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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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überlegte er, wie er es anstellen musste, den Ritter Ricard zu finden.
    Er erblickte eine kleinere Burg stromabwärts, auf einem steilen Felsen bis ins Tal abfallend, stromaufwärts durch niedrigen Sattel mit dem Gebirge verbunden. War das die Besitzung des Ritters?, fragte er sich. Als er weiterritt, wurde ihm die Mächtigkeit dieser Wehranlage noch deutlicher. Der Anblick des ganzen Berges war überwältigend, wenn man auch die ansteigenden Stadtmauern und die untere Burg und Stadt mit übersah. Uthman fühlte sich klein und unwürdig. Aber das weiße Pulver schien sich in seinem Lederbeutel zu entzünden und ihm Stärke und Mut zu verleihen. Er legte unwillkürlich seine Hand auf die Stelle, wo der Beutel auf seiner Brust lag.
    Ohne Zögern ritt er weiter und erreichte die kleine Stadt am Fuß des Abhanges, die die wichtige nach Norden weiterführende Uferstraße sicher beherrschte, denn diese führte mitten durch die Hauptgasse.
    »Sagt mir, wo erreiche ich die Burg des Herrn Ricard?«, fragte er einen Jungen, der gerade versuchte, seinen Terrier zu dressieren.
    Der wies, unbeeindruckt von der imposanten Erscheinung des Sarazenen, zu der kleinen Burg am Ortsausgang. »Es ist die da.«
    Uthman ritt weiter und erblickte die Burg mit einem starken Wohnturm in Form eines Kleeblattes auf einem zweiten Basaltkegel neben der Straße. Die Straße ging bergan. Auf halber Berghöhe stand eine malerische Kapelle mit Kirchhof, Uthman erblickte im Vorüberreiten große Grabmale von zwei Familien, die Miravalle und Ventadour hießen. Das mussten die ehemaligen Burgbesitzer gewesen sein, bis das Geschlecht der Ricard sie übernommen hatte. Dahinter schirmte der Turm das Stadttor und beherrschte die Stadt.
    Es war ein mühsamer Aufstieg, der Weg allein machte deutlich, dass die Burgherren keine Besucher wünschten. Hier stieg die Stadtmauer im steilsten Winkel bergan, von Zeit zu Zeit durch Mauertürme verstärkt, die Wehrgänge und Zinnen zeigten. Dann, hoch oben, schloss die Mauer an den Felsenkamm der Burg an. Ein lang gestreckter, schmaler Mauerring umzog in wild zerrissenen und vielmals geknickten Linien den Kamm, darüber kreisten Raubvögel. Endlich erreichte Uthman das Südende des durch den Burgkern bekrönten Kegels.
    Die Spannung, die der Sarazene in sich spürte, ließ nicht nach. Er versuchte auch gar nicht, sie zu leugnen, sondern wollte sie als Fanal benutzen, um ohne Zaudern voranzuschreiten.
    Er stand jetzt vor der Burgmauer der äußeren Vorburg. Er besaß so viel Kenntnisse, dass er sah, wie die hohen Mantelmauern auf Palisaden, den Motten, gebaut waren, um sie bei einem Angriff vor Unterminierung zu schützen. Nur ein kleiner Eingang am Fuße des Turmes, das Angstloch, war vorhanden. Uthman blickte empor, er konnte sich vorstellen, wie die Burg zu verteidigen war, nämlich durch einen Gussschacht und Gusserker, die Treppe dahinter führte sicher durch alle gewölbten Stockwerke bis zur Plattform.
    Er saß ab, zog am Glockenstrang und bestieg wieder das Pferd. In der Höhe des viereckigen Wartturmes öffnete sich eine kleine Luke.
    »Euer Begehr!«
    »Ich möchte den Ritter Ricard sprechen. Und sollte es der Fall sein, dass seine Heiligkeit, der Papst, in seinen Mauern weilt, wie man mir sagt, dann wünsche ich auch mit ihm zu reden.«
    »Ach was? Und mit welcher Berechtigung?«
    »Ich bin Uthman ibn Umar, Sarazene. Leibarzt des Mufti von Kairo. Ich habe dem Heiligen Vater ein Geschäft vorzuschlagen. Und nun melde mich an, ich bin nicht den weiten Weg geritten, um meine Zeit mit Torwachen zu vertun!«
    Die Luke wurde zugeschlagen.
    Uthman wartete eine geraume Weile. Als er schon glaubte, der Wächter habe die Anmeldung nicht weitergetragen, öffnete sich der Turmeingang. Zwei Geharnischte ließen ihn einreiten. Er kam in einen grob gepflasterten Hof, wo er absaß. Man führte sein Pferd fort und winkte ihm, zu folgen.
    Uthman versuchte, sich alles einzuprägen, vielleicht musste er schnell fliehen. Die Kenntnis jeder Einzelheit konnte dann sein Leben retten.
    Jetzt erst erreichten sie das unregelmäßige Fünfeck der eigentlichen Burg. Davor lag überraschenderweise ein ausgedehnter Kräutergarten, Uthman nahm im Vorübergehen nur flüchtig wahr, was sich darin befand. Ein schweres Doppelturmtor mit zwei Rundtürmen, die gewölbte Stockwerke umfassten, öffnete sich vor dem Besucher. Es ging in die innere Vorburg und dann in die Torhalle des Donjon, des Wohnturms des Feudalherrn.
    Über eine Wendeltreppe und

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