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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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ich dich und Allie unterbringen und ich kommen und gehen kann, ohne dass jemand davon erfährt, ein Versteck, wie Henry es für seine Rosamund gefunden hat.« Er zwinkerte ihr zu und stupste sie an. »Lazarus Island wär wohl nicht nach deinem Geschmack, oder?«
    Sie lachte, doch dann verstummten sie beide.
    Wo ich kommen und gehen kann, klang es in Adelia nach, ohne dass jemand davon erfährt, ein Versteck, wie Henry es für seine Rosamund gefunden hat … Versteck … ohne dass jemand davon erfährt.
    Ein dauerhaftes Arrangement: Sie eine Mätresse, Rowley jedes Mal von schlechtem Gewissen gepeinigt, wenn er den Mund öffnete, um zu predigen.
    Diese Sorte Menschen sind wir nicht, dachte Adelia. Wir werden beide jedes Ehrgefühl verlieren. Beide in dem ständigen Bewusstsein, dass er seinen Gott verrät, so wie er Ihn jetzt verrät, mit heimlichen Stelldicheins wie diesem hier, als wären wir Ehebrecher; es wird uns beide besudeln. Könnte ich das ertragen? Könnte er das? Können wir das Gegenteil ertragen?
    Dann dachte sie an die Toten der vergangenen Tage, an den Augenblick im Tunnel, als sie schon fürchtete, auch er hätte sich zu ihnen gesellt.
    »Ja«, sagte sie.
    Überrascht stützte er sich auf einen Ellbogen und sah sie an. »Wirklich?«
    »Ja. Vorausgesetzt, Gyltha und Mansur kommen mit uns.«
    »Ich werde viel mit dem Assisengericht unterwegs sein, das weißt du?«
    »Willst du mich haben oder nicht?«
    Er küsste sie fest und lehnte sich dann behaglich zurück. »Wenn du schön brav bist, bring ich dir vielleicht die ein oder andere Leiche mit, damit du was zum Spielen hast.«
    Ein Zuhause, ein Vater für Allie, Sicherheit, Liebe … Ich bin es so satt, unabhängig zu sein.
    Doch noch während sie ruhig und wohlig diesen Gedanken nachhing, wusste sie, dass ein Hauch von … Ja, von was? Tugend? Nein, nicht Tugend, an der lag ihr nichts … Dass ein Hauch von etwas Wesentlichem, das in ihr gewesen war, seit sie denken konnte, wie Salz im Meer, nicht mehr ihr gehören würde.
     
    Am nächsten Morgen traf Hauptmann Bolt mit einer Eskorte ein und erklärte, dass das Reisegericht der Assise in der Stadt Wells erwartet werde und der Bischof von St. Albans auf königliches Geheiß als einer der Richter daran teilnehmen müsse.
    »Der König ist in Anjou, aber er kommt bald nach England«, sagte der Hauptmann – eine Ankündigung, die darauf abzielte, bei jedem, der sie vernahm, einen leichten Schauder der Angst auszulösen, und die das auch ausnahmslos tat. »Und Master Mansur soll für ihn einen Bericht abfassen, in dem er alles beschreibt, was hier in Glastonbury geschehen ist – mit den Skeletten und so.«
    Henry würde nicht erfreut sein.
    Laut sagte Adelia: »Dann bittet Master Mansur, hierher zurückzukehren und Pergament sowie Tinte mitzubringen – und meine Tochter und Gyltha.«
    Sie würde Rowley verlieren, aber diejenigen bekommen, die sie ebenso sehr liebte.
    Bolt, der mit seinen Männern im sonnenbeschienenen Hof Ale schlürfte, fügte hinzu: »Bleibt morgen vom Wald weg! Wir sollen ihn von Räubergesindel säubern. Henry gefallen die Vorfälle, die den Frieden auf seinen Straßen stören, überhaupt nicht.« Er kratzte sich am Kopf, versuchte, sich den genauen Wortlaut seines Befehls in Erinnerung zu rufen. »
Falls der Disput zwischen Wells und Glastonbury nicht durch die Gemeinden selbst bereinigt wird, können beide Seiten davon ausgehen, dass die Krone einschreitet. Le roi le veut.
Ja, genau so. Wir werden uns auf die Briganten im Wald stürzen wie Terrier auf ein Rattennest.«
    Damit würde sich die Angst der Zehnschaft vor Scarry erledigen. Adelia überlegte, wie sie ihnen die Nachricht zukommen lassen könnte, dass sie sich vom Wald fernhalten sollten. Laienbruder Peter, dachte sie – sie würde Will und die anderen durch ihn benachrichtigen.
    Sie erzählte Bolt von dem Angriff auf Emmas Reiterzug und den im Wald verscharrten Opfern, beschrieb ihm, so gut sie konnte, den Weg zu dem Grab. »Lady Emma wird wünschen, dass die Toten ausgegraben und anständig bestattet werden.«
    »Wir kümmern uns darum«, sagte Bolt, und sie glaubte ihm.
    Sie blickte den Soldaten nach, die davonritten und ihren Geliebten mitnahmen.
     
    Gras wuchs durch die Asche der Abtei. Baldrian und Geißblatt sprossen zwischen Trümmern. Schwalben verschwanden in den Nischen der einzigen noch stehenden Wand des Kirchenschiffs, fütterten ihre Jungen im Nest und flogen wieder davon, um sich erneut auf

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