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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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»Non nobis Domine« flatterte ihnen unwiderstehlich voran!
    Jetzt trug er selbst seinen Waffenrock nur noch im Mantelsack versteckt. Dazu Helm, Nackenkette, Beinschienen, Schwert und Schild, die Pumphosen, die rote Schärpe. Er führte es heimlich mit sich, aber er trug es nur noch, wenn er sich, geschützt von fremden Blicken, ins Gebet und in die Beschwörung der alten Ordensregeln vertiefen wollte. Dieses Tun brauchte er in dieser gottlosen Zeit!
    Jetzt, dachte Henri, da die Zeit der Kreuzzüge in das Heilige Land längst und endgültig vorbei ist, bleiben Neid und Intrigen zwischen den ehemaligen Bündnisparteien übrig. Die Brüder von St. Johann, die nach Rhodos und Malta übersiedelten, sollten unseren Ordensschatz erben, den der Großmeister Jacques de Molay im Jahr des Herrn 1307 mit sich nach Paris geführt hatte. Aber Henri hatte das mit Hilfe der letzten Getreuen zu verhindern gewusst. Es war ihm gelungen, alle Zusagen des Königs und des Papstes dem inzwischen verfeindeten Orden der Hospitaliter wieder zu entreißen. Henri hatte damit unmittelbar nach dem unseligen 13. Oktober, gleich nach dem Erntedank, vor vier Jahren angefangen, als auf Befehl des Königs fünfzehntausend Templer in Ketten gelegt wurden. An einem einzigen Tag! Henri wusste sofort, wohin dieser Terror führen würde, und hatte gehandelt. Binnen Jahresfrist hatte er die verstreuten Schätze in den Besitz der Tempelbrüder zurückgeholt und versteckt.
    Es war sein einziger Trumpf in dieser schweren, haltlosen Zeit!
    Henri ritt voller schwerer Gedanken weiter. Er wusste, was geschehen war, er hatte die Akten studiert, die man angelegt hatte. Damals waren ja die Templer noch die strahlenden Helden des Jahrhunderts gewesen!
    Henri wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sank denn die Sonne niemals mehr! Es hatte seit Monaten nicht mehr geregnet, und sie mussten mehr als einmal Bittprozessionen ausweichen, die mit Jammern und Gesang über die Wege zogen, um Regen zu erflehen. Barfüßige Frauen trugen Reliquien, andere geißelten sich, Gestalten in Federkostümen, mit fratzenhaften Masken über den Gesichtern, schlugen dumpf auf Trommeln, dazu spielten durchdringend Knochenpfeifen, Hörner und Trompeten.
    Henri dachte: Wie oft habe ich diese Dinge schon erzählt! Alle Adepten wollten immer wieder wissen, wie alles angefangen hatte. Und wie es weiterging. Es war inzwischen wie eine Litanei, er konnte es auswendig hersagen.
    Ja, sie waren reich geworden! Bald unermesslich reich! Sie hatten so viele Güter aufgehäuft, dass die Nachdenklichsten unter den Rittern sich gefragt hatten, ob sie nicht frevelten. Die Einkünfte und Spenden und das, was mit dem organisierten Betteln in allen Ländern aufgehäuft wurde, schickte man nach Jerusalem, dem Wohnsitz des Großmeisters. Henri fiel beim Weiterreiten eine Geschichte ein, die ihm ein Ordensbruder in der Pariser Cité erzählt hatte. Damals starb ein mächtiger Krieger ohne Nachfahren, war es nicht Alfons der Erste von Aragonien, Herr von Navarra und Kastilien, gewesen? Er schenkte den Rittern des Tempels und des Hospitals seinen gesamten Besitz zu gleichen Teilen. Seine einzige Bedingung war, dass der Orden drei Jahre lang dreihundert Ritter im Heiligen Land hielt.
    So kamen die Reichtümer zustande, dachte Henri. Und seit damals sind sie nicht weniger geworden. War es nicht verwunderlich, dass diese Entwicklung Befürchtungen und Feindschaft erregte? Hatten die Bischöfe nicht Recht, wenn sie auf den Laterankonzilen forderten, die Templer sollten zumindest die erworbenen Kirchen und Zehnten zurückgeben?
    Henri wandte sich im Sattel um und ließ seinen Blick über die drei Wagen schweifen, die von seinen Gehilfen gelenkt wurden. Fuhrwerke mit Sonnensegeln und großen, langsam mahlenden Holzrädern, auf denen gut abgedeckte Fässer mit in Salz eingelegten Gurken standen. In den rund hundert Fässern befand sich der letzte Teil des unermesslichen Templerschatzes.
    Er wusste noch nicht, wo er ihn verstecken konnte. Der übrige Reichtum, soweit er ihn nach der Verhaftungswelle retten konnte, war inzwischen zusammen mit den Akten des Ordens an sicheren Orten im ganzen Land verteilt. Henri de Roslin fühlte sich noch immer verantwortlich für den Schatz, und er brauchte das Erbe der Templer, um seinen Hass in eine todbringende Waffe verwandeln zu können.
    Vor der Stadtbrücke von Alencon, an der Grenze zur Bretagne, die ebenso wie das östlich angrenzende Anjou ein Lehen der französischen Krone

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