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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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sie: »Ach, Herzog, was sind Sie für ein schöner Mann!« Diese Erklärung konnte mich natürlich nur zufriedenstellen, ließ sie doch allerlei freundliche Bevorzugungen erwarten. Ich teilte nämlich das Zimmer mit Graf von Guebriant, der Bretone war und seine Provinz in einem fort mit so glühender Liebe pries, daß man sich albern vorgekommen wäre, hätte man über die eigene etwas Gutes gesagt. Außerdem war der Graf ganz von Frömmigkeit durchtränkt und wollte mich partout veranlassen, vorm Schlafengehen mit ihm gemeinsam Lobgesänge auf den Herrgott anzustimmen, was ich nur abweisen konnte, indem ich mich auf die Tradition meiner Familie, still für sich zu beten, berief.
    Bernhard von Weimar lud mich alle Tage mit dem jungen Turenne, mit von Erlach und Guebriant zu Mittag an seinen Tisch. Alle, auch Erlach, versuchten wir ihn zur Redlichkeit gegenüber unserem König zu überreden, wobei wir ihm die beträchtlichen, von Ludwig gewährten Subsidien und die Hilfe der französischen Regimenter Guebriants, ohne die er Breisach und Freiburg nicht hätte nehmen können, in Erinnerung riefen. Zu alledem schwieg der Herzog, oder er erging sich in leidenschaftlichen Schilderungen seines zukünftigen Herzogtums.
    Sein Entschluß schien mir so unumstößlich, daß ich einsah, er würde den Besitz von Breisach und Freiburg niemals preisgeben, und bereits daran dachte, meine Koffer zu packen, sehr verdrossen über mein Scheitern und niedergeschlagen von der Vorstellung, mit leeren Händen vor meinen König treten zumüssen, als ein ganz unerwartetes Ereignis eintrat: Am Morgen des achtzehnten Juli 1639 wurde der Herzog von einem Fieber gepackt, das ihn binnen Stunden dahinraffte. Er war zweiunddreißig Jahre alt. Sein Stellvertreter Erlach übernahm das Kommando seines Söldnerheeres, und ohne jeden Druck unsererseits erklärte er, daß er den Vertrag mit Frankreich respektiere und Breisach und Freiburg unserem König übergeben wolle.
    Als der Herzog im Sterben lag, hatte Guebriant ausgerufen: »Dies ist sichtbarlich ein Beschluß der Vorsehung! Der Herrgott straft den schmählichen Verrat des armen Herzogs.« Bei diesen Worten warf mir der Graf einen triumphierenden Blick zu, in der Erwartung, daß ich ihm beistimmen würde. Ich tat nichts dergleichen, denn angesichts so vieler Schufte, die ungestraft auf der Erde wandelten, hätte der Herrgott viel zu tun, dachte ich, wollte er sie alle in der Blüte ihrer Jahre niederstrecken und der Hölle übergeben.
    Ich überließ es Erlach, Guebriant und Turenne, die beiden Städte zu verteidigen und zu befehligen, und versprach ihnen, den König zu bitten, daß er ihnen schnellstmöglich Pulver, Kugeln, Kanonen, Lunten und auch Maurer schicke, um die Breschen zu schließen, die Bernhard von Weimar ihnen geschlagen hatte.
    Obwohl es ein milder und sonniger Herbst war, dünkte mich meine Heimreise nach Paris unmäßig lang, so ungeduldig sehnte ich mich, zu jenen heimzukehren, die mich zu Hause erwarteten, und so groß war auch die Freude, Ludwig und Richelieu mitzuteilen, daß Breisach und Freiburg nunmehr der französischen Krone gehörten und daß den Spaniern künftighin nur der Seeweg nach den Niederlanden blieb. Wie unsicher dieser Weg war, erwies denn auch die Seeschlacht, die im Herbst 1639 zwischen einer spanischen Armada, die zwanzigtausend Soldaten nach den Niederlanden verschiffen sollte, und der holländischen Flotte unter Admiral Tromp im Ärmelkanal statthatte. Nahe Dover fielen die Holländer über sie her, und die Spanier verloren nicht allein viele gute und schöne Schiffe, sondern auch zwölftausend Mann. Zur großen Erleichterung des Königs und Richelieus war die Isolierung der spanischen Niederlande jetzt nahezu vollendet. Ein Angriff unserer Nordgrenze stand kaum mehr zu befürchten.
    Sowie ich in Paris anlangte, erstattete ich dem König ausführlichenBericht, und sogleich beschloß er, zwei Regimenter samt Kanonen und den verlangten Maurern nach Breisach zu schicken, ebenso, obwohl das Land rings um die beiden Städte nicht arm war, Lebensmittel in Mengen. Denn dadurch wollte Richelieu Requisitionen verhindern, die uns der Bevölkerung verhaßt gemacht hätten. Auch erhielten die Soldaten Befehl, bei den Händlern nichts zu nehmen, was sie nicht ordentlich bezahlt hätten. Der König ernannte Guebriant zum Kommandanten von Breisach und Erlach zum Kommandanten von Freiburg, der junge Turenne wurde sein Stellvertreter. Somit war Erlach dafür belohnt, daß

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