah, aber nach einigen Überlegungen ließ er die Idee wieder fallen. Das ramponierte Aussehen der ›Millennium Falcon‹ war einer der größten Vorteile des Raumers, wenn es darum ging, Gegner auf dem falschen Fuß zu erwischen. Niemand rechnete damit, daß ein schäbiger alter Frachter einen Hyperantrieb besaß, der
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