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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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und bereit, das Seine zu tun. Er wartete. Wenn es jetzt notwendig wurde, konnte er sich mit einem Tigersprung in den Tempelritter verwandeln, der für Ehre und Gerechtigkeit focht.
    Was geschah in diesem Moment mit Uthman?
    War der Gefährte in Gefahr?
    Henri beherrschte sich mühsam. Aber er wusste jetzt, er hätte den Sarazenen nicht allein lassen dürfen.
     
     
    Der Papst musste sich hinsetzen. Er beugte sich vornüber, als zerrissen ihn Schmerzen. Ein schmatzender Laut verließ seinen Mund. Dann richtete er sich wieder auf und sah den Sarazenen verwundert an. »So wohl«, sagte er, »habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ein gütiges Geschick mein linkes Bein wunderbarerweise vom Altersbrand befreite. Doch daran, das glaubt mir, waren meine Ärzte nicht schuld.«
    »Es geht Euch besser, Herr Papst?«
    »Ja, Sarazene. Ich muss Euch danken. Und glaubt mir, wäre dies nicht der Fall, würde ich Euch in diesem Moment den Folterknechten überantworten.«
    »Ich weiß«, sagte Uthman, innerlich schaudernd. Und in Aufruhr, weil seine Kenntnisse seinem bittersten Feind nützten und weil sein eigentliches Vorhaben in immer weitere Ferne rückte.
    Clemens blickte den Ritter Ricard an, der sich aufrichtig freute, und sagte: »Das feiern wir! Ich gebe unserem weit gereisten Gast zu Ehren heute Abend ein Essen. Und über Eure Taufe und Bekehrung sprechen wir noch. Ich denke, das hat Zeit. Ich spiele mit dem Gedanken, Euch in meiner Nähe zu halten – denn Eure Kenntnisse sind tatsächlich, wie Ihr selbst schon sagtet, der eigentliche Schatz!«
    Uthman verneigte sich. »Ihr seid sehr gütig, Herr Papst!«
    »Ricard, organisiere das Essen! Ich will alles nur vom Besten, verstehst du? Vergiss nicht die gesottenen Rotkehlchenzungen.«
    »Wenn du das sagst, dann bist du wieder gesund, Clemens«, sagte Ricard. »Es ist ein Wunder!«
    »Nun, Gott bewahre, wir wollen einen Sarazenen nicht als Wunder bezeichnen! Das könnte üble Folgen haben!«
    Uthman wurde in ein Gemach gebracht, das nicht weit entfernt lag. Er fieberte dem Abend entgegen, an dem die Tat ausgeführt werden musste. Wie er jedoch aus der Burg entkommen sollte, das war ihm schleierhaft. Der Papst hatte ihm etwas geschenkt. Es war ein silberner Bisamapfel, in dem sich ein Abwehrmittel aus Kräutern befand. Gegen Ungläubige, hatte der Heilige Vater gemeint. Uthman band es sich um den Hals und dachte: So richte es sich gegen Euch selbst!
    Der Abend kam.
    Im Donjon der Burg des Herrn Guillaume Ricard hatten sich an die hundert Gäste eingefunden. Es war eine ungewöhnliche Ehre für Uthman, dass er neben dem Heiligen Vater sitzen durfte. Clemens wirkte munter, seine Gesichtsfarbe hatte sich aufgehellt, die Leibärzte steckten die Köpfe zusammen und konnten es nicht fassen. Als die Gänge mit silbernen Schalen aufgetragen wurden, griff ihr Herr mit gesundem Appetit zu. Der päpstliche Mundschenk spürte, wie sein Herz stillstand, sein Herr lehnte zum ersten Mal, seit er ihn kannte, das Procedere des Vorkostens, das Berühren aller Speisen mit kleinen Stücken von Brot und deren vorsichtigen Verzehr, ab! Der Sarazene musste ihn verhext haben!
    Uthman dagegen fühlte sich unbehaglich. Er war auf dem Sprung. Das Pulversäckchen lag in der Tasche seines Entari, eines eleganten, seidenen Umhangs, der bis zum Boden reichte, bereit. Man aß, plauderte, Musik spielte. Und Uthman wurde immer verzweifelter, weil die Erfüllung seines eigentlichen Auftrages in immer weitere Ferne rückte.
    Aber er wusste, dass die Situation durchaus etwas Gutes besaß. Jeder sah, dass der Papst gesund war. Dass er wie durch ein Wunder munter wirkte, wie schon seit Jahren nicht mehr. Im Moment dachten höchstens die Leibärzte, der Sarazene wolle ihm nach dem Leben trachten. Zumal Uthman keine Gelegenheit ausließ, die Vorzüge der arabischen Medizin zu schildern.
    Er bemühte sich gerade, jeden Verdacht des Mystischen zu beseitigen, schilderte die vernünftigen Überlegungen der antiken Mediziner und das handwerkliche Geschick der arabischen, da beugte sich der Papst zu ihm und sagte leise:
    »Hat er noch von dem Pülverchen? Ich spüre, wie der alte Schmerz zurückkehrt und Blähungen aufsteigen wie Sumpfblasen.«
    Uthman zögerte einen Herzschlag lang. Jetzt, das spürte er, war der Moment gekommen, sich zu entscheiden. Jetzt musste er das Richtige tun. Und danach durfte er keinen Schritt mehr zurückweichen.
    Er griff nach seinem Lederbeutel, in dem das Gift schlummerte, welches gnadenlos

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