Der Koenig der Schmuggler
Wir brauchen einen Priester! Bringen Sie uns nach Hause!«
Die Rebellenführerin spürte, wie ihr die Galle hochkam, und sie brauchte einen Moment, um sich zusammenzureißen. Das könnte ich selbst sein… vor fast zehn Jahren hätte ich mich nicht anders verhalten… wenn Han nicht gewesen wäre…
Von hinten näherten sich Schritte. Bria fuhr mit schußbereiter Pistole herum und entspannte sich, als sie Daino Hyx erkannte. Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ein wenig schreckhaft, Commander?«
Bria lächelte verlegen. »Vielleicht ein bißchen.«
»Hat das irgend etwas mit der toten Frau draußen auf dem Gang zu tun?«
»Eigentlich nicht.« Bria schob den Blaster zurück ins Holster und stellte angewidert fest, daß sie nunmehr diejenige war, die unkontrolliert zitterte. »Eigentlich mehr mit denen.« Ihre Hand zuckte in Richtung der leidenden Pilger. »Die gehören jetzt alle Ihnen, Hyx. Sieht so aus, als hätten Sie alle Hände voll zu tun.«
Er nickte und betrachtete die Menge mit der freundlichen Distanz des Arztes. »Bis wann wird die ›Joch‹ für das Rendezvous mit dem Transporter bereit sein?«
Bria warf einen Blick auf ihr Chrono. »Ich habe fünfunddreißig Minuten für die Übernahme dieses Schiffs veranschlagt. Ich erwarte jeden…« Ihr Komlink meldete sich. Bria lächelte und antwortete. »Hier Führer Rote Hand.«
»Commander, hier spricht Jace Paol. Wir haben das Schiff gesichert, und das Prisenkommando meldet, daß wir bereit sind für den Hyperraum. Sollen wir jetzt zu den Rendezvous-Koordinaten aufbrechen?«
»Bestätigt, Jace. Ich verständige die ›Vergeltung‹. Weisen Sie Lieutenant Hethar an, ihr Schiff von hier wegzubringen, – und bereiten Sie das Rendezvous mit der ›Befreiung‹ bei den vorgesehenen Koordinaten vor.«
»Verstanden, Führer Rote Hand. Wir treffen Sie dann dort, und… Commander?«
»Ja, Tedris?«
»Meinen Glückwunsch zu der glatt verlaufenen Operation.«
»Danke, Tedris.«
Einen Monat später betrat Bria Tharen, die sich zu einem ihrer seltenen Besuche auf Corellia aufhielt, um ihren Führungsoffizier zu treffen, mit raschen Schritten dessen Büro. Pianat Torbul, ein kleiner, dunkelhaariger Mann mit durchdringenden Augen, blickte auf.
»Willkommen zu Hause«, sagte er. »Sie kommen spät. Ich habe Sie bereits vor zwei Tagen erwartet.«
»Tut mit leid, Sir«, gab Bria zurück. »Ich habe in letzter Sekun-de einen Notruf aufgefangen und der ›Stolz der Randzonen‹ gegen eine Handvoll imperialer Aufklärungsschiffe geholfen. Die ›Vergeltung‹ hat dabei einen Treffer erhalten, der die Sublichttriebwerke beschädigte, so daß wir einen Tag ins Dock mußten.«
»Ich weiß«, sagte Torbul und lächelte – sein typisches unwiderstehliches Grinsen. »Ich habe den Bericht der ›Stolz‹ bekommen. Sie müssen sich nicht verteidigen, Tharen.«
Sie erwiderte das Lächeln und ließ sich auf seinen Wink in einen Sessel plumpsen. »Und haben Sie meinen Bericht auch erhalten, Sir?«
»Habe ich«, antwortete er. »So wie es aussieht, meldet Ihr Freund Hyx große Fortschritte bei der Rückverwandlung dieser Pilger, die sie von der ›Joch des Heloten‹ gerettet haben, in normale, brauchbare Bürger. Glückwunsch. Ihr Glaube an ihn und an seine neue Behandlungsmethode scheint sich auszuzahlen.«
Bria nickte, und ihre Augen strahlten. »Es bedeutet mir sehr viel, diesen Leuten ihr Leben zurückzugeben. Ihre Familien werden froh sein, sie wiederzusehen… sie werden in Würde und komfortabel leben können…«
»Es sei denn, sie entscheiden sich dafür, sich uns anzuschließen, natürlich«, stellte Torbul fest. »Was anscheinend einige von ihnen bereits für den Zeitpunkt ihrer völligen Genesung in Erwägung gezogen haben. Das wird allerdings noch ein paar Monate dauern. Ich schätze, die Unterernährung hat einen beträchtlichen Anteil an der Gehirnwäsche, der sie auf Ylesia unterzogen wurden.«
Bria nickte. »Ich weiß noch, daß mein Zahnfleisch ständig zu bluten anfing. Es bedurfte zwei Monate anständiger Nahrung, um die schlimmsten Folgen zu überwinden.«
Torbul warf wieder einen Blick auf seinen Datenblock. »Der Umbau der ›Joch des Heloten‹ in einen Kampfraumer ist nahezu abgeschlossen. Wir können dieses Schiff wirklich gut gebrauchen, Tharen. Danke, daß sie es für uns beschlagnahmt haben. Da wir gerade davon sprechen… Wollen Sie die Ehre haben, dem Schiff einen neuen Namen zu geben?«
Bria dachte einen Moment darüber nach.
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