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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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zurückgerufen?«
    Emma blickte verwirrt.
    Adelia sagte: »Es war kein Gipfel. Und nein, haben sie nicht. Und ihre Gunst gehört einem anderen.«
    Es nützte nichts. Lady Emma war die verlorene und errettete weiße Taube. Als sie vermisst wurde, hatte er ihr seine Klagegesänge gewidmet, und jetzt, wo sie leibhaftig vor ihm stand, blass, dünn und schön, war sie die Vollkommenheit schlechthin – ein ätherisches Wesen, so weit über ihm stehend, dass er gefahrlos als ihr Troubadour eine Leidenschaft besingen konnte, die nie erwidert werden würde. Noch während er jammervoll seufzte, begann er, seine Harfe zu stimmen.
    »Seht euch den an!«, sagte Gyltha angewidert. »Jetzt, wo er vor Liebeskummer vergeht, ist er glücklich wie ein Schwein im Dreck.«
    Der Ziehbrunnen wurde abgedeckt, damit die beiden wieder vereinten Kinder nicht hineinfielen, wenn sie im Hof spielten. Die Erwachsenen gingen ins Haus, setzten sich um den Esstisch und ließen sich von Adelia ausführlich die vergangenen zwei Tage und Nächte schildern.
    Nur Roetger fehlte. Er erholte sich nicht so gut, wie Adelia gehofft hatte. Er war zu schwach, um das Bett zu verlassen, hatte weder Appetit noch Interesse an irgendwas und schämte sich, weil entweder Adelia oder Millie ihm auf den Topf helfen mussten – er weigerte sich kategorisch, das Emma machen zu lassen.
    Genau wie Mansur fühlte auch er sich gedemütigt, weil er unfähig gewesen war, seine Lady zu beschützen. Es nagte an ihm. »Was für ein Kämpe war ich denn für sie?«, fragte er Adelia einmal.
    Emma wollte nichts davon hören. »Ich sag ihm das wieder und wieder. Was hätte er denn tun können? Diese Hexe, diese Hilda, hat Pippy ein Messer an die Kehle gedrückt; wir mussten tun, was sie wollte. Und als wir auf der Straße überfallen wurden, war er so tapfer … Du hättest ihn sehen sollen! Verwundet, hat er dennoch gekämpft wie ein Löwe. Ohne ihn wären Pip und ich jetzt tot. Ach, Delia, es kümmert mich nicht mehr, was die Leute denken, ich will ihn heiraten. Denkst du, der König erlaubt es mir?«
    »Da bin ich ganz sicher.« In Wahrheit war sie gar nicht sicher. Emma war ein wertvoller Trumpf in seinem Spiel, und er konnte sie nach Belieben verheiraten. Adelias letzte Ermittlung war erfolgreich gewesen, und da Henry sie belohnen wollte, hatte sie ihn überreden können, Emma nicht gegen ihren Willen erneut zu verheiraten.
    Aber damals hatte sie ihm die gewünschten Ergebnisse geliefert …
    Besonders bekümmerte es den Deutschen, dass er sein Schwert verloren hatte, das Symbol für alles, was er einst war. Hilda hatte ihn gezwungen, es abzulegen, und jetzt war es nirgends zu finden. »Sie kann es nicht verschachert haben«, sagte er. »Dazu war es zu edel. Nein, sie hat es weggeworfen. Warum mich nicht gleich mit? Ohne mein Schwert bin ich nichts wert.«
    Bis jetzt hatte Adelia Emma den Versuch ihrer Schwiegermutter verheimlicht, sie töten zu lassen, weil sie abwarten wollte, bis die Ärmste wieder zu Kräften kam. Aber sie musste es erfahren, und als Adelia der Tischrunde nun diesen Teil der Geschichte erzählte, erwartete sie eine ebensolche Wut, wie sie sie selbst empfand.
    Wolf und die verwitwete Lady Wolvercote, zwei Mörder.
    Sie wurde enttäuscht. Emma hatte schließlich Schreckliches durchgemacht: der Überfall von Wolf und seinen Briganten auf der Straße, die Annahme, dass sie in Sicherheit war, als sie das »Pilgrim Inn« erreichte, und dann die Erkenntnis, in die Hände einer Wahnsinnigen geraten zu sein, der unterirdische Gang, das erzwungene Exil auf einer Leprainsel … Ihr innerer Widerstand war gebrochen.
    Gyltha schrie fassungslos auf bei dieser Neuigkeit. Mansur stieß grässliche arabische Flüche aus. Emma jedoch weinte nur um ihre toten Bediensteten.
    »Kann es bewiesen werden?«, fragte Mansur.
    »Ich weiß nicht.« Darüber hatte Adelia noch nicht nachgedacht. »Zumindest sollte die Frau aus Wolvercote Manor verjagt werden, mit Sack und Pack.«
    Emma schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Ich schicke Roetger nicht noch einmal in einen Gerichtskampf. Da verliere ich lieber Wolvercote Manor … Gott weiß, ich hab es mir für Pippy gewünscht … aber ich lasse nicht zu, dass mein guter Kämpe noch einmal verwundet wird.«
    »Ich pfeif auf einen Gerichtskampf«, sagte Gyltha. »Das Weibsstück gehört an den Galgen.«
    Emma schluchzte weiter.
    Es war nicht der richtige Moment, um ihr zu sagen, dass Roetger nie wieder in der Lage sein würde zu

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