Der König muß sterben
willst ein Geständnis über dein verpfuschtes Leben ablegen. Doch zuvor unterschreibe dieses Protokoll über die Tortur. Darin steht genau beschrieben, was du bisher zu erleiden hattest. Denn wir handeln nicht aus persönlicher Rache, sondern nur, um die Wahrheit vor Gott ans Licht zu bringen.«
Sie legten ihm das Pergament vor. Henri unterschrieb mit zitternden Fingern, die ihm selbst wie verkrüppelt erschienen. Der Kuttenträger nahm es, schaute auf die Unterschrift, als läse er ein Geheimnis, und sagte: »Dann sollten wir mit dem Verhör in caput alienum fortfahren.«
»Tut, was Ihr nicht lassen könnt, gerechte Herren!«, sagte Henri mit fester Stimme. »Der Herr sei Euch gnädig.«
Unwillig sahen sie ihn an. Sie konnten nicht dulden, dass er so mit ihnen sprach, denn mit ihm – mit ihm – musste Gott gnädig sein. Sie waren ohne Sünde und ohne Schuld.
»Worauf es nun ankommt, Henri, ist dein Gehorsam. Du musst uns folgen, aber nicht in dem Maße, dass du uns nach dem Munde redest. Zum Beispiel frage ich dich nun: Bist du mit uns einer Meinung, dass du weiterhin gefoltert werden musst? Womöglich gar noch härter als bisher? Grausamer, als du es dir überhaupt vorstellen kannst?«
Henri schwieg.
»Nun?«
Henri schwieg weiter. Es war aussichtslos. Sie wollten nur eines erreichen – ihn zerbrechen.
Ein Kuttenträger gab den Folterknechten, die gehorsam im Hintergrund warteten, einen Wink. Die Kerle warfen ihn auf eine Leiter, die sie auf den Boden gelegt hatten. Sie banden ihn mit Lederriemen am ganzen Körper und am Kopf fest, legten diese um einen Bolzen und zogen sie so fest an, dass sie tief ins Fleisch schnitten. Fester und fester schnürten Henri die Riemen ein. Henri hatte das Gefühl, zerquetscht zu werden. Am ganzen Körper, an Beinen und Armen, am Hals und am Kopf entstand ein unerträglicher Druck, der das Blut abschnürte und den Körper anschwellen ließ.
Der Protokollant schrieb eifrig mit. Henri ahnte, dass sie noch kein Blut vergießen wollten, also war dieser Foltermethode eine Grenze gesetzt. Er biss die Zähne zusammen, bis sein ganzes Gesicht im Krampf verhärtet war. Und schwieg.
Nach weiteren Umdrehungen bekamen die Folterknechte Zeichen. Sie drehten den Bolzen zurück.
Henri fühlte sich als hilfloses Bündel aus Fleisch und Nerven. Und das Schlimmste war, dass seine Situation etwas Verführerisches barg; sie war als Folge seiner Tat so grauenvoll logisch und konsequent! Darin lag die größte Erniedrigung. Sie war beinahe schlimmer als die grässlichen Schmerzen.
»Gib nun alles zu, mein Sohn. Berichte uns von allen deinen Verfehlungen. Wer steht hinter dir? Wen kannst du mit einem Geständnis vor dem Fegefeuer retten?! Sprich, erleichtere dein Gewissen!«
»Incubbus!«, flüsterte Henri. »Der Euch fressen wird.«
Die Folterknechte kippten die Leiter, auf der Henri noch immer fest gebunden lag, an der Fußseite an. Henri hing nun mit dem Kopf nach unten an den Sprossen. Gewaltsam öffneten sie ihm den Mund, führten eine Toca aus Leinen tief in seinen Hals ein, legten einen feinen Leinenstoff über Mund und Nase und gossen Wasser darüber. Henri musste schlucken, ob er wollte oder nicht. Er bekam sehr schnell keine Luft mehr, doch sie gossen weiter und weiter.
Henri warf in kreatürlicher Panik den Kopf hin und her, versuchte, das Leinen abzuschütteln, wieder zu atmen, doch sie hielten ihn fest. Als ihm schwarz vor Augen wurde und der panische Schlag seines Herzens ihm den Leib zu zersprengen drohte, nahmen sie das Tuch weg. Japsend schluckte Henri den letzten Wasserschwall und schnappte keuchend nach Luft. Er würgte. Sein ganzer Körper bäumte sich auf, alles in ihm schrie nach einem Ende dieser Qual. Tränen der Erschöpfung rollten ihm über das Gesicht.
Dann setzten sie die Tortur fort.
Nach unerträglichen Momenten der Qual fiel Henris Körper in sich zusammen. Er nahm nichts mehr wahr, sein Leib krümmte sich nur noch in unkontrollierten Zuckungen. Die Folterknechte schlugen ihm mit beiden Händen ins Gesicht. Er kam zu sich. Seine Augen waren blicklos auf die Decke gerichtet. Er schwitzte Blut am ganzen Körper. Und in einem Rest von Verstand sagte er zu sich: Dies war auch die Erfahrung des Herrn, auch er schwitzte Blut. Er hat es für uns alle erlitten, doch für wen erleide ich es…
Die Peiniger starrten ihn schweigend an. Das Gesicht des Protokollanten zerschnitt ein hässliches Lächeln.
»Wir raten dir, in deinem offensichtlichen Hochmut nicht die
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