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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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gegenübertreten zu müssen. Dass es nun in diesem Moment seiner äußersten Wehrlosigkeit geschah, erfüllte ihn mit Wut und tiefer Resignation. Aber er nahm sich fest vor, keine Schwäche zu zeigen. Den Triumph, ihn gebrochen zu sehen, gönnte er seinem größten Feind nicht.
    Man hatte ihm die Haare und den Bart abgeschnitten, den Judenring abgerissen. Er lag in Ketten in einem Verlies, das von drei Kienspanfackeln nur notdürftig erhellt wurde. Aber das Licht reichte aus, um die Instrumente zu erkennen, die sich im Hintergrund befanden. Henri kannte sie alle, und es wurde ihm bewusst, dass er sich im Heiligen Land schon einmal in einer ähnlich ausweglosen Lage befunden hatte.
    Er dachte an den Bruder Jacques de Charleroi. Er befand sich irgendwo draußen in der Nähe des Schlosses. Aber es gab keine Möglichkeit, dass er ihm beisprang. Und Uthman, Joshua, Sean? Sie erschienen ihm in diesem Augenblick wie Lichtgestalten, die einem anderen Leben angehörten.
    Meine Gefährten, dachte er, wir sehen uns nicht wieder.
    Als der Generalinquisitor das Verlies betrat, spürte Henri dennoch ganz tief in sich einen stillen Triumph. Er hatte seinen Auftrag erfüllt! Komme nun, was nicht zu verhindern war – er hatte den verräterischen König getötet!
    Imbert trat dicht vor ihn und sah ruhig auf ihn herab. Im Gesicht des mächtigen Mannes mit den schlohweißen Haaren stand Milde. Er sagte: »Nun kannst du deine Seele erleichtern, Henri de Roslin. Es ist die Zeit der Vergebung.« Und dann bückte er sich zu dem Gefangenen herab – und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Als er sich wieder erhob, bekreuzigte er sich.
    Henri spürte das Blut, das über sein Gesicht lief. Am meisten demütigte ihn, dass er es nicht abwischen konnte. In seinem Inneren wurde es kalt. Einmal mehr verstand er, mit wem er es zu tun hatte. Mit einem gefühllosen menschlichen Ungeheuer, das sogar Christus, wenn er noch unter ihnen weilte, für einen Gegner halten würde.
    Und er war ihm bedingungslos ausgeliefert.
    Im Hintergrund öffnete sich in diesem Moment eine niedrige Pforte, die Henri bisher nicht bemerkt hatte. Drei Männer in Kutten traten ein. Sie gingen gemessenen Schrittes, ohne den Gefangenen anzusehen, in die Mitte des Verlieses. Hinter ihnen trugen zwei barfüßige Gesellen mit nacktem Oberkörper und verwahrlosten Gesichtern einen Tisch herein. Der Generalinquisitor bestimmte mit einer herrischen Geste den Standort des Tisches. Die Kuttenträger nahmen daran Platz. Einer legte Pergamente vor sich hin. Ihre Bewegungen waren würdevoll, in ihren hageren Gesichtern standen weder Hass noch Bosheit.
    Henri wusste alles über Verhöre. Es war ihm klar, dass er niemand vertrauen konnte. Sie würden ihr Spiel spielen. Dennoch beschlich ihn ein leiser, irrlichternder Hoffnungsschimmer, denn wenn Kirchenmänner ein Protokoll schrieben, würden die Folterungen nicht in blindwütige Exzesse ausarten. Er dachte darüber nach, was er zu gestehen hatte.
    Guillaume Imbert zog ein Buch aus dem Gewand und blätterte darin. Sein Zeigefinger fuhr über eine bestimmte Stelle, dann machte er ein Zeichen. Die beiden halb nackten Folterknechte lösten Henris Ketten. Sie zerrten ihn auf die Beine und führten ihn zu den Gerätschaften. Dann rissen sie ihm Hemd und Stiefel herunter. Einer verschränkte Henris Arme auf dem Rücken, der andere band ein von der Decke herabhängendes Seil um seine Handgelenke und zurrte es fest.
    Sie befestigten Eisengewichte an seinen Füßen und zogen ihn mit einem Ruck empor.
    Henri unterdrückte nur mit allergrößter Willensanstrengung einen Schmerzensschrei. Es war, als würden ihm die Arme aus den Gelenken gerissen. Das Gewicht an den Füßen drohte nicht nur seine Knöchel zu zerquetschen, sondern zog auch seinen Körper auseinander. Er spannte die Muskeln an, so fest er konnte. Als Templer war er darauf vorbereitet, Folter und Schmerzen zu erdulden. Aber wie lange konnte er das ertragen?
    Als wollten sie ihn zerfetzen, zogen die Folterer kräftiger am Seil, knarrend bewegte sich der Flaschenzug an der Decke. Henri baumelte hilflos in der Luft. Imbert trat nahe an ihn heran und versetzte ihm einen Stoß, sodass er sich langsam drehte.
    Henris Körper war in weiß glühenden Schmerz getaucht. Er konzentrierte sich allein darauf, nicht zu schreien. Er spannte seine Muskeln an, bis sie hart wie Stein waren. In die glühenden Nebel hinein, die sein Gehirn ausfüllten, sagte die Stimme Imberts:
    »Wie heißt du, mein

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