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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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gestürzt.«
    »Wie auch immer«, wandte der andere ein, »wir müssen den Leuten bald was sagen. Das sind wir dem König schuldig, mein’ ich.«
    Der Altere brummelte etwas, das ich nicht verstehen konnte.
    Plötzlich stand Steinschulte in der Tür. »Herr Jakobs, wenn Sie bitte hereinkommen würden?« Zu meiner Verwunderung durfte Max im Raum bleiben. Steinschulte nahm meine Adresse auf. Dann mußte ich die Geschichte nochmal erzählen. Wie wir gehalten hatten. Was wir gesehen hatten. Ob Wilfried König vor seinem Ableben noch etwas gesagt hatte. Meine Aussage war ziemlich unspektakulär. Natürlich hätte ich gerne die letzten Worte des Ermordeten übermittelt, doch so etwas hatte ich nicht zu bieten. Lediglich der Anblick des stark blutenden Mannes hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Steinschulte machte sich einige Notizen und stand dann auf. Max und ich wollten es ihm gleich tun, aber der Kommissar hielt uns zurück. »Bleibt bitte sitzen !«forderte er uns auf. Max und ich sahen uns an. Wahrscheinlich hatte Steinschulte diese neue Verhörmethode im letzten Fortbildungsseminar gelernt. Aus dem Tatort kannte ich das jedenfalls noch nicht. Herein kamen jetzt die beiden Schützenbrüder, die mit mir auf dem Flur gewartet hatten. Der ältere war nach wie vor aufgeregt, quatschte aber nicht mehr ständig dazwischen. Die beiden machten wie wir ihre Personalangaben. Der ältere hieß Alfons Reckert und war Zweiter Vorsitzender der Schützenbruderschaft. Seine rechte Brust war gepflastert mit verschiedensten Orden. Mit seinem aufgedunsenen, roten Gesicht erinnerte er mich sehr an einen meiner Kollegen aus der Schule, der bei seinen cholerischen Anfällen ein ähnliches Aussehen annahm. Der andere Mann war Fahnenoffizier und hieß Bernhard Schnell. Schnell war groß und wirkte durchtrainiert. Bestimmt pöhlte er in den Reihen vom SV Stichlingsen. Er hatte etwas sehr Jungenhaftes an sich. Altersmäßig konnte ich ihn schlecht schätzen, vielleicht war er etwa so alt wie ich. Ich erinnerte mich jetzt, daß er mit seiner Fahne im Schützenzug vor uns Hofstaatlern hermarschiert war.
    Reckert und Schnell konnten über die Todesumstände natürlich nicht viel sagen. Beide hatten Wilfried König am Nachmittag in der Schützenhalle gesehen, aber nicht mitbekommen, wann und warum er gegangen war.
    »Kannten Sie Wilfried König persönlich näher?« wollte Steinschulte nun wissen. »Ich nehme an, daß er Mitglied in Ihrem Schützenverein gewesen ist?«
    »Bruderschaft!« verbesserte Reckert sofort. »Wir sind kein Schützenverein, sondern eine Schützenbruderschaft.«
    Steinschulte blickte irritiert. »Und was ist der Unterschied?«
    »Ich will’s mal so sagen. Eine Schützenbruderschaft ist ein kirchlicher Verein. Und da gehören natürlich auch die Grundsätze der katholischen Kirche dazu. Deshalb haben wir auch einen Präses. Bei einem Schützenverein ist das anders. Die sind unabhängig.«
    Steinschulte runzelte die Stirn. »Wenngleich diese Information nicht unmittelbar mit meiner Frage zusammenhängt, ist das natürlich hochinteressant. Aber ich möchte trotzdem wissen: War König Mitglied in Ihrer Bruderschaft?«
    »Aber natürlich!« beeilte Reckert sich zu sagen. »Und ich darf wohl sagen: ein sehr engagiertes Mitglied. Wilfried König hat bei verschiedenen Arbeiten hier in der Schützenhalle mitgeholfen. Außerdem wäre er sicher in Kürze Fähnrich geworden.« Bernhard Schnell sah seinen Zweiten Vorsitzenden erstaunt von der Seite an.
    »Da wußte ich ja noch gar nichts von!«
    »Nun, es war noch nicht ganz offiziell!« erläuterte Reckert. »Aber im Vorstand war das so gut wie beschlossen.«
    »Dann frage ich mich, warum auf den Jahreshauptversammlungen überhaupt noch gewählt wird«, erwiderte Schnell patzig. »Wenn die Posten schon vorher vergeben werden, können wir statt wählen doch lieber kegeln gehen, oder seh’ ich das falsch?«
    »Bernhard, ich weiß nicht, ob das hier vom Ort und von der Zeit her das Richtige ist, um Schützenangelegenheiten zu besprechen«, meinte der Zweite Vorsitzende mit hochrotem Kopf. »Schließlich ist unser Bruder Wilfried gestorben. Und wegen dem sitzen wir doch hier, woll?«
    »Du hast doch damit angefangen!« Der Fahnenoffizier fuhr sich unwillig über den Kopf. Sein blondes, etwas zu langes Haar sah jetzt noch fahriger aus. Sein Gesichtsausdruck nahm etwas Beleidigtes an. Dieser Bernhard Schnell war ein Hitzkopf. Der würde diese Sache bestimmt nicht einfach auf sich

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