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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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befreiten den Präzeptor von Jerusalem aus einem ähnlichen Gefängnis. Wir können es schaffen, wenn wir die gleiche List wie damals anwenden.«
    »Aber Gottfried! Wie soll das gehen? Es ist unmöglich!«
    »Nein, Joshua. Es ist möglich. Aber wir müssen uns einen Plan ausdenken. Sicher können wir nicht zur Vordertür hineinspazieren. Es wird einen anderen Weg geben. Vielleicht kann Sean…«
    »Den Knappen lassen wir aus dem Spiel! Er ist noch ein Kind. Und wir feiern gerade die christliche Zeit der unschuldigen Kinder. Sean wird hier, im Schutz des Waldes, mit den Reittieren warten. Wenn uns einfällt, wie wir in das Schloss gelangen könnten…«
    »Aber wir brauchten Rammböcke, Steinschleudern, Sturmleitern! Die haben wir nicht!«
    »Nein, Uthman. Gerade damit würden wir scheitern. Wir benötigen solches Gerät nicht, das weiß ich. Ich habe zwar noch keinen Plan, aber ich bin sicher, wir müssen die Kriegsgeräte durch eine List ersetzen! Ich grüble schon die ganze Zeit darüber.«
    Sean sagte: »Ich könnte versuchen, ins Schloss zu gelangen, und mit meiner Flöte ein Lied anstimmen. Vielleicht hört Henri es und fasst Mut.«
    »Sie haben ihn in das tiefste Verlies geworfen, damit müssen wir rechnen. Dort dringen keine Schreie nach draußen. Und von den Dingen, die draußen geschehen, ist drinnen kein Laut zu hören! Nein, es ist aussichtslos.«
    »Aber wir sind hier! Wir sind seine Gefährten, seine einzige Rettung! Es muss uns etwas einfallen!«
    Sie starrten hinüber. Die großartige Silhouette des königlichen Schlosses hob sich bizarr im Mondlicht ab. Mit all den Türmen, Giebeln, Erkern und Nebengebäuden wirkte es wie eine eigene Stadt. Und irgendwo da drinnen, in einem winzigen, geheimen Raum, mitten im Herzen des Schreckens, hielten sie Henri de Roslin gefangen.
    Die drei Männer und der Junge spürten immer deutlicher und niederschmetternder, dass sie ihm nicht helfen konnten.
     
     
    Der Generalinquisitor war in seinem Element. Vielleicht hatte er seine weiße Mähne vom Anblick des Grauens bekommen, für das er selbst verantwortlich war. Sein Leben lang hatte er gebetet und gefoltert.
    Henri de Roslin wusste, was in den nächsten Stunden auf ihn zukam. Er versuchte, sich zu wappnen. Noch war sein ganzer Körper wund von den bisher erlittenen Qualen, ein Teil seiner inneren Organe fühlte sich aufgebläht und entzündet an. Aber er konnte sich wieder bewegen, und nichts war gebrochen.
    »Holt den Marterstuhl, rückt ihn hierher. Die Leiter dorthin, öffnet die Daumenschrauben und die gezähnten spanischen Stiefel, damit wir mit der Territion beginnen können. Templer, du hast Gelegenheit, dein Gewissen zu erleichtern. Falle ab von aller Apostasie, Gotteslästerung und Zauberei! Nenne uns die Namen aller Frevler des Ordens, die noch in Freiheit sind! Und sage uns, wo wir ihrer habhaft werden können!«
    Henri bemühte sich nicht einmal, eine Antwort zu geben. Er dachte an seine Gefährten. Es fiel ihm ein, wie er im Jahr des Herrn 1307, als die ersten Verhaftungen begonnen hatten, die gefangen gesetzten Brüder im entweihten Tempel von Paris nicht hatte retten können. Diese Wunde in seiner Seele schmerzte noch immer heftiger als manche körperliche Wunde. Er hatte ihren Tod nicht verhindert! Denn damals musste er selbst aus der Stadt an der Seine fliehen, um sich der Verhaftung zu entziehen. Gerade noch hatte er den Schatz aus den Gewölben des Tempels in Sicherheit bringen können. Sein Weg danach war weit gewesen – bis nach Alexandria, Aleppo, Antiochia.
    »Kennst du die Halsgerichtsordnungen des Königs, Inquist?«, fragte Imbert höhnisch. »Darin heißt es, man soll den Verhörten so auseinander ziehen, dass man durch seinen Leib ein Licht scheinen sieht, das hinter ihm gehalten wird. Sollen wir das tun?«
    »Fahr zur Hölle, Imbert!«, sagte Henri.
    »Du willst nicht bekennen? Du willst nicht mit uns zusammenarbeiten, damit deine Seele gerettet wird?«
    »Ich will, dass du zur Hölle fährst, Imbert!«
    »Ich zeige dir jetzt einige Instrumente«, sagte der Großinquisitor mühsam beherrscht, »wähle selbst aus, von welchem du befragt werden willst. Fangen wir mit der Spinne an. Die tüchtigen Gehilfen schlagen dir die Eisenspitzen ins Fleisch und reißen damit große Stücke aus deinem Körper. Willst du diese Befragung?«
    Henri ließ seinen Blick durch das halb dunkle Verlies gleiten. Oh ja, sie hatten unzählige Instrumente. Er erkannte darunter plötzlich auch die Vorrichtung der

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