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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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verfügen die Spanier über das amerikanische Gold. Sie haben eine sehr gute Flotte. Unsere, die wir Richelieu verdanken, muß sich erst noch bewähren. Und die Spanier haben mit den Kaiserlichen einen gewichtigen Verbündeten, der unsere Ostgrenze bedroht.«
    »Hat Ludwig nicht auch Verbündete?«
    »Gewiß: England, Schweden, Holland und die lutherischen deutschen Fürsten, allesamt protestantische Staaten, was ihm von den französischen Klerikalen zur Genüge vorgeworfen wird.«
    »Es gab in dem Krieg also Siege und Niederlagen, können Sie mir für jede ein Beispiel geben?«
    »Womit soll ich anfangen, mit einem Erfolg oder einem Mißerfolg?«
    »Fangen Sie mit dem Mißerfolg an, dann wird der folgende Sieg mich darüber trösten.«
    »So hören Sie denn, liebe Freundin, die traurige Geschichte. Am siebenten Dezember 1638 schlug Admiral von Sourdis vor der Biskaya-Küste die spanische Flotte und zersprengte sie.«
    »Das ist doch ein Erfolg!«
    »Ein Erfolg, der leider böse endete. Herr von Sourdis setzte an der Küste Truppen zur Verstärkung jener ab, die an der Bidassoa die Stadt Fuenterrabia belagerten, die von den Franzosen in ihrer seltsamen Manie, die Namen ausländischer Städte zu französisieren, ›Fontarabie‹ getauft wurde. Die von Sourdis gelandeten Truppen erhöhten die Zahl der Belagerer auf zwölftausend Mann, und weil die Belagerten nur siebentausend zählten und wir Kanonen hatten, schien die Sache gelaufen. Nun, dem war nicht so. Die Dinge gingen schief. Die französischen Kanonen schlugen in die Befestigungen von Fontarabie eine große Bresche, doch anstatt nun dort einzudringen, gerieten unsere Soldaten, weiß Gott warum, in Panik und stoben davon. Weder Condé noch der Fürst von La Valette, die sie befehligten, vermochten die Männer zurückzuhalten. Schäbigerweise schob Condé alle Schuld auf La Valette, der die Flucht ergreifen mußte, um dem Los zu entgehen, das besiegte Generäle von Ludwig zu gewärtigen hatten. Trotzdem wurde er
in contumaciam
zum Tode verurteilt und
in effigie
1 verbrannt. Das Merkwürdigste an der Sache ist aber, daß die Einnahme von Fontarabie keine große Bedeutung hatte, die Stadt war kaum von strategischem Wert. Trotzdem waren der Hof, die Hauptstadt und das ganze Königreich über die Niederlage, die wir vor dieser kleinen Stadt erlitten, untröstlich, sie wurde als eine tiefe Demütigung für das französische Volk empfunden. Die Panik tapferer und kriegserprobter Soldaten angesichts der Bresche von Fontarabie blieb ein unbegreifliches Rätsel und ging gegen unsere Ehre. Doch warten Sie das Folgende ab, schöne Leserin, und machen Sie kein so trauriges Gesicht.«
    »Traurig bin ich wegen der armen Soldaten. Warum darf ein Soldat eigentlich nicht in Ängste geraten, wenn er in eine Bresche gehen soll, wo Musketen und Kanonen auf ihn feuern?«
    »Richtig.«
    »Sie stimmen mir zu?«
    »Ich stimme Ihnen nicht nur zu, ich tröste Sie auch gleich durch einen glänzenden Erfolg.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Kurioserweise wurde dieser unser Erfolg durch einen sächsischen General errungen.«
    »Ein Sachse, mein Gott! Etwa ein Kaiserlicher?«
    »Nein, nein, ein Sachse, aber beileibe kein Kaiserlicher, er war den Habsburgern alles andere als gewogen. Liebe Freundin, hiermit stelle ich Ihnen den bedeutendsten deutschen Heerführer der protestantischen Partei vor, Bernhard von Sachsen-Weimar,
capitano di ventura
, wie die Italiener sagen, oder
condottiere
, wenn Sie wollen, das heißt, er hatte das Waffenhandwerk aus dem Effeff gelernt, hatte ein schlagkräftiges Söldnerheer herangebildet und stellte es in den Dienst der reichsten Herrscher Europas.«
    »Warum mußten sie so reich sein?«
    »Weil Bernhard von Weimar für seine Dienste große Säcke voll Geld verlangte.«
    »Und was war er für ein Mann?«
    »Sie meinen, vom Äußeren her?«
    »Ja!«
    »Eine sehr weibliche Frage, aber ich antworte gern. Er war groß, schlank, mit breiten Schultern und stolzer, nicht eben sanftmütiger Miene.«
    »Und war er auch, wie Sie, ein Bewunderer des
gentil sesso

    »Ein ausgehungerter Menschenfresser wäre nicht gieriger gewesen. Allerdings war er ein Edelmann, und wenn er eine Stadt genommen hatte, tat er weder Damen noch Mägden Gewalt an. Er ließ sie zu sich kommen.«
    »Und was machte er mit seinem Heer?«
    »Sagte ich es nicht? Er vermietete es.«
    »An wen?«
    »Zuerst an den König von Schweden, der ihm seine Siege gegen die Kaiserlichen verdankte, und 1635, Gott

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