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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Blond. Er hatte sogar Talente, wenigstens solche, die von den Großen bewundert werden. Er ragte hervor beim Schlagballspiel, beim Fechten und bei der Jagd. Er tanzte fabelhaft. Seine Talente und Erfolge stiegen ihm zu Kopf. Er wähnte sich zu Höchstem ausersehen und faßte den Plan, sich der Königin zu nähern, sie zu verführen und die Macht mit ihr zu teilen.
    Die Verführung schlug fehl, obwohl es dem Laffen gelang, Anna von Österreich beim Bade zu überraschen, eine Plumpheit, die sie nicht eben schätzte. Um den Aufdringlichen loszuwerden, kam Mazarin auf die Idee, ihn zum Großrittmeister zu ernennen. Das Amt hätte den eitlen Menschen verführen können, hätte er doch »Monsieur le Grand« geheißen wie Cinq-Mars. Beaufort fand das Amt jedoch unter seiner Würde und schlug es hochmütig aus, weil er sich zu Besserem berufen fühlte. Und darauf wartete er. Als nun aber nichts kam, fragte er die Königin nach dem abgelehnten Amt. Diesmal jedoch erzürnte sich die Königin, ihre Stimme überschlug sich in den Diskant, sie weigerte sich rundheraus, dem Unverschämten überhaupt ein Amt zu geben.
    Diese Abfuhr mußte unseren Mann auf das empfindlichste kränken, und sofort faßte er einen Plan so groß wie seineDummheit. Er wollte die Unzufriedenen um sich sammeln und im gegebenen Moment den Kardinal Mazarin töten, da doch offenbar dieser unheilvolle Italiener schuld daran war, daß die Königin ihm die hohen Ämter verweigerte, die ihm nach seiner Geburt und seinen Talenten gebührten.
    Wie nicht anders zu erwarten, wob er sein Netz zu langsam und mit viel zu vielen Komplizen. Seit ich zu Hof gehe, habe ich nur eine Verschwörung erlebt, die ihr Ziel erreichte und mit dem Tod des schändlichen Concini endete. Und ihr Erfolg beruhte eindeutig auf der kleinen Zahl der Verschwörer und der Tatsache, daß sie nur zwei oder drei geheime Treffen benötigten, bevor sie zur Tat schritten.
    In solchen Dingen sind Geheimhaltung und Schnelligkeit alles. Beaufort machte das ganze Gegenteil. Er bemühte sich, seiner Sache so viele Anhänger wie möglich zu gewinnen, und bei immer mehr Verschwörern und Beratungen konnte das Geheimnis seines Unterfangens nur verlorengehen. Allein schon daß unsere Klatschbasen am Hof, wenn sie die ernsten Mienen der Verschwörer und ihre mysteriösen Zusammenkünfte beobachteten, sie verspotteten, indem sie sie die Wichtigtuer nannten.
    Beaufort mit seinem bißchen Verstand beging einen weiteren Fehler. Er nahm unter die Verschworenen die Herzogin von Chevreuse auf, die
urbi et orbi
als Königin der Intriganten berüchtigt war, und zwar in solchem Maße, daß Ludwig und Richelieu, die sie gern dem Henkersschwert überliefert hätten, wäre sie keine Frau gewesen, sie in die Verbannung geschickt hatten. Die Herzogin von Chevreuse kannte tatsächlich weder Skrupel noch Scham. Sie zögerte nicht, ihre Reize einzusetzen, um einen königlichen Minister von seinen Pflichten gegenüber dem König abzubringen. Zu guter Letzt also hatten der König und Richelieu sie ins Exil in eine entlegene Provinz geschickt, wo sie Tag und Nacht scharf überwacht wurde. Zum Unglück rief Anna von Österreich, als Ludwig XIII. starb, die aufreizende Person, auf die sie sehr erpicht war, weil sie lustig war und offenherzig aus ihren amourösen Erinnerungen plauderte, zurück an den Hof, wo sie, wie man sieht, sich unverweilt in eine neue Intrige stürzte, bei der sie nur alles verlieren konnte und nichts gewann.
    Nun betrieb Monsieur de Beaufort die Kabale aber nicht um der schönen Augen der Chevreuse willen, sondern wegen eineranderen Dame, der Herzogin von Montbazon, die zum intimen Zirkel der Regentin gehörte. Die Dame war schön wie die Liebe selbst. Doch trog dieses Äußere. Ihre Zunge war die einer Schlange. Sie haßte, weiß Gott warum, die Prinzessin Condé, verbreitete Tag für Tag eine Flut von Verleumdungen über sie, bis es der Königin endlich zuviel wurde und sie die Schlange vom Hof verjagte. Da nun beschloß Beaufort, Mazarin umzubringen, der nicht nur das Pech hatte, Italiener zu sein, sondern, wie es am Hof hieß, auch ein sehr enger Freund der Königin. Der Leser hat gewiß nicht vergessen, daß Beauforts Verstand äußerst beschränkt war, und dementsprechend waren seine Ideen. Sein Motto lautete: »Die Königin hat meine Geliebte verjagt, dafür töte ich ihren Favoriten.«
    Mazarin unterrichtete mich von der ganzen Geschichte des Komplotts am vierten September 1643 in seiner neuen

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