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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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ihren grausamen Fehler erinnern, die Borgnesse mit der Einweihung des Königs betraut zu haben.
    »Ehrwürden«, sagte die Königin, »Eure Anregung scheint mir vortrefflich, aber natürlich muß der König Euch empfangen und Euren Vorschlag annehmen.«

FÜNFZEHNTES KAPITEL
     
    Zwei Tage, nachdem Fogacer und ich Anna von Österreich unsere Vorschläge mitgeteilt hatten, kam Beringhen, der ebenso gut einen Pagen hätte schicken können, uns persönlich zu melden, daß der König uns um zwei Uhr nachmittags in seinen Gemächern erwarte.
    Hierauf machte jeder von uns, Fogacer und ich, bei sich zu Haus eine so gewissenhafte Toilette, daß niemand daran etwas hätte aussetzen können. Alles war tadellos, der Körper gebadet von der Nasenspitze bis zu den großen Zehen, der Bart fein rasiert, die Haare gelockt, der kleine Schnurrbart über der Oberlippe gestutzt, unsere schönsten Stiefel spiegelblank, die Beinkleider und Wämser von unseren besten Kammerfrauen gebürstet und gebügelt.
    »Du lieber Gott!« sagte Catherine, als Fogacer mich abholen kam, »für wen habt Ihr Euch so in Schale geworfen? Für den König? Oder für eine Freundin, die Ihr besuchen geht, ehe Ihr Euch Seiner Majestät präsentiert?«
    »Liebchen«, sagte ich, indem ich sie umarmte und ihr lauter kleine Küsse auf den Hals setzte, »der König, müßt Ihr wissen, ist überaus heikel, was das Kapitel Reinlichkeit und Kleider anlangt. Sagte er doch eines Tages zu einem frisch aus der Auvergne eingetroffenen Marquis ohne Zögern: ›Marquis, wie seht denn Ihr aus?‹«
    Sie, schöne Leserin, haben natürlich schon erraten, daß der arme Marquis vom Hof tagelang verspottet wurde, bei jeder Gelegenheit sagte jemand zu ihm: »Aber, Marquis, wie seht denn Ihr aus?« Das ging so lange, bis der Marquis sich voller Wut auf einen seiner Verfolger stürzte und ihm solche Schläge und Tritte versetzte, daß der Spötter umfiel und es eine Weile dauerte, ihn wieder zu beleben. Kaum auf den Beinen, redete er von Duell, aber der König drohte, ihn für alle Zeiten auf seine Ländereien zu verbannen, sollte er sein Gebot übertreten. Bei derselben Gelegenheit untersagte er dem Hof, seine Wortenachzuplappern, ob gut, ob schlecht, ob schmeichelhaft oder spöttisch.
    Doch zurück zu unserer Audienz. Ich war überwältigt von den Gemächern des Königs. Ich fand sie schön und luxuriös, weit mehr als die der Königin, die so schlicht waren, als gehörten sie einer reichen Bürgerin. Es war augenscheinlich, daß Ludwig XIV., im Gegensatz zu seinem Vater und mehr noch seinem Großvater Henri Quatre, der sogar in einem Palast sich mit einem Feldbett begnügt hätte, in höchstem Maße Geschmack an Pomp und Luxus fand.
    Er war jetzt siebzehn Jahre alt und machte mir den größten Eindruck. Er war hochgewachsen, stämmig, hielt sich auf langen Beinen sehr gerade, hatte schöne und scharfe Augen, und zu diesen Himmelsgaben gesellten sich die irdischen, Kleider nämlich, denen es an Gold, Perlen und Spitzen beileibe nicht mangelte. Er saß auf einem vergoldeten Lehnstuhl, eine Hand auf einem reich ziselierten Degenknauf, die andere auf einem goldenen Stock, den man durchaus als Szepter verstehen konnte. Er war glatt rasiert, bis auf einen feinen kleinen Schnurrbart, der über den Mundwinkeln aufgezwirbelt war. Die Bahnen einer üppigen und mit größter Sorgfalt gelockten schwarzen Perücke fielen bis auf seine Brust. Aufs erste Hinsehen war sein Blick hochmütig, abweisend und kalt, doch sowie er den Mund auftat, zeigte er sogleich jene verbindliche, ja freundliche Miene, die dem Pariser Volk so sehr gefallen hatte, als er durch die Straßen fuhr und seinen Hut vor ihm gezogen hatte. Wie ich hörte, sagte Mazarin einmal zur Königin, mit der er bekanntlich sehr vertraut war, ihr Sohn sei ein bewundernswerter
commediante
, worauf sie erwiderte, daß er doch selbst ein
commediante
sei und, schlimmer noch, einer von der italienischen Sorte.
    Seine Majestät empfing uns sehr gnädig, bat uns, die Schemel einzunehmen, die dort standen, indem er bedauerte, uns keine besseren Sitze anbieten zu können, und fragte unverweilt, welches Anliegen uns zu ihm führe. Als ich meinen Vers vorgetragen hatte, fragte er, ob die Königin über unser Vorhaben unterrichtet sei. Ich fand die Frage gefährlich, konnte es doch sein, es hätte den sehr auf seine Rechte pochenden König gekränkt, daß man sie als erste konsultiert hatte.
    »Sire«, sagte ich, »da es sich um ein weibliches

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