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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Nahrungssuche zu machen.
    Die Natur sang vom Leben, die Mönche im zerstörten Chorraum sangen vom Tod, und beides klang wunderschön.
    Adelia hörte zu, während sie bei den Katafalken in der Weidenhütte kniete.
    »In paradisum deducant te angeli; in tuo adventu suscipiant te martyres
 
…«
    Und wann werden sie dafür beten, dass ihr ins Paradies geführt werdet?, fragte sie die Skelette. Wird man auch euch unter die Märtyrer aufnehmen? Oder werdet ihr unbenannt und unbetrauert in euer Grab zurückkehren? Vielleicht, dachte sie, ist das gleichgültig, solange ihr nur zusammen seid.
    Mit ihrer unmelodischen Stimme sang sie gleichzeitig mit den Mönchen: »Mögen Engelschöre euch empfangen; möget ihr ewige Ruhe finden!«
    Sie stand auf und ging nach draußen in den Schatten der Kirchenmauer.
    Nach einer Weile tauchte Bruder Peter auf, wischte sich die Augen. »Ich halt das nich mehr aus. Das wird noch den ganzen Tag so gehen.« Er wirkte nicht überrascht, hier auf sie zu treffen. »Warum hat er das gemacht? Warum hat er das gemacht? Ein Unfall, sagt der Bischof, aber er kannte die Sümpfe. Genau wie Hilda.«
    Adelia schüttelte mitfühlend den Kopf, antwortete aber nicht. Die Fragen des Mannes waren rhetorisch. »Bruder Peter, ich möchte, dass Ihr Will und die anderen warnt. Sie dürfen morgen nicht im Wald wildern.«
    »Wildern?« Er tat, als hätte er das Wort noch nie zuvor gehört.
    Sie nickte. »Wildern. Aber nicht im Wald. Nicht morgen.«
    Der Laienbruder starrte sie an, kniff die Augen zusammen. »Ich hab Soldaten vor dem Gasthof gesehen. Die machen Jagd auf Wolf und seine Bande, nich?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Vielleicht hatte sie schon zu viel gesagt. Vielleicht steckte er mit den Briganten so weit unter einer Decke, dass er diese warnen würde. Zumindest hatte sein Bruder ihm nicht erzählt, dass Wolf tot war.
    Der Mann blickte erleichtert. »Wird auch Zeit, dass Wolf kriegt, was er verdient. Verbreitet überall Angst und Schrecken, zur Hölle mit ihm! «
    »Und Ihr werdet Will warnen?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht mach ich das.«
    Sie erhielt keinen Dank von ihm für ihren Dienst, und sie erwartete auch keinen. Peter war ebenso unwirsch wie sein Bruder. Die beiden erinnerten sie an die Bewohner des Sumpflandes in Cambridgeshire, wo Dankbarkeit mit Taten bewiesen wurde, nicht mit Worten.
    Das muss irgendwas mit dem Leben im Moor zu tun haben, dachte sie.
    »Übrigens«, sagte er, als sie sich abwenden wollte, »Will und die anderen sind vor die Assise geladen worden. Die sollen sich dafür verantworten, dass Eustace das Feuer gelegt hat, was er nich hat. Also bringt Euren Sarazenenarzt dazu, dass er hingeht und den Richtern sagt, dass Eustace es nich war.«
    »Vielleicht mach ich das«, sagte sie.
     
    Unter sicherem Geleit kehrten Allie, Gyltha und Mansur am nächsten Morgen zu Adelias Freude ins »Pilgrim Inn« zurück und brachten auch Rhys den Barden mit.
    Unterwegs hatten sie gesehen, wie Hauptmann Bolt mit mindestens vierzig Soldaten, alle bis an die Zähne bewaffnet, in den Wald hineinsprengte, und später hatten sie in der Ferne Kampflärm gehört. Die Jagd hatte begonnen.
    »Mansur hat gesagt, sie töten Schlangen«, flötete Allie, »aber Schlangen schreien doch nicht, Mama, oder doch?«
    Adelia umarmte sie. »Ich glaube, die schon.«
    Gyltha sagte unterkühlt: »Und wo wir schon mal dabei sind, was hat Rowley uns da erzählt? Uns einfach so abzuschieben, ich hätte nich übel Lust, dir dafür den Hintern zu versohlen.«
    »Tu das nie wieder!«, sagte Mansur leise mit seiner Jungenstimme zu Adelia. »Ich bin dein Beschützer, oder ich bin gar nichts.«
    Sie hatte sie mit einer listigen Täuschung dazu gebracht, nach Wells zu reiten, und dadurch hatte sie sie in ihrem Stolz verletzt, vor allem den Araber. Adelia versuchte, ihnen zu erklären, dass sie alle durch Allies Anwesenheit im Gasthof ebenso angreifbar gewesen wären wie Emma und Roetger, die nicht anders gekonnt hatten, als Hilda zu gehorchen, weil die Wahnsinnige Pippy gepackt und gedroht hatte, ihm die Kehle durchzuschneiden. »Und ohne mich wärt ihr nicht gegangen«, sagte sie zu ihrer Verteidigung. »Stimmt doch, oder?«
    Gyltha schnaubte.
    Sie schnaubte erneut, als Rhys Emma vorgestellt wurde und er sich auf der Stelle verliebte.
    »Habt Ihr meine Lieder gehört, die ich für Euch gesungen habe, Mylady?«, fragte er und riss sich die Kappe vom Kopf. »Haben sie Euch von jenem einsamen Gipfel der Verbannung

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