Der König muß sterben
heiligen Petrus. Der Mann, der an der Spitze seiner Gefolgsleute von Kirche und Staat unermüdlich für einen neuen Kreuzzug gegen sein Volk im Heiligen Land warb und Geld sammelte.
Kam dieser Kreuzzug jemals zustanden, dann starben mit den Christen vor allem seine eigenen geliebten Brüder und Schwestern zwischen Akkon und Askalon.
Sie hielten eine Art Thronrat ab. Herr Pierrefonds stand mit abgewendetem Gesicht an der Seite. Einer aus der Mitte der Pyramide, es mochte der Herr Ricard sein, denn er sprach herrisch und war am reichsten gewandet, sagte scharf: »Zu Boden! Ihr steht vor dem Stellvertreter Gottes auf Erden!«
Noch ehe Uthman reagieren konnte, schlugen ihm zwei Wachen ihre Lanzen in die Kniekehlen. Er sackte zu Boden.
»Den Kopf beugen, Ungläubiger! Was erlaubt Ihr Euch, uns mit den unverschämten Augen eines Heiden anzublicken!«
Uthman hielt es für ratsam, den Befehlen zu gehorchen. Er verharrte in dieser Haltung, aus der Gegend der anderen vernahm er Stimmengemurmel. Nach einer Weile spürte er die Kälte der Fliesen, denn der dicke, blumengeschmückte Teppich begann erst unmittelbar vor ihm.
»Er behauptet also, Leibarzt des Mufti von Kairo zu sein?«
»Ja«, sprach Uthman dumpf in Richtung der kalten Fliesen.
»Hat er Beweise?«
»Nein.«
»Und warum sollten wir ihn dann nicht umgehend in das Verlies werfen, wo er vermodern wird?«
»Weil ich ein wichtiges Anliegen habe, Ihr Herren. Ich möchte zum Christentum bekehrt und getauft werden. Könnt Ihr es einer armen Seele, die lange irregeführt wurde, verwehren, den Weg ins Himmelreich antreten zu dürfen, wenn der Tod naht?«
Gemurmel. Der Herr Pierrefonds kreischte jetzt: »Er lügt doch! Ziehen wir ihm seine anmaßende Bekleidung aus und unterwerfen ihn der Folter, dann wird seine freche Stimme anders klingen!«
Eine Stimme, die Uthman bisher noch nicht vernommen hatte, sagte ruhig: »Halt! Der Fremde trägt ein Anliegen vor, dem sich kein Christenmensch verschließen darf! Wir sind nach den Sakramenten verpflichtet, jede Seele zu retten!«
»Gewiss, Heiliger Vater!«
Die Stimme des Papstes hatte so ruhig und milde geklungen, dass Uthman ihm manches zu verzeihen bereit war. Konnte das der Mann sein, der Tausende von Templern ungerührt auf die Scheiterhaufen geschickt hatte? Er rührte sich nicht und wartete ab.
»Ihr dürft aufblicken!«
Uthman richtete seinen Blick auf die himmlische Pyramide, wo der Stellvertreter Gottes inzwischen seine Hand ausgestreckt hatte. Einer der Edelleute machte eine herrische Geste, Uthman erhob sich. Er trat näher und küsste den leuchtenden Diamanten auf dem Ring der ausgestreckten rechten Hand, dann zog er sich ehrerbietig wieder zurück.
Die dunklen Augen von Clemens ruhten nachdenklich auf ihm, und Uthman spürte, wie dieser Blick versuchte, seine Absichten zu ergründen. Der Sarazene kniete sich vor dem Thron auf sein rechtes Bein, blickte geradeaus und nahm wahr, wie die seitwärts postierten Soldaten ihre Schwerter und Lanzen zurücknahmen.
»Nun sprecht!«
Für den Moment bin ich gerettet, dachte Uthman erleichtert. »Ich komme aus Kairo. Schon immer war es mein Wunsch, Christ zu werden. Aber in meiner Heimat ist dies unmöglich. Seit St. Jean d’Acre fiel, ist der Hass meiner Landsleute gegen die Christenheit unvorstellbar groß. Nur die Juden dürfen am Leben bleiben. Deshalb bleibt mir keine Wahl, als in der Fremde den Segen des Heiligen Stuhls zu empfangen. Darum bitte ich Euch, Ihr hohen Herren, und dich besonders, verehrter Papst!«
»Was habt Ihr dem Heiligen Vater dafür zu bieten?« Der Sprecher saß rechts unterhalb des Throns, ein schwarz gekleideter Ritter, der ihn anfunkelte.
»Ich bin nicht arm. Da ich schon einige Zeit in diesem schönen Land bin, nachdem ich aus dem Morgenland kam, konnte ich an einem sicheren Ort eine Goldmenge verstecken, die nicht unbedeutend ist. Sie gehört Euch, wenn Ihr meine Seele gerettet habt.«
»Klingt vernünftig!«
»Wer beweist uns, dass Ihr die Wahrheit sagt und wirklich Gold besitzt?«
Uthman griff unter sein Gewand und zog den prall gefüllten Lederbeutel hervor. Er legte ihn vor sich auf den Boden. Auf einen Wink des Herrn Ricard hin holte ihn ein Soldat und brachte ihn dem Burgbesitzer.
»Tatsächlich Gold! Eine nicht unerhebliche Menge, Heiliger Vater! Aber das reicht nur, um einen winzigen Teil von Euch zu taufen, Sarazene! Vielleicht Euer rechtes Ohr, wie? Und Ihr behauptet, noch mehr davon zu besitzen?«
»Ja«, antwortete
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