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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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töten sollte.
    Er zog es hervor. Der philosophische Merkurius mit der Alchemistischen Formel schien schwer in seiner Hand zu wiegen. Er schüttete dem Papst ein wenig davon in den Weinpokal. Und Clemens trank es. Uthman hielt den Atem an.
    Der Papst wischte sich die Lippen ab und sagte:
    »Wie wunderbar! Noch nie schmeckte mir Wein so gut! Oh, ich habe einen Hunger, wie ich ihn noch nie verspürte! Mehr von dem Wildbret! Und spart nicht an dicker Sauce!«
    »Halt!«, meldete sich da der päpstliche Mundschenk. »Das geht nun wirklich zu weit! Verzeiht, mein Herr Papst und Gebieter! Aber lieber will ich sterben, als Euch dieser Gefahr auszusetzen! Ein Heide schüttet Euch Pulver in den Wein! Das dürft Ihr ohne Giftprobe auf keinen Fall trinken!«
    Der Papst lehnte sich lächelnd in seinem Sessel zurück. »Ich habe es bereits in meinem Zimmer getrunken. Und es hat mir wohl getan.«
    »Bitte lasst mich wenigstens jetzt eine Giftprobe machen«, drängte der Mundschenk.
    »Macht die Giftprobe«, sagte Clemens milde. »Wartet. Was nehmen wir? Den Bezoar? Nein. Natternzungen? Das Einhorn? Krötensteine? Serpentin? Nein. Pulver vom Steinbockhorn? Hole er den schwarzen Haifischzahn aus Gestein! Er ist gegen Gift der mächtigste Verbündete!«
    Uthman zuckte zusammen. Jetzt fliegt alles auf, dachte er. Er sagte mühsam: »Ihr misstraut mir?«
    »Keineswegs«, antwortete der Papst. »Aber ich esse und trinke sonst nie, bevor meine Mundschenke und Vorkoster die Giftprobe gemacht haben. Erst wenn mein Truchsess mein Tranchierbesteck küsst zum Zeichen, dass es giftfrei ist, darf ich anfangen. Wisst Ihr, mein Geschirr wird auf dem Weg von der Küche zur Tafel mit Tüchern gebunden, auf Reisen sogar mit einem Schlüsselchen abgesperrt. Meine Utensilien, Tischtücher, Servietten, Gewürzfässchen und mein Essgerät schützt Tag und Nacht mein vertrauenswürdigster Hofbeamter. Kennt Ihr nicht das Wormser Hofrecht, in dem es heißt, dass Giftmorde fast täglich in der Bischöflichen Familie geschahen? Seitdem haben wir Mundschenke, Truchsesse, Kämmerer für unsere Giftproben. Heute habe ich bereits gewaltig über die Stränge geschlagen und war sehr leichtsinnig.«
    Man schüttete mehr Wein in eine silberne, henkellose Schale. Der oberste Mundschenk verlangte das restliche Pulver. Uthman zog den Beutel hervor und gab es ihm. Er richtete ein Stoßgebet zu Allah.
    »Das dauert keinen halben Stundenumlauf«, erklärte der Ritter Ricard. »Ich mache es sonst immer mit einer Probe aus Bergkristall an einer silbernen Kette. Die Giftprobe hat mehr Menschenleben gerettet als alle Ärzte zusammengenommen.«
    Jemand hatte inzwischen ein silberbeschlagenes Tafelschiff, das Nef, gebracht, an dem schwarze Haifischzähne wie an einem Baum hingen. Er nahm einen mit einer gezackten Silberfassung herunter und hängte ihn an seinem Ring in die tiefe Schale.
    Die Gäste traten näher und beugten sich gespannt über das Trinkgefäß.
    Der redselige Mundschenk erklärte: »Es ist seit der Antike unser bester Giftschutz, und Ihr wisst sicherlich vom Schlangenwunder, das der Heilige Petrus auf Malta wirkte. Wir Christenmenschen vertrauen seiner Kraft.«
    »Wenn der Zahn sich verfärbt, seid Ihr ein toter Mann«, sagte ein Arzt hämisch zu Uthman.
    Der Sarazene spürte, wie sein Blut aufwallte. Er erhob sich. »Verzeiht mir, aber eine plötzliche Übelkeit – ich muss zum locus secretus… «
    »Aber nein, langsam!« Ein bewaffneter Gehilfe des Mundschenks drückte ihn auf den Sitz zurück. »Hier geblieben!«
    Auch Clemens blickte ihn plötzlich misstrauisch an. »Ihr wollt Euch zurückziehen? Seht Ihr etwa dem Ausgang der Probe zweifelnd entgegen?«
    »Gewiss nicht. Ich habe nur viel fettes Fleisch gegessen, die französische Küche ist nichts für meinen Magen, der an fleischlose Kost gewöhnt ist.«
    »Wartet, bis die Probe vollzogen!«
    Uthman suchte verzweifelt nach einem Grund, die Burg verlassen zu dürfen. Denn zweifellos musste ihre Probe, von der er schon gehört hatte, das Gift im Wein nachweisen. Solche Proben waren sicher. Und dann würden sie es ihm wahrscheinlich in den Hals schütten…
    Ein kühner Plan war in ihm gereift. Er sprang auf. Sein Sitz stürzte um.
    »Dieses Misstrauen erträgt kein freier sarazenischer Mann! Ihr habt mein Wort, es ist eine unverzeihliche Beleidigung, an meiner Ehre zu zweifeln! Ich ziehe meinen Wunsch nach Bekehrung und Taufe zurück! Aber ich stehe zu meinem Wort! Morgen in der Frühe kehre ich zurück

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